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EUROPA/457: Präsident Serbiens in Berlin erwartet - Mladic ist immer noch frei


Presseerklärung vom 1. Oktober 2008

Präsident Serbiens in Berlin erwartet

Ratko Mladic ist noch frei
Keine weitere Annäherung Deutschlands an Serbien!


Anlässlich des Besuchs des serbischen Präsidenten Boris Tadic in Berlin am heutigen Mittwoch erinnert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) daran, dass der vom internationalen Tribunal in Den Haag gesuchte Serbienführer Ratko Mladic noch immer auf freiem Fuß ist. "So lange dieser Hauptkriegsverbrecher nicht gefasst und für die Gräueltaten seiner Truppen zur Verantwortung gezogen wurde, darf es keine weitere Annäherung Deutschlands an Serbien geben", mahnte der Generalsekretär der Menschenrechtsorganisation, Tilman Zülch. Dies sei das Mindeste an Respekt, den die Bundesregierung den Opfern und Überlebenden des Völkermordes in Bosnien-Herzegowina entgegenbringen sollte.

Es müsse davon ausgegangen werden, dass Mladic sich mit Wissen serbischer Geheimdienste in Serbien oder Montenegro aufhalte wie der vor einigen Wochen in Belgrad gefasste Kriegsverbrecher Radovan Karadzic. Eine freundschaftliche Zusammenarbeit mit einer Regierung, die Mladic den Rücken frei halte, dürfe es auch mit Blick auf die furchtbare Vergangenheit Deutschlands unter den Nationalsozialisten nicht geben.

Von vielen nationalistischen Serben wird der Ex-General Mladic immer noch wie ein Volksheld verehrt. Bis vor wenigen Jahren konnte er frei in Serbien leben. Für seine Dienste in der jugoslawischen Armee bekam er bis 2002 volle Altersbezüge. Unter dem Kommando von Mladic eroberten serbische Truppen 1995 Srebrenica. Er gab den Befehl für die Ermordung der mindestens 8.376 Knaben und Männer der damaligen UN-Schutzzone. Die Massenerschießungen gelten als das schlimmste Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Europa seit 1945.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen vom 1. Oktober 2008
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-0, Fax: 0551/58028
E-Mail: info@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Oktober 2008