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ASIEN/241: Bis zu 1.000 Festnahmen nach Protesten in Tibet


Presseerklärung vom 19. März 2008

Bis zu 1.000 Festnahmen nach Protesten in Tibet

Verhafteten Tibetern drohen Folter und Tod


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) befürchtet, dass den fast 1.000 festgenommenen Tibetern jetzt Folter und unmenschliche Behandlung drohen. "Wir müssen davon ausgehen, dass die chinesischen Ermittler nun mit aller Gewalt ihre These von einer "Verschwörung der Dalai-Lama-Clique" mit so genannten "Beweisen" untermauern wollen", sagte der GfbV-Asienexperte Ulrich Delius am Mittwoch. Um Geständnisse zu erpressen und mögliche Mittäter zu ermitteln, werde in Chinas Gefängnissen und Polizeistationen seit Jahrzehnten systematisch gefoltert.

Seit der Unterzeichnung der Anti-Folter-Konvention durch die Volksrepublik am 12. Dezember 1986 sind nachweislich 89 Tibeter an den Folgen der in der Haft erlittenen Folter entweder während ihres Aufenthalts im Gewahrsam der Behörden oder unmittelbar nach ihrer Freilassung gestorben. Regelmäßig werden politische Gefangene, die durch Misshandlungen oder Folter schwerwiegend verletzt wurden, unmittelbar vor ihrem Tod entlassen, um die Zahl der Todesfälle in der Haft gering zu halten. Vor Ausbruch der Unruhen in Tibet waren die Namen von 119 tibetischen politischen Gefangenen bekannt. Ihre tatsächliche Anzahl wird jedoch weit höher geschätzt.

China habe jetzt bereits international anerkannte Rechte Verhafteter missachtet, weil Festgenommene öffentlich in den Straßen Lhasas zur Schau gestellt worden seien, kritisierte Delius. Zur Abschreckung waren am vergangenen Montag 40 verhaftete Tibeter auf vier offenen Armee-Lastwagen langsam durch das Stadtzentrums Lhasas gefahren worden.

"Mit besonderer Sorge erfüllt uns Pekings Aufruf zum Kampf auf Leben und Tod in Tibet", sagte Delius. Diese martialischen Parolen würden nichts Gutes für die Menschenrechte in Tibet und China verheißen.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen vom 19. März 2008
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. März 2008