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INTERNATIONAL/114: Mexiko - Friedenskarawane gegen Waffenhandel im August, US-Aktivisten machen mit (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 22. Juni 2012

Mexiko: Friedenskarawane gegen Waffenhandel im August - US-Aktivisten machen mit

von Daniela Pastrana


Javier Sicilia mit weißer Flagge beim Marsch vom September - Bild: © Lucía Vergara/IPS

Javier Sicilia mit weißer Flagge beim Marsch vom September
Bild: © Lucía Vergara/IPS

Mexiko-Stadt, 22. Juni (IPS) - Mexikanische und US-amerikanische Friedensaktivisten wollen mit einer 9.400 Kilometer langen Karawane durch die Vereinigten Staaten gegen den illegalen Waffenhandel protestieren, der einen erheblichen Anteil an der schlechten Sicherheitslage in Mexiko hat.

"Wir wollen keine Toten mehr. Wir möchten US-Präsident Barack Obama auf ein US-mexikanisches Problem aufmerksam machen, das dringend einer Lösung bedarf", erklärte Enrique Morones, Gründer des Migrantenhilfswerks 'Ángeles de la Frontera' (Engel der Grenze).

Die Friedenskarawane der Bewegung der Opfer des mexikanischen Krieges gegen den Drogenhandel soll am 12. August in der US-Grenzstadt San Diego starten und am 10. September in Washington enden. Teilnehmen werden die Mitglieder einer Zwei-Länder-Koalition aus etwa 60 Organisationen.

Angeführt wird der lange Marsch von dem mexikanischen Lyriker und Friedensaktivist Javier Sicilia, der bereits zwei mexikanische Friedenskarawanen organisiert hat. Die Teilnehmer wollen die Gelegenheit ebenfalls nutzen, um Washington und Mexiko-Stadt zu einer Änderung ihrer jeweiligen Anti-Drogen-Politik zu drängen. Die Kriminalisierung des Rauschgiftkonsums habe die Nachfrage nach Drogen nicht gedrückt, sondern dem organisierten Verbrechen zu einem Milliardengeschäft verholfen.


Dialog mit dem Nachbarn

"Wir haben uns in der Hoffnung, in einen Dialog mit unseren Nachbarn zu treten, zu der Teilnahme an der Karawane entschlossen", sagte Sicilia am 18. Juni bei der Bekanntgabe der Mobilisierungspläne. "Uns treibt die Liebe zu unseren ermordeten Kindern, zu unseren Verschwundenen, Waisen und zu den Polizisten um, die in Erfüllung ihrer Pflicht ihr Leben ließen."

Den Schätzungen zufolge werden sich Hunderte von Teilnehmern an dem Marsch beteiligen, um von den Regierungen beider Länder konkrete Maßnahmen gegen Geldwäsche zu fordern. Ferner verlangen sie eine Reform der derzeitigen Migrationspolitik, die vielen Lateinamerikanern ohne Papiere auf ihrem langen Weg in die USA das Leben kostet.

Wie Morones im IPS-Gespräch erklärte, wird die Karawane ihren ersten Zwischenstopp auf dem Friedhof der Unvergessenen in der Ortschaft Holtville im US-Bundesstaat Kalifornien einlegen. Dort wurden 700 nicht identifizierte Migranten begraben, die bei dem Versuch, die Wüste zwischen beiden Länder zu durchqueren, gestorben sind.

Die Karawane gegen den Waffenhandel ist die dritte der Bewegung für Frieden durch Gerechtigkeit und Würde, die Sicilia nach dem Mord an seinem Sohn Juan Francisco im März 2011 ins Leben gerufen hatte. Dutzende Mexikaner haben sich der Bewegung angeschlossen, um von der mexikanischen Regierung eine Entmilitarisierung des Drogenkampfes und eine alternative Sicherheitspolitik zu verlangen.

Waffen spielen eine entscheidende Rolle bei den Tötungsdelikten in Mexiko. Seit dem Amtsantritt des konservativen Staatspräsidenten Felipe Calderón im Januar 2007, der die Drogenkartelle mit den Streitkräften bekämpft, sind nach Angaben zivilgesellschaftlicher Gruppen 70.000 Menschen getötet worden und mindestens 10.000 'verschwunden'.

Nach Angaben des US-Büros für Alkohol, Tabak und Waffen (ATF) waren 87 Prozent aller Waffen, die die Behörden in den letzten fünf Jahren beschlagnahmt haben, US-amerikanischen Ursprungs. Die meisten stammten aus dem Bundesstaat Texas.


US-Waffen für mexikanische Mafia

Ebenso umstritten ist die Praxis der US-Behörden, Kriminellen die Beschaffung von Waffen zu erleichtern, um an die 'großen Fische' heranzukommen. Doch diese Waffen werden oft genug nach Mexiko verschoben. So sorgte die von 2009 bis 2011 durchgeführte 'Operation Fast and Furious' dafür, dass 2.000 Waffen nach Mexiko gelangten, von denen erst 200 wiederbeschafft werden konnten.

Die mexikanische Organisation 'Alianza Cívica' (Bürgerliche Allianz) rief daraufhin die Kampagne 'Stop Gun Smuggling' ins Leben, die der Obama-Regierung drei Beschlüsse abringen will, die keiner Abstimmung durch den Kongress bedürfen. So soll Obama einen Importstopp für Sturmfeuergewehre in die USA erlassen, die meist von dort aus nach Mexiko gelangen, und die Waffenlieferanten anweisen, den wiederholten Verkauf von Großwaffen an immer gleiche Personen der ATF zu melden. Ferner soll er die ATF in den US-Regionen, die als Drehscheiben des Waffenhandels in Richtung Mexiko gelten, mit größeren Machtbefugnissen ausstatten. (Ende/IPS/kb/2012)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juni 2012