Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → BEDROHTE VÖLKER

MELDUNG/036: Todesdrohungen gegen Träger des Weimarer Menschenrechtspreises 2011


Presseerklärung vom 9. Dezember 2011

Tag der Menschenrechte (10.12.):

Weimar ehrt Sklaverei-Kritiker aus Mauretanien
Todesdrohungen gegen Träger des Weimarer Menschenrechtspreises 2011


Der Preisträger des Weimarer Menschenrechtspreises 2011, der Sklaverei-Kritiker Biram Dah Abeid aus Mauretanien, ist in seiner Heimat akut gefährdet. "Kurz vor seiner Abreise nach Weimar erhielt der Menschenrechtler Todesdrohungen", sagte Ulrich Delius, Afrikareferent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Samstag. Schon wenige Tage zuvor war der Menschenrechtsverteidiger vor einem möglichen Mordanschlag führender Armee-Offiziere gewarnt worden, die ihm wegen seiner Kritik an der Sklaverei nach dem Leben trachteten. Das Attentat sollte am 30. November 2011 auf Geheiß des Armeechefs und des Chefs des Geheimdienstes verübt werden. Es wurde jedoch vereitelt, nachdem die Pläne bekannt geworden waren.

Die Auszeichnung in Weimar kann nach Auffassung der GfbV einen bedeutenden Beitrag dazu leisten, dass Biram Dah Abeid in Mauretanien nicht länger eingeschüchtert und bedroht wird. Der Vorsitzende der mauretanischen Menschenrechtsorganisation IRA (Initiative zur Wiederbelebung der Abschaffungsbewegung) wird auf Anregung der GfbV am Tag der Menschenrechte (10. Dezember) mit dem Menschenrechtspreis der Stadt Weimar ausgezeichnet.

Mauretaniens Regierung hatte in den vergangenen zwölf Monaten nichts unversucht gelassen, um Biram Dah Abeid mundtot zu machen. So wurde ein falsches psychologisches Gutachten gestreut, in dem er für vermeintlich geisteskrank erklärt wurde. Führende muslimische Imame stempelten ihn zum Feind des Islam ab, weil er mit seiner Kritik an der anhaltenden Versklavung von 500.000 Mauretaniern die "Gott gegebene Ordnung" in dem Land gefährde. Mehrere Monate lang wurde ihm der Reisepass entzogen, um ihn an der Informationsarbeit im Ausland zu hindern. Immer wieder erhielt er Vorladungen von Polizei oder Staatssicherheit. Im Dezember 2010 wurde er bei einer friedlichen Demonstration gegen Sklaverei verletzt und verhaftet. Tagelang wurde ihm jede medizinische Betreuung verweigert. Schließlich wurde er zu einer Haftstrafe verurteilt und kam erst nach massiven Protesten im In- und Ausland frei.

Doch inzwischen geht der Staat mit noch subtileren Methoden gegen den unbequemen Regimekritiker vor. So bot man ihm mehrfach lukrative Posten in Verwaltung und Regierung an, um ihn zur Aufgabe seines Menschenrechtsengagements zu bewegen. Als er darauf nicht einging, bot die mauretanische Staatssicherheit Mitgliedern der IRA Geld an, um die Menschenrechtsorganisation zu spalten.

Biram Dah Abeid hat mit seinem Engagement dazu beigetragen, dass 2011 mehrere tausend mauretanische Sklaven frei kamen. Denn nach den öffentlichkeitswirksamen Protesten des Menschenrechtlers haben viele Sklavenhalter aus Angst vor Strafverfolgung ihre Sklaven freigelassen.


*


Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 9. Dezember 2011
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Dezember 2011