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NAHOST/224: Weimarer Menschenrechtspreis - Signal der Hoffnung für Christen im Nahen Osten


Presseerklärung vom 10. Dezember 2014

Tag der Menschenrechte (10.12.)

Weimar ehrt verschleppte syrische Bischöfe:
Signal der Hoffnung für die christlichen Minderheiten im Nahen Osten



Als "Signal, das den Christen im Nahen Osten Hoffnung gibt", hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die Ehrung von zwei verschleppten syrischen Bischöfen mit dem Weimarer Menschenrechtspreis 2014 bezeichnet. "Mit dieser international renommierten Auszeichnung werden zwei außergewöhnliche Menschen aus dem umkämpften Aleppo gewürdigt, die als Vermittler und Botschafter des Friedens unerschrocken im syrischen Bürgerkrieg ausgeharrt haben, für alle leidenden Menschen da waren und sich für ein brüderliches Miteinander aller ethnischen und religiösen Volksgruppen im Nahen Osten eingesetzt haben", betonte der GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch am Mittwoch in Weimar, dem Tag der Menschenrechte. "Erzbischof Yohanna Ibrahim von der syrisch-orthodoxen Kirche und Bischof Boulos Yazigi von der griechisch-orthodoxen Kirche in Aleppo riefen immer wieder zu Versöhnung, Vergebung und zum Dialog auf und versuchten, Wege zur Beendigung der Gewalt und zur Wahrung der nationalen Einheit Syriens durch Pluralismus und Toleranz aufzuzeigen."

Stellvertretend für die beiden Preisträger, die seit ihrer Verschleppung vermutlich durch radikale Islamisten am 22. April 2013 verschwunden sind, nehmen der Archimandrit der griechisch-orthodoxen Kirche aus Aleppo, Moses Alkhassi, der Bischof der syrisch-orthodoxen Kirche für Deutschland, Philoxenos Mattias Nayis, und Metropolit der orthodoxden Kirche von Antiochien in Deutschland und Mitteleuropa, Isaac Barakat, die Auszeichnung in Weimar entgegen. Die GfbV hatte die beiden Bischöfe für den Preis vorgeschlagen.

Die beiden geistlichen Würdenträger waren auf dem Weg zu Verhandlungen über die Freilassung eines entführten Priesters, als sie in der Nähe von Aleppo in einen Hinterhalt gerieten und verschleppt wurden. Auch ihrem Fahrer wurde die Fahrt zum Verhängnis. Der Diakon wurde erschossen.

Schon 2011 war Erzbischof Ibrahim nach Berlin gefahren, um auf die schwierige Lage der christlichen Minderheiten in seinem Land hinzuweisen und deutsche Politiker um Hilfe zu bitten. Damals befürchtete er, dass der Druck gegen Christen in Syrien noch zunehmen werde - als hätte er geahnt, dass kurze Zeit später viele Mitglieder seiner Glaubensgemeinschaft um ihr Leben fürchten mussten, verschleppt, gefoltert und ermordet wurden. Im Juli 2012 hatte der Erzbischof einen Aufruf für den Frieden in Syrien veröffentlicht und einen Weg zur Beendigung der Gewalt, der Bewahrung des einmaligen pluralistischen Gefüges der syrischen Gesellschaft und der nationalen Einheit des Landes aufgezeigt.

"Die beiden Bischöfe teilen das Schicksal so vieler ihrer Gläubigen, die zu Hunderttausenden aus dem Lande gejagt, verschleppt , vergewaltigt oder ermordet wurden - ein Schicksal, das ebenso Yeziden und Kurden, aber auch viele andere Syrer erleiden", sagte Zülch. Dem Krieg in Syrien sind bisher mehr als 300.000 Menschen zum Opfer gefallen, 1,5 Millionen wurden verwundet, 3,2 Millionen mussten fliehen.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 10. Dezember 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Dezember 2014


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