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EUROPA/506: Welt-Roma-Tag - Kontingentlösung für Roma-Flüchtlinge aus Kosovo gefordert


Presseerklärung vom 7. April 2010

Welt-Roma-Tag (08. April)

Gesellschaft für bedrohte Völker sieht Deutschland in der Pflicht:
Kontingentlösung für Roma-Flüchtlinge aus dem Kosovo gefordert


Anlässlich des Welt-Roma-Tages (08.April) fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) für die seit Jahren in Deutschland lebenden rund 10.500 Roma-Flüchtlinge aus dem Kosovo und ihre hier aufgewachsenen deutschsprachigen Kinder eine Kontingentlösung. "Besonders Deutschland hat die Pflicht, die Roma vor drohender rassistischer Verfolgung in ihrem Herkunftsland in Schutz zu nehmen", mahnte der GfbV-Bundesvorsitzende Tilman Zülch am Mittwoch. "Als Konsequenz aus dem Holocaust hat die Bundesrepublik 200.000 jüdische Bürger aus der ehemaligen Sowjetunion aufgenommen. Da auch Hunderttausende Sinti und Roma dem Holocaust zum Opfer fielen, muss Deutschland Angehörigen dieser Volksgruppe nun endlich auch die Hand reichen."

Scharf verurteilte die GfbV die aktuelle Abschiebepraxis deutscher Behörden, die die lange Jahre nur geduldeten Roma-Familien bei "Nacht- und Nebelaktionen" in den Kosovo abschieben. Nicht selten würden dabei Ehepaare, Geschwister oder Eltern von ihren Kindern getrennt. Abschiebungen würden für Kinder, Kranke und Alte zur "Deportation ins Nichts". Die hier geborenen und aufgewachsenen Kinder und jungen Leute, die Deutsch als Muttersprache sprechen, erwarte eine perspektivlose Zukunft.

Nach GfbV-Recherchen vor Ort vegetieren abgeschobene Rückkehrer im Kosovo in Flüchtlingslagern und zusammengezimmerten Behelfsunterkünften. Roma hätten dort nicht einmal als Gelegenheitsarbeiter Chancen auf einen Job. Die medizinische Versorgung sei sehr unzureichend oder unbezahlbar für die Angehörigen dieser Minderheiten.

Der Vertreibung und Flucht von rund 120.000 der ehemals etwa 150.000 Roma aus dem Kosovo 1999 habe auch Deutschland tatenlos zugesehen. Damals wurden die Angehörigen dieser farbigen Minderheit vor den Augen der im Kosovo einmarschierten Nato-Soldaten von extremistischen Albanern aus dem Land gejagt, 70 ihrer 75 Siedlungen und Stadtteile zerstört. Roma wurden misshandelt, gefoltert, entführt, ermordet oder vertrieben.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 7. April 2010
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. April 2010