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ASIEN/462: Burma - Ethnische Minderheiten legen Friedensplan vor


Presseerklärung vom 18. September 2012

Schwierige Suche nach Frieden

Burma: Ethnische Minderheiten legen Friedensplan vor



Ethnische Minderheiten in Burma haben einen Sechs-Punkte Plan vorgelegt, um die seit Jahrzehnten andauernden Kämpfe mit der Armee in den Randregionen des Landes beizulegen. "Mit diesem Friedensplan wollen die Minderheiten vor allem deutlich machen, dass die bisherigen Friedensbemühungen von Burmas Regierung nicht ausreichend sind", berichtete der Asienreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Ulrich Delius, am Dienstag in Göttingen. Während Burmas Machthaber auf mehr Entwicklung und Investitionen in den lange vernachlässigten Regionen der Minderheiten setzen, wollen diese Bevölkerungsgruppen mehr politische Rechte. Gleichzeitig wehren sie sich auch gegen die Ausbeutung der reichen Bodenschätze auf ihren Gebieten, ohne dass sie daran beteiligt werden. "Die wachsende Zahl von Konflikten um die Erschließung von wertvollen Rohstoffen wie Kupfer und Gold machen deutlich, dass wirtschaftliche Entwicklung nicht automatisch zu Frieden führt, sondern oft neue Auseinandersetzungen schürt."

Bei einer Konferenz im Norden Thailands hatten sich am vergangenen Wochenende mehr als 100 Vertreter von Freiheitsbewegungen, Nichtregierungsorganisationen und politischen Bewegungen der ethnischen Minderheiten auf einen gemeinsamen Friedensplan verständigt. Er sieht Treffen zwischen den Freiheitsbewegungen und der Zivilgesellschaft sowie mit der Regierung vor. Letztere Konferenz soll unter internationaler Aufsicht stattfinden, um die Sicherheit aller Teilnehmer zu garantieren. Alle dabei vereinbarten Friedensabkommen sollen in der jeweiligen Region durch eine Volksabstimmung und durch umfassende Beratungen mit der Bevölkerung gebilligt werden.

Im Vielvölkerstaat Burma gibt es zum Teil seit Jahrzehnten bewaffnete Auseinandersetzungen mit mehr als einem Dutzend Bewegungen der sieben bedeutendsten Volksgruppen. Die Nationalitäten stellen rund 30 Prozent der 54 Millionen Bewohner Burmas. Seit der Unabhängigkeit des Landes 1948 kämpfen sie für mehr Autonomie. Ihre Regionen gelten als besonders reich an Bodenschätzen.

Wie schwierig die Suche nach einer Friedenslösung ist, wurde auch vergangene Woche deutlich, als der "Rat der Ethnischen Nationalitäten" alle Freiheitsbewegungen aufforderte, ihre Friedensverhandlungen mit der Regierung Burmas auszusetzen, so lange die Kämpfe zwischen der Armee und der Freiheitsbewegung der Kachin andauern. Mehr als 90.000 Menschen mussten vor diesen Auseinandersetzungen fliehen, die im Juni 2011 nach dem Zusammenbruch eines seit 17 Jahren bestehenden Waffenstillstands ausbrachen. Im "Rat der Ethnischen Nationalitäten" sind Exil-Organisationen der bedeutendsten Minderheiten zusammengeschlossen.

Für die internationale Staatengemeinschaft will auch Norwegen im Friedensprozess vermitteln. Doch diese Bemühungen stoßen vor allem bei Nationalitätenvertretern auf Misstrauen, die den Europäern mangelnde Transparenz und Einseitigkeit vorwerfen.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 18. September 2012
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. September 2012