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ASIEN/378: China / Kambodscha - 20 uigurische Flüchtlinge seit einem Jahr verschwunden


Presseerklärung vom 17. Dezember 2010

Christen halfen muslimischen Uiguren 2009 bei der Flucht

Von Kambodscha an China ausgeliefert - seit einem Jahr verschwunden:
Vereinte Nationen müssen Schicksal von 20 Uiguren aufklären!


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte Navanethem Pillay aufgefordert, das Schicksal von 20 uigurischen Flüchtlingen aufzuklären, die seit ihrer Abschiebung aus Kambodscha nach China am 19. Dezember 2009 spurlos verschwunden sind. "Wir fürchten um das Leben dieser Frauen, Kinder und Männer, da mehrfach uigurische Flüchtlinge nach ihrer Abschiebung gewaltsam in chinesischen Gefängnissen zu Tode kamen", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. "Die Vereinten Nationen stehen in der Verantwortung, ihr Schicksal aufzuklären, denn die Uiguren standen in Kambodscha unter dem Schutz des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge."

Vergeblich hatten Menschenrechtsorganisationen die kambodschanische Regierung im Dezember 2009 davor gewarnt, die Flüchtlinge abzuschieben. Nur zwei Tage vor ihrer gewaltsamen Rückführung hatte ein Sprecher des kambodschanischen Außenministeriums jedoch alle Warnungen als voreilig und unbegründet zurückgewiesen. In Handschellen wurden die Uiguren schließlich nach China ausgeflogen, da sie das kambodschanische Staatsgebiet illegal betreten hätten. "Diese Begründung ist absurd", sagte Delius, "denn als politische Flüchtlinge aus dem mit Kambodscha verbündeten China konnten die Uiguren natürlich nicht legal Visa für ihre Einreise beantragen. Mit der gewaltsamen Abschiebung hat Kambodscha das Völkerrecht verletzt. Artikel 33 der Genfer Flüchtlingskonvention verbietet die Zurückweisung von Flüchtlingen, deren Leben akut bedroht ist."

Uiguren, die im Ausland Asyl beantragt haben, werden von den chinesischen Sicherheitsbehörden als Gefahr für die Staatssicherheit oder als "Terroristen" angesehen. Mindestens fünf namentlich bekannte Uiguren, die seit 2001 aus Nachbarstaaten nach China abgeschoben wurden, sind inhaftiert und gefoltert worden. Ein weiterer Uigure, Shaheer Ali, der in Nepal Zuflucht gesucht hatte, ist im März 2003 zum Tode verurteilt und hingerichtet worden.

Die 20 Uiguren, die in Kambodscha Asyl beantragt hatten, waren nach den Unruhen in Urumtschi im Juli 2009 geflohen, weil sie fürchteten, verhaftet zu werden. Mehrere von ihnen waren während der Proteste Augenzeugen von Übergriffen chinesischer Polizisten und fürchteten um ihr Leben. Mit Hilfe christlicher Organisationen, die normalerweise nordkoreanische Dissidenten ins sichere Ausland schmuggeln, waren sie illegal nach Vietnam gekommen und von dort in das Nachbarland Kambodscha weitergeflohen.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 17. Dezember 2010
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
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Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Dezember 2010