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MELDUNG/177: Die Vereinten Nationen Nationen sollen Roma-Flüchtlinge entschädigen


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 5. März 2018

UN sollen Roma-Flüchtlinge entschädigen - Neue Dokumentation zeigt: Verdacht auf Langzeitschäden durch Unterbringung in verseuchten UN-Camps im Kosovo erhärtet sich


Genf/Göttingen, den 5. März 2018 - Der Verdacht, dass Roma-Flüchtlinge im Kosovo durch die Unterbringung in Flüchtlingslagern der Vereinten Nationen (UN) auf bleiverseuchtem Grund gesundheitliche Langzeitschäden davongetragen haben, erhärtet sich nach Erkenntnissen der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). Die Menschenrechtsorganisation wird morgen (6.3.) in Genf auf einem sogenannten Side Event im Rahmen der aktuellen Sitzung des UN-Menschenrechtsrates eine Dokumentation über Gesundheitsprobleme ehemaliger Lagerinsassen und ihrer Kinder vorlegen.

Damit verknüpft die GfbV die unmissverständliche Forderung an die UN, die betroffenen Roma, Aschkali und Balkan-Ägypter individuell zu entschädigen und für ihre medizinische Betreuung zu sorgen. Der Menschenrechtsausschuss der UN-Mission im Kosovo "Human Rights Advisory Panel" (HRAP) hatte dies schon 2016 empfohlen, nachdem die UN zuvor lange Zeit Forderungen Betroffener und von Menschenrechtsorganisationen zurückgewiesen hatten. Die UN wollen auch der Empfehlung ihres eigenen Ausschusses nicht folgen. "Es ist ein Skandal, dass die Vereinten Nationen für ihre eigenen Fehler nicht gerade stehen wollen", kritisiert die GfbV-Südosteuropareferentin Jasna Causevic. "Wir erwarten von den UN, dass sie den Prinzipien treu bleibt, die sie selbst hochhalten: Rechtsstaatlichkeit, Übernahme von Verantwortung für Schwächere und Stärkung von Minderheitenrechten."

Für die Dokumentation hat die GfbV 50 Betroffene mit 213 Kindern befragt. Die gesundheitlichen Beschwerden, die viele Roma zu Protokoll gaben, deuten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit darauf hin, dass sie durch die hohe Bleibelastung in den UN-Flüchtlingslagern lebenslange Schäden davongetragen haben. Jetzt müssten medizinische Gutachten angefertigt werden, fordert die GfbV. Die UNMIK hatte nach der NATO-Intervention im Kosovo 1999 mehrere hundert Roma-Flüchtlinge jahrelang in fünf kontaminierten Camps einquartiert.

Den damals in der Region eingesetzten Blauhelmen war aufgrund der hohen Schwermetallbelastung geraten worden, im ersten Jahr nach ihrer Heimkehr keine Kinder zu zeugen. "So viel Rücksicht wurde den Roma nicht entgegengebracht", kritisiert die GfbV-Südosteuropa-Expertin Jasna Causevic. "Im Gegenteil: Die Flüchtlinge mussten trotz dringender Warnungen und alarmierender Untersuchungsergebnisse eines Umweltmediziners jahrelang in den Camps nahe einer ehemaligen Bleischmelzanlage in den Lagern ausharren."

Die Präsentation der GfbV Dokumentation findet am 6. März von 14 bis 15 Uhr im Palais des Nations statt (Gebäude A, Eingang 13, Raum VIII, 3. Etage).

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Quelle:
Pressemitteilung vom 5. März 2018
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. März 2018

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