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MELDUNG/165: Völkermord an den Armeniern muss Unterrichtsstoff an deutschen Schulen werden!


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 11. Oktober 2017

359. Kultusministerkonferenz in Berlin (12./13.10.)

Appell an Kultusministerkonferenz: Völkermord an den Armeniern muss Unterrichtsstoff an deutschen Schulen werden!


Anlässlich der Kulturministerkonferenz in Berlin am kommenden Donnerstag und Freitag in Berlin hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an die Politiker appelliert, den Völkermord an den Armeniern als verbindlichen Unterrichtsstoff in die Schulbücher aufzunehmen. "Bitte setzen Sie sich dafür ein, dass an deutschen Schulen der Genozid an den armenischen, assyrisch-aramäisch-chaldäischen und griechisch-orthodoxen Christen im Osmanischen Reich in den Lehrplan aufgenommen wird, damit bereits in den Schulen ein Bewusstsein dafür geschaffen wird und es kein Vergessen gibt", heißt es in dem Schreiben der Menschenrechtsorganisation an die Präsidentin der KMK, Dr. Susanne Eisenmann. An die einzelnen Kulturminister der Länder hatte sich die GfbV bereits im Sommer mit dieser Forderung gewandt.

"Die Verleumdung dieses Völkermordes, der 1915 begann, darf in Deutschland nicht akzeptiert oder gar geduldet werden", erklärte der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido am Mittwoch in Göttingen mit Blick auf den Umgang mit diesem historischen Verbrechen in der Türkei. "Die Schülerinnen und Schüler in Deutschland müssen über die wahre Geschichte informiert werden und im Hinblick auf dieses schlimmste Verbrechen, zu dem Menschen fähig sind, eine ethische Orientierung erhalten. Auch die Rolle Deutschlands bei diesem Genozid könnte so aufgearbeitet werden." Das Deutsche Reich hatte durch die enge Zusammenarbeit mit dem Osmanischen Reich im Ersten Weltkrieg Kenntnis über die Verfolgung der Christen. Die Todesmärsche, Massendeportationen, Zwangsarbeit, Massaker an Männern und die Versklavung ihrer Frauen und Kinder waren bereits damals bekannt.

Vor mehr als 100 Jahren wurden auf dem Gebiet der heutigen Türkei bis zu drei Millionen christliche Armenier, Aramäer/Assyrer/Chaldäer und Griechen systematisch ermordet. Die Nachkommen der wenigen Überlebenden können seither keinen Frieden finden, da die Türkei den Völkermord nicht als solchen anerkennt, die christlichen Minderheiten noch immer unterdrückt und Journalisten, die kritisch darüber berichten, drangsaliert werden.

"Deutschland könnte ein klares Zeichen gegen die Unterdrückung und Diskriminierung der Christen und anderer Minderheiten in der Türkei, aber auch in anderen Staaten des Nahen Ostens setzen, indem der Völkermord im Osmanischen Reich an deutschen Schulen Thema wird", sagte Kamal Sido. Angehörige verschiedener christlicher Kirchen von Ägypten über Syrien bis in den Iran würden sowohl von staatlichen als auch von nichtstaatlichen Akteuren unterdrückt. Radikalislamistische Gruppen wie der "Islamische Staat" (IS) führen einen erbarmungslosen Krieg gegen alle, die die Bestimmungen eines radikalen Islams ablehnen.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 11. Oktober 2017
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Oktober 2017

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