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ASIEN/451: Vietnam - Deutschlands strategischer Partner versperrt Menschenrechtlern Zugang zur UN


Presseerklärung vom 26. Juli 2012

Deutschlands strategischer Partner verletzt Rechte von Christen und ethnischen Minderheiten

Vietnam versperrt Menschenrechtlern Zugang zu UN-Gremien



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Deutschlands strategischem Partner Vietnam vorgeworfen, Menschenrechtlern gezielt den Zugang zu den Vereinten Nationen (UN) zu versperren und so öffentliche Kritik an der eigenen Politik gegenüber ethnischen und religiösen Minderheiten zu verhindern. Als jüngstes Beispiel für diese Strategie führte die GfbV die Intervention der vietnamesischen Regierung gegen die Registrierung einer Menschenrechtsorganisation der Khmer Krom als Nichtregierungsorganisation bei den UN Anfang dieser Woche an. "Auch die ethnischen Minderheiten der Hmong und Montagnards-Bergvölker, katholische und protestantische Christen sowie Buddhisten leiden unter massiven Übergriffen der Behörden", berichtete der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen und forderte: "Deutschland muss sich mehr für ein Ende dieser Menschenrechtsverletzungen einsetzen, wenn Vietnam wirklich ein strategischer Partner der Bundesrepublik bleiben soll."

Obwohl sich das Komitee für Nichtregierungsorganisationen (NGO) beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC) einstimmig für die Aufnahme der Menschenrechtsbewegung "Khmers Kampuchea-Krom Federation" ausgesprochen hatte, hatte Vietnam am Montag durchgesetzt, dass die NGO nicht anerkannt wurde. Die "Khmers Kampuchea-Krom Federation" vertritt mehr als eine Million indigene Khmer im Mekong-Delta. Sie wollte im UN-Menschenrechtsrat auf die anhaltende Diskriminierung der Khmer Krom sowie auf die Unterdrückung ihres buddhistischen Glaubens aufmerksam machen.

Die christlichen Ureinwohnergemeinschaften der Hmong und Montagnards-Bergvölker leiden in Vietnam aufgrund ihres Glaubens und ihrer ethnischen Abstammung unter doppelter Verfolgung. So wurden im Juni 2012 zwei neue Kirchen der Hmong in der im Nordwesten des Landes gelegenen Provinz Dien Bien Phu auf Anordnung der Behörden niedergerissen. Eines der Gotteshäuser gehörte sogar der offiziell registrierten Evangelischen Kirche Vietnams. Die rund 400.000 christlichen Hmong werden von Behörden schnell verdächtigt, sich gegen die Regierung zu stellen, und werden oft Opfer von Übergriffen. Nicht besser ist die Lage der protestantischen Montagnards, die in den Bergregionen Zentralvietnams leben. Sie können ihren Glauben nur bedingt praktizieren, es gibt ständig neue Verhaftungen. Zurzeit werden in den Gefängnissen Vietnams rund 250 Montagnards meist ohne Gerichtsbeschluss als Glaubens- und Gewissensgefangene festgehalten.

Auch katholische Gemeinschaften werden eingeschüchtert. Deshalb wandten sich katholische Priester aus der in Zentralvietnam gelegenen Diözese Vinh vor kurzem an Staatspräsident Nguyen Tan Dung. Sie protestierten gegen Angriffe von Soldaten und Bereitschaftspolizisten auf eine Kirche. Dabei wurde am 1. Juli 2012 eine Marienstatue zerstört, zahlreiche Gläubige wurden geschlagen. Als rund 10.000 Christen gegen die von lokalen Behörden angeordneten Übergriffe öffentlich protestierten, wurden Panzer aufgefahren, um die Demonstranten einzuschüchtern.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 26. Juli 2012
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Juli 2012