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MELDUNG/185: Visa an türkische Imame zurückhaltender vergeben


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 25. April 2018

Einreise von 350 Ditib-Imamen kritisiert: Visa an Imame aus der Türkei zurückhaltender vergeben! Kriegspropaganda, Antisemitismus und Ausgrenzung von Minderheiten dürfen nicht geduldet werden!


Göttingen, den 25. April 2018 - Die Bundesregierung soll dafür sorgen, dass Visa an Imame des Dachverbands der türkischen Moscheegemeinden Ditib viel zurückhaltender vergeben werden als bisher. Das fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). "Solange Ditib-Imame türkische Kriegspropaganda gegen Kurden verbreiten, Juden, Christen, Aleviten und Yeziden anfeinden, sollte Deutschland restriktiv mit Einreisevisa für diese Geistlichen umgehen. Denn diese Hass-Botschaften sind weder von Meinungs- noch Religionsfreiheit abgedeckt", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. Zuvor hatte die Bundesregierung in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage erklärt, dass 350 Ditib-Imamen im Jahr 2017 die Einreise nach Deutschland gestattet worden war.

"Wir verfolgen mit großer Sorge, dass in den vergangenen Wochen in zahlreichen Moscheen der völkerrechtswidrige Einmarsch türkischer Truppen nach Afrin in Syrisch-Kurdistan als gerechter und heiliger Krieg gefeiert wurde", sagte Delius. "Eine solche Kriegspropaganda trägt nicht zu einem besseren Zusammenleben von Türken und Kurden in Deutschland bei, sondern gefährdet die öffentliche Ordnung. Unter den Gläubigen schürt sie Vorurteile und die Ausgrenzung von Bevölkerungsgruppen."

Nachdrücklich forderte die Menschenrechtsorganisation, dass im Rahmen der Visa-Erteilung überprüft wird, ob die Antragsteller für Toleranz gegenüber Minderheiten und für Religionsfreiheit eintreten. "Wir fordern von Ditib ein klares Bekenntnis zur Religionsfreiheit und zur Respektierung anderer Glaubensgemeinschaften. Dies könnte ein Beitrag sein, den wachsenden Antisemitismus sowie die Anfeindung von Christen, Kurden, Yeziden und Aleviten zu stoppen", sagte Delius.

Die Imame der Ditib haben großen Einfluss auf die Meinungsbildung junger Muslime. Doch viele Eltern, die ihre Kinder in die Moschee schicken, sind sich nicht bewusst, dass dort manchmal massiv Vorurteile geschürt werden. Dies wiederum führt immer häufiger zu Anfeindungen von Jugendlichen mit kurdischen Namen auf Schulhöfen oder zu antisemitischen Übergriffen.

Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) ist der größte islamische Verband in Deutschland. Sie vertritt rund 900 Mitgliedsvereinen und wird vom türkischen Religionsministerium gesteuert.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 25. April 2018
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. April 2018

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