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MELDUNG/033: Indigene aus Brasilien bitten UN in Genf um Hilfe


Presseerklärung vom 30. September 2011

Indigene erhoffen sich in Genf von der UN Schutz des Amazonas und ihrer Rechte


Vertreter von brasilianischen indigenen Völkern aus der Amazonas-Region haben heute in Genf die UN um Unterstützung gebeten, denn die alarmierenden wirtschaftlichen Entwicklungspläne der brasilianischen Regierung missachten die Rechte der indigenen Bevölkerung. Die Zusammenkunft, an der unter anderen der international bekannte Kayapo-Häuptling Raoni Metuktire teilnahm, fand mit Unterstützung der Gesellschaft für bedrohte Völker International (GfbV), des Vereins Aquaverde und des Comité de soutien au chef Raoni statt.

Kayapo-Häuptling Raoni Metuktire kämpft seit Jahrzehnten für die Rechte seines Volkes. Häuptling Almir Narayamoga von der indigenen Gemeinschaft der Surui Paiter hat wegen seines menschenrechtlichen Engagements bereits mehrfach Todesdrohungen erhalten. Beide haben sich heute mit verschiedenen UNO-Behördenvertretern getroffen und diese dringend gebeten, sie im Kampf um ihre Rechte, die von Brasilien nicht respektiert werden, und den Schutz des Amazonas-Regenwaldes zu unterstützen.

Der Kampf der Indigenen gegen die von der brasilianischen Regierung vorgeschlagenen Initiativen zur wirtschaftlichen Entwicklung und zur Ausbeutung von natürlichen Ressourcen wird immer verzweifelter, denn ihr Überleben ist in Gefahr. So erhielten z.B. Bergbauunternehmen erste Bewilligungen, um in riesigen Gebieten im Amazonas Untersuchungen über natürliche Rohstoffvorkommen durchzuführen - z. T. sogar in offiziell anerkannten indianischen Schutzgebieten ohne das Wissen und das Einverständnis der Indigenen.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker International (GfbV), Aquaverde und das Comité de soutien au chef Raoni unterstützten heute die Indigenendelegation und deren Bitte an die UN, die brasilianische Regierung dazu zu bringen:

- die Rechte der indigenen Völker entsprechend der ILO-Konvention 169 und der UNO-Deklaration für indigene Rechte einzuhalten und diese in der brasilianischen Gesetzgebung umzusetzen - insbesondere das Recht auf eine freie, vorherige und informierte Zustimmung über Belange, welche ihre Lebensweise und ihre Umwelt betreffen (FPIC);

- den sofortigen, vollständigen Schutz und die Demarkierung aller indigenen Gebiete vorzunehmen, darunter auch solche, in welchen unkontaktierte Indigene leben oder vermutet werden,

- die Interessen der indigenen Völker in allen Bereichen zu berücksichtigen und zu respektieren, welche von der wirtschaftlichen Entwicklung des brasilianischen Regenwaldes betroffen sind;

- die Aufweichung des Waldschutzgesetzes, welche zurzeit im brasilianischen Parlament diskutiert wird, zu vermeiden;

- gefährdete indigene Menschenrechtler vor Gewalt und Todesdrohungen zu schützen und die dafür Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.


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Quelle:
Presseerklärung Genf/Bern/Göttingen, 30. September 2011
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Oktober 2011