Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → BEDROHTE VÖLKER

ASIEN/429: Tibetisches Neujahrsfest von Verfolgung überschattet


Presseerklärung vom 21. Februar 2012

Tibetisches Neujahrsfest (22.2.)

Kein Grund zum Feiern für Tibeter - Anhaltende Verfolgung überschattet Neujahrsfeiern


Chinas Sicherheitsbehörden haben vor dem morgigen Neujahrsfest der Tibeter nochmals massiv ihre Sicherheitsvorkehrungen in Tibet und tibetischen Siedlungsgebieten in China verstärkt. So wurden größere Kontingente der Bereitschaftspolizei vor allem in die Präfektur Ngaba (Provinz Sichuan) verlegt, in der sich die meisten Selbstverbrennungen von Tibetern seit Herbst 2011 ereignet haben. Dies erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Dienstag in Göttingen. "Offensichtlich rechnen die chinesischen Behörden mit neuen Protesten der Tibeter, die von den Sicherheitskräften im Keim erstickt werden sollen", sagte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius.

Der Premierminister der tibetischen Exilregierung, Lobsang Sangay, hat die Tibeter dazu aufgerufen, am tibetischen Neujahrsfest nicht zu feiern, sondern der Verfolgten und durch Selbstverbrennungen Getöteten zu gedenken. Im Exil lebende Tibeter werden am morgigen Losar - Neujahrsfest in aller Welt mit Mahnwachen der Opfer von Gewalt und Verfolgung in Tibet erinnern. Augenzeugen berichteten, dass Mitarbeiter der Kommunistischen Partei mit Geldgeschenken in den letzten Wochen versuchten, Tibeter dazu zu bewegen, trotzdem das Neujahrsfest zu feiern.

"Doch vor allem im Osten Tibets und in den tibetischen Siedlungsgebieten in Sichuan bemühen sich die chinesischen Behörden gar nicht mehr, den Eindruck von Normalität zu wahren", erklärte Delius. "Dort herrscht de facto Kriegsrecht. In der Stadt Ngaba patrouillieren hunderte schwer bewaffnete Sicherheitskräfte in den Straßen." Sowohl die Parteichefs der Kommunistischen Partei in Tibet als auch in Sichuan hatten in den letzten Tagen ein hartes Vorgehen gegen tibetische Demonstranten angekündigt.

"Mit großer Sorge verfolgen wir, dass sich Chinas Behörden immer aktiver in die inneren Angelegenheiten des tibetischen Buddhismus einmischen und so weiteren Protest provozieren", sagte Delius. "Die Festsetzung von rund 800 buddhistischen Gläubigen, die im Januar 2012 von einer Pilgerreise aus Indien und Nepal zurückkamen, markiert einen Tiefpunkt in der Tibet-Politik der Kommunistischen Partei. Es ist alarmierend, dass die Repräsentanten der chinesischen Führung sich heute gar nicht mehr die Mühe machen, den Anschein zu erwecken, grundlegende Menschenrechte der Tibeter zu beachten."


*


Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 21. Februar 2012
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Februar 2012