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NEWSLETTER/008: Werkstatt für Frieden & Solidarität - Rundbrief 6/2010



Werkstatt-Rundbrief Nr. 6/2010 - 10. April 2010

Themen:

(1) AFGHANISTAN: Veranstaltungsreise 12. bis 17. April 2010:
"Krieg für Demokratie und Menschenrechte? - Die Interessen der westlichen Großmächte in Afghanistan"
(Wien, Linz, Graz, Salzburg, Lindau, Feldkirch)

(2) Kommentar: "Bundesheer raus aus Afghanistan!"

(3) Termine
(4) Bestellungen


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(1) Krieg für Demokratie und Menschrechte?
Die Interessen der westlichen Großmächte in Afghanistan

Vortragsreise mit Peter Strutynski (Politikwissenschaftler,
Universität Kassel; Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag)

Montag, 12. April 2010:
WIEN, Amerlinghaus (Stiftgasse 8, 1070 Wien), 19 Uhr
Dienstag, 13. April 2010:
LINZ, Jugendzentrum Stuwe (Steingasse 5, 4020 Linz), 19 Uhr
Mittwoch, 14. April 2010:
GRAZ, genauer Ort und Termin noch nicht fixiert, sh. auch
www.friedensplattform.at
Donnerstag, 15. April 2010:
SALZBURG, Universität Salzburg, Fakultät Gesellschaftswissenschaften
(Rudolfskai 42, 5020 Salzburg), Hörsaal 381, 20 Uhr
Freitag, 16. April 2010:
LINDAU, Kleines Zeughaus (Zugang über Paradiesplatz), 20 Uhr
Samstag, 17. April 2010:
FELDKIRCH: Kolpinghaus (Jahnplatz 4, 6800 Feldkirch), 18 Uhr

Eine von der Werkstatt Frieden & Solidarität organisierte Veranstaltungsreise mit unterschiedlichen KooperationspartnerInnen.
Termine, VeranstalterInnengemeinschaften und ortsspezifische Besonderheiten sh. Termine auf www.werkstatt.or.at

Als "Krieg der kollektiven Selbstverteidigung" gegen Al Kaida im Oktober 2001 begonnen, erfuhr der Afghanistankrieg seither eine Reihe von Rechtfertigungen: Vom Krieg gegen den Terror über die Befreiung der Afghanen von Taliban und Burka bis zur Etablierung von Demokratie und Menschenrechten reichen die Begründungen der westlichen Militärmächte.

Die Bilanz dieser Anstrengungen: Die Kriegsallianz stützt einen korrupten und mittlerweile der Wahlfälschung überführten Präsidenten, der als Bürgermeister von Kabul agiert, während der Rest des Landes von Taliban und Warlords beherrscht wird. Die westliche Allianz zählt seit 2001 1.547 tote Soldaten; die afghanischen Opfer wurden vom britischen "Guardian" auf 20.000 bis 50.000 Tote geschätzt - allein bis Mai 2002. Seither fordert der Krieg Jahr für Jahr unzählige weitere Tote und Verstümmelte. Während der groß angekündigte zivile Wiederaufbau nicht vorankommt, verordnen die Westmächte dem Land eine radikal neoliberale Wirtschaftsstrategie, die Armut und Arbeitslosigkeit verschärft und den Krieg weiter anheizt.

Trotz dieser verheerenden Bilanz hat Friedensnobelpreisträger Obama vergangenen Herbst eine Aufstockung des US-amerikanischen und EU-europäischen Kontingents um 30.000 Soldaten durchgesetzt - unter bereitwilliger Akzeptanz der EU-Eliten. Dabei stehen bereits jetzt im Land am Hindukusch 120.000 NATO-SoldatInnen, mehr als die Sowjetunion 1989, am Ende ihrer zehnjährigen Besatzung, hatte.

Peter Strutynski, Politikwissenschafter und Friedensforscher aus Kassel, beschreibt die Hintergründe und Ziele des westlichen militärischen Engagements in Afghanistan und thematisiert Möglichkeiten des Widerstands gegen diesen Krieg.

