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MELDUNG/195: Zum Tod von Kofi Annan


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 18. August 2018

Bedeutende Stimme für die Demokratisierung Afrikas

Seine Losung "Nie wieder Ruanda" wurde nicht Realität


Göttingen, den 18. August 2018 - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat den verstorbenen früheren UN-Generalsekretär Kofi Annan als "bedeutende Stimme für die Demokratisierung Afrikas" gewürdigt. "Der frühere ghanaische Diplomat hat viel für den Ruf Afrikas auf der Weltbühne getan. Seit Kofi Annans Wirken als UN-Generalsekretär wird Afrika in der Weltpolitik ernster genommen", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Samstag in Göttingen. "Doch sein Wirken als Lichtgestalt Afrikas wird überschattet von seinem Versagen beim Schutz der Zivilbevölkerung in Konflikten in Afrika. Denn trotz seiner unzählige Male wiederholten Losung "Nie wieder Ruanda", konnte er den Völkermord in Darfur im Westen des Sudan nicht verhindern".

Der aus Ghana stammende frühere UN-Generalsekretär (1997-2006) ist nach Informationen von Diplomaten nun im Alter von 80 Jahren verstorben. Nur wenige Jahre nach dem Genozid in Ruanda, dem 1994 mindestens 800.000 Menschen zum Opfer fielen, wurde Kofi Annan Generalsekretär der Vereinten Nationen. Immer wieder beschwor er auf internationaler Bühne, dass sich ein solcher Völkermord niemals wiederholen dürfe.

Und doch ereignete sich ab dem Jahr 2003 in Darfur erneut ein Genozid, der in seinen Dimensionen dem Völkermord in Ruanda vergleichbar ist. Die Vereinten Nationen gehen bis heute von rund 400.000 Opfern des Mordens im Westen des Sudan aus. Denn sie hörten schon im Jahr 2006 auf, die Opfer zu zählen.

Kofi Annan bezeichnete es wenige Tage vor seinem Ausscheiden als UN-Generalsekretär als seinen größten Fehler, nicht nachdrücklich genug gegenüber dem Sudan auf eine Entwaffnung der mordenden und von der sudanesischen Armee bewaffneten Janjaweed-Milizen gedrungen zu haben. Mehrere Jahre lang ließ sich Annan von der Regierung des Sudan in dieser Frage hinhalten. Bis heute wurden diese Milizen nicht entwaffnet, sondern später sogar unter neuem Namen in die sudanesische Armee integriert. Heute machen sie als "Rapid Support Forces (RSF)" Jagd auf Flüchtlinge und Migranten, die nach Europa kommen wollen.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 18. August 2018
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. August 2018

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