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ASIEN/692: Burma / Myanmar - Schwere Vorwürfe, Religionsminister schürt Rohingya-Konflikt


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 14. Dezember 2016

Burma / Myanmar: 27.000 Rohingya fliehen vor Gewalt: Religionsminister schürt Rohingya-Konflikt - Chefministerin Aung San Suu Kyi muss handeln!


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat dem Religionsminister von Burma/Myanmar, Aung Ko, vorgeworfen, den Streit um die Zukunft der muslimischen Rohingya-Minderheit gezielt zu schüren, statt sich um einen Ausgleich mit der buddhistischen Mehrheitsbevölkerung zu bemühen. Deshalb müsse die Chefministerin des Landes, Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, den umstrittenen Minister schnellstens zur Ordnung rufen und alles unterlassen, was den Konflikt weiter anheizt, forderte die Menschenrechtsorganisation. "Der Rohingya-Konflikt hat eine regionale Krise ausgelöst. Mehrere Nachbarstaaten drängen massiv auf eine politische Lösung im Streit um die Anerkennung der Staatsbürgerschaft der muslimischen Minderheit. Burmas Regierung muss sich endlich bewegen, wenn sie nicht einen diplomatischen Scherbenhaufen und zunehmende Isolation in der Region riskieren will", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen.

Die Nachbarländer Burmas drängen auf eine politische Lösung des Konflikts, nachdem seit dem 9. Oktober 2016 nach neuen Übergriffen von Burmas Armee rund 27.000 Rohingya bei ihnen Zuflucht gesucht haben. Nach massiver Kritik aus Indonesien, Bangladesch und Pakistan gab nun auch Malaysias Premierminister Dartuk Seri Najib Razak die bislang in der ASEAN-Staatengemeinschaft praktizierte Zurückhaltung auf und erklärte: "Genug ist genug".

Bisher ist Burmas Regierung offenbar weit davon entfernt, mit einer Stimme zu sprechen und sich um eine politische Lösung der Krise zu bemühen. So hat das Ministerium für Religion und Kultur auf seiner in burmesischer Sprache gehaltenen Facebook-Seite am vergangenen Wochenende angekündigt, eine Monographie über die Herkunft der Rohingya zu veröffentlichen. Historische Dokumente sollen dabei belegen, dass die Rohingya keine alteingesessene Gruppe seien, sondern erst in jüngster Zeit zugewandert seien und ihnen daher die Staatsbürgerschaft zu verweigern sei. Diese These ist unter Historikern sehr umstritten. Sie weisen darauf hin, dass Muslime seit dem 8. Jahrhundert maßgeblich im Norden des heutigen Burmas vertreten sind.

"Die Provokationen des früheren Brigadegenerals und heutigen Religionsministers sind für den Viel-Religionen- und Vielvölkerstaat äußerst gefährlich. Myanmars Regierung ist nicht glaubwürdig, wenn sie einerseits mit der Einsetzung einer Kommission unter dem Vorsitz des ehemaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan den Eindruck erwecken möchte, sich aktiv um eine Lösung der Rohingya-Frage zu bemühen, und zugleich immer wieder öffentlich Stimmung gegen die muslimische Minderheit macht", kritisierte Delius. Das Religionsministerium hatte im August 2016 mit der Ankündigung, ohne Genehmigung errichtete Gotteshäuser aller Glaubensgemeinschaften niederreißen zu lassen, weltweite Proteste ausgelöst.

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Quelle:
Pressemitteilung Göttingen, den 14. Dezember 2016
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Dezember 2016

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