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ASIEN/513: Pakistan - seit Januar 261 schiitische Hazara getötet


Presseerklärung vom 1. Juli 2013

261 schiitische Hazara seit Januar 2013 bei Terroranschlägen getötet

Pakistan muss religiöse Minderheit besser schützen



Pakistan muss die religiöse und ethnische Minderheit der schiitischen Hazara vor Terrorangriffen sunnitischer Extremisten besser schützen, fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). "Das Jahr 2013 droht für die Hazara noch blutiger zu werden als das schlimme Jahr 2012, in dem rund 400 Angehörige der Minderheit politischer Gewalt zum Opfer fielen", berichtete der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen. Seit Januar 2013 wurden 261 schiitische Hazara von Extremisten getötet, 457 Angehörige der Minderheit wurden zum Teil schwer verletzt. Am Sonntag waren bei einer Bombenexplosion in der Stadt Quetta erneut 30 Hazara getötet und 60 Menschen verletzt worden. Fast hätte es ein noch größeres Blutbad gegeben, weil sich der Selbstmordattentäter zuerst Zugang zu einer voll besetzten schiitischen Moschee verschaffen wollte.

"Zum Schutz der Hazara müssen die Sicherheitskräften in Quetta dringend verstärkt werden", forderte Delius. Die Stadt wurde seit Januar 2013 schon vier Mal Schauplatz blutiger Selbstmordanschläge. Quetta gilt mit 600.000 Hazara-Bewohnern als Siedlungszentrum der aus Afghanistan zugewanderten ethnischen und religiösen Minderheit. Nach den verheerenden Autobomben-Anschlägen, bei denen 92 Schiiten am 12. Januar 2013 in Quetta getötet wurden, und anhaltenden Protesten der Hazara hatte die pakistanische Regierung zwar die zuständige Provinzregierung aus dem Amt entlassen. Doch weitere konkrete Sicherheits-Initiativen unterblieben. Am 16. Februar 2013 wurden bei einem Anschlag auf einen Markt in Quetta 79 Menschen getötet. Am 23. April wurden fünf Schiiten getötet und 45 Menschen verletzt, als eine Autobombe und drei weitere Sprengsätze in belebten Vierteln der Stadt gezündet wurden.

Seit Januar 2013 wurden elf Terroranschläge auf schiitische Hazara verübt. Neben dem jüngsten Selbstmordattentat am 30. Juni in Quetta und den Autobombenanschlägen vom 12. Januar, 16. Februar und 23. April zählte ein Selbstmordanschlag auf eine Moschee in der Stadt Hangu am 1. Februar zu den schlimmsten Übergriffen auf die Minderheit. Dabei wurden 22 Schiiten getötet.

"In Pakistan leiden auch Christen, Hindu und Ahmadiyyah-Muslime unter massiven Übergriffen sunnitischer Extremisten sowie unter Diskriminierung durch die Behörden", sagte Delius. "Wir fordern die neue pakistanische Regierung unter Premierminister Nawaz Sharif deshalb eindringlich auf, den Schutz der religiösen Minderheiten endlich ernst zu nehmen."

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 1. Juli 2013
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
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Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Juli 2013