Ausführliche Informationen zum Thema Afghanistan finden sich auch in der aktuellen guernica.
Auf Wunsch schicken wir gerne ein Probeexemplar kostenlos zu, mailto: office@werkstatt.or.at


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(2) KOMMENTAR:

Bundesheer raus aus Afghanistan!

Eine Handvoll österreichischer Bundesheer-Soldaten beteiligt sich unter dem Kommando der deutschen Bundeswehr am NATO-Krieg in Afghanistan. Die Werkstatt Frieden & Solidarität fordert den sofortigen Rückzug der österreichischen Truppen aus Afghanistan.


Österreich beteiligt sich am Krieg in Afghanistan. Erst vor kurzem hat der Nationalrat das Mandat für die Entsendung einiger Bundesheer-Offiziere nach Afghanistan erneuert, die dort unter dem Kommando der deutschen Bundeswehr für die ISAF-Mission im Einsatz stehen. Manche mögen einwenden: Es sind ja bloß eine Hand voll Soldaten, ein rein symbolischer Beitrag also.

Natürlich ist es ein symbolischer Beitrag. Er symbolisiert, dass die österreichischen Machteliten diesen Krieg politisch ohne Wenn und Aber unterstützen, er symbolisiert, dass auch Gemetzel an der Zivilbevölkerung, ohne mit der Wimper zu zucken, mitgetragen werden, wie sie die Bundeswehr vor kurzem in Kundus veranstaltet hat; er symbolisiert, dass "wir" unter deutschem Kommando wieder weit zu marschieren bereit sind - schon jetzt trainieren Bundesheerkräfte für die Teilnahme an einer deutsch-geführten EU-Schlachtgruppe ("battle groups"), die demnächst für globale Missionen zum Einsatz bereit steht; und dieser Beitrag symbolisiert, dass den österreichischen Machteliten die Neutralität einen Dreck Wert ist. Genauso wie schon bei der Beteiligung des Bundesheeres an EU- und NATO-Missionen am Balkan, im Tschad oder in der DR Kongo. In der EU - erst recht derjenigen, die mit dem Lissabon-Vertrag begründet wird - darf man sich zwar weiterhin neutral nennen, aber dieses - bei Strafe der politischen Ächtung - keinen Atemzug lang ernst nehmen. Schließlich verpflichtet dieser Vertrag zur kontinuierlichen Aufrüstung ("schrittweise Verbesserung der militärischen Fähigkeiten") und die Unterzeichner bekunden die Bereitschaft, zu Kriegseinsätzen in die "Hohheitsgebiete dritter Staaten" aufzubrechen - weltweit, wenn nötig auch ohne UN-Mandat.

Unser Widerstand gegen den Afghanistan-Krieg und den dortigen österreichischen Militäreinsatz symbolisiert auch etwas: Wir werden nie unseren Frieden mit Kriegs- und Großmachtspolitik schließen. Wir treten für ein neutrales und weltoffenes Österreich ein, das sich für friedliche Konfliktlösungen, internationale Abrüstung und die Auflösung von Militärpakten einsetzt, statt bei ihnen mitzumarschieren und mitzuschießen. Und wir werden keinen Frieden geben, bis unser Widerstand so stark wird, dass er nicht mehr bloß symbolischen Charakter hat, sondern gelebte politische Praxis in diesem Land wird.

aus: guernica 4-2009


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(3) Termine
aktuelle Terminübersicht siehe unter www.werkstatt.or.at

(4) Bestellungen
Bücher, Broschüren, etc, die in der Werkstatt bestellt werden können, siehe
http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&task=blogcategory&id=30&Itemid=50


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Quelle:
Werkstatt Rundbrief Nr. 6/2010 vom 10. April 2010
Werkstatt Frieden & Solidarität
Waltherstr. 15, 4020 Linz
Telefon 0732/771094, Fax 0732/797391
Mail: office@werkstatt.or.at
Internet: www.werkstatt.or.at


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. April 2010