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PREIS/021: Verleihung des Mietek Pemper Preises für Versöhnung und Völkerverständigung (Uni Augsburg)


Pressemitteilung der Universität Augsburg vom 17. Mai 2012

Verleihung des "Mietek Pemper Preises der Universität Augsburg für Versöhnung und Völkerverständigung" am 21. Mai 2012 im Augsburger Rathaus

Individuelle Aussöhnung als Grundlage für einen nachhaltigen Frieden zwischen Israel und Palästina



Der diesjährige "Mietek Pemper Preis der Universität Augsburg für Versöhnung und Völkerverständigung" geht an den Palästinenser Khaled Abu Awwad und an den Israeli Nir Oren. Gewürdigt wird das persönliche und beharrliche Engagement, mit dem beide als führende Köpfe des "Parents Circle Families Forum" einen höchst unkonventionellen Ansatz zur Bearbeitung des israelisch-palästinensischen Konflikts verfolgen.


Augsburg/KPP - Zum dritten Mal wird am kommenden Montag, dem 21. Mai 2012, im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses der "Mietek Pemper Preis der Universität Augsburg für Versöhnung und Völkerverständigung" verliehen. Er geht in diesem Jahr an den Palästinenser Khaled Abu Awwad (El'ram) und an den Israeli Nir Oren (Tel Aviv) - beide Manager des "Parents Circle Families Forum", das sich seit 1995 dem Ziel einer nachhaltigen Versöhnung zwischen Israel und Palästina verschrieben hat, die auf der individuellen Aussöhnung zwischen auf beiden Seiten vom Konflikt persönlich Betroffenen aufbaut.

Die beiden Träger des Mietek Pemper Preises der Universität Augsburg für Versöhnung und Völkerverständigung 2012, Khaled Abu Awwad und Nir Oren, leiten in El'ram bzw. in Tel Aviv das palästinensische und das israelische Büro des "Parents Circle Families Forum" (PCFF). Als führende Köpfe dieser Vereinigung und als Repräsentanten der vom PCFF verfochtenen Ideale stehen sie exemplarisch für Versöhnungsbereitschaft und für ein aktives Engagement, das sich ganz der Verbreitung dieser Bereitschaft zur Aussöhnung in Israel wie in Palästina widmet.

Aussöhnung zwischen zwischen persönlich schwer betroffen Israelis und Palästinensern und deren Familien

Der von Khaled Abu Awwad und Nir Oren mit dem "Parents Circle Families Forum" verfolgte Ansatz baut auf die Aussöhnung zwischen Individuen und Familien, die durch den Verlust eine Kindes oder anderer enger Angehöriger vom Konflikt besonders hart getroffen wurden. So unkonventionell dieser Ansatz scheint, als so erfolgreich und nachhaltig erweist er sich.

Mehr als 600 israelische und palästinensische Familien

Das "Parents Circle Families Forum" wurde 1995 von Yitzhak Frankental mit einigen weiteren israelischen Familien, die Konfliktopfer zu betrauern hatten, gegründet. 1998 kam es zu ersten Treffen mit palästinensischen Hinterbliebenen-Familien aus dem Gaza-Streifen, die sich mit dem Anliegen, weitere Opfer dieses Konflikts durch Dialog, gelebte Toleranz und individuelle Aussöhnung zu verhindern, identifizierten. Ab dem Jahr 2000 schlossen sich dann auch palästinensische Familien aus der Westbank und Ost-Jerusalem an. Heute zählt das PCFF über 600 israelische und palästinensische Familien, die allesamt engste Angehörige als Opfer des Konflikts beider Nationen zu betrauern haben.

Überzeugungsarbeit statt eines politischen Patentrezepts

Khaled Abu Awwad und Nir Oren, die beiden diesjährigen Träger des "Mietek Pemper Preises der Universität Augsburg für Versöhnung und Völkerverständigung", propagieren kein Patentrezept für eine politische Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts. Sie folgen vielmehr der Überzeugung, dass die Aussöhnung zwischen den Menschen beider Nationen Grundvoraussetzung für einen nachhaltigen Frieden ist. Unter der Leitung von Khaled Abu Awwad und Nir Oren nutzt das PCFF alle Chancen, die sich im Erziehungswesen, in den Medien und in der Öffentlichkeit allgemein bieten, um diese Überzeugung zu verbreiten - nicht zuletzt zum Unmut der radikalen Kräfte in Israel wie in Palästina, dem sich Khaled Abu Awwad und Nir Oren als exponierte Repräsentanten des "Parents Circle Families Forum" in besonderer Weise ausgesetzt sehen.


Der Mietek Pemper Preis der Universität Augsburg für Versöhnung und Völkerverständigung ...

... wird von dem Augsburger Dr. Georg Haindl gestiftet, der ihn im Jahr 2006 als Reminiszenz an die Lebensleistung des Ehrenbürgers der Universität und der Stadt Augsburg, Mieczyslaw Pemper, ausgelobt hat. Pemper war Gefangener im KZ Krakau-Plaszów und Sekretär Oskar Schindlers, jenes deutschen Fabrikbesitzers, der unter Einsatz seines Lebens 1.100 Juden vor dem sicheren Tod im Vernichtungslager Auschwitz rettete. Pemper hatte damals die lebensrettende Idee, Schindlers Unternehmen als "siegentscheidend" einstufen zu lassen und damit alle Mitarbeiter vor der Vernichtung zu bewahren.

Die Jury - bestehend aus dem Stifter des Preises, dem Rabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Augsburg-Schwaben sowie dem Bayerischen Wissenschaftsminister, dem Oberbürgermeister der Stadt Augsburg und der Präsidentin der Universität Augsburg - verleiht den Preis an Personen der Zeitgeschichte, deren persönlicher Einsatz für Versöhnung und Völkerverständigung mit einem demjenigen Pempers vergleichbar ist.

Zugleich knüpft der Preis an den Anspruch der Friedensstadt Augsburg an, das Vermächtnis des im Jahre 1555 geschlossenen Augsburger Religionsfriedens zeitgemäß zu pflegen und umzusetzen. In Ergänzung zu dem seit 1985 vergebenen "Augsburger Friedenspreis", der auf Verdienste um die Verständigung zwischen den Religionen und Konfessionen abhebt, ist der "Mietek Pemper Preis der Universität Augsburg für Versöhnung und Völkerverständigung" der Würdigung herausragender aktiver, nachhaltiger und unkonventioneller Leistungen bei der Bearbeitung religiöser und säkularer Konflikte in Politik und Gesellschaft gewidmet.

Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird in zweijährigem Turnus vergeben. Erste Preisträgerin im Jahr 2007 war die Schweizer Juristin Carla Del Ponte, die insbesondere für ihr Wirken als ehemalige Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichthofs für Ruanda und zum Zeitpunkt der Preisverleihung nach wie vor amtierende Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs für das frühere Jugoslawien ausgezeichnet wurde. 2009 ging der Preis an den damaligen (im Dezember 2010‍ ‍dann verstorbenen) US-Sonderbeauftragten Botschaft Richard C. Holbrooke - insbesondere für seine Verdienste als "Peacemaker", die er in en 1990er Jahren bei der Beilegung der Balkankriege erworben hatte.

Weitere Informationen:
zum PCFF: http://www.theparentscircle.com
zu Mieczyslaw (Mietek) Pemper:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mieczys?aw_Pemper und
http://www.mietek-pemper.de/wiki/Hauptseite

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Quelle:
Pressemitteilung UDP 82-12 vom 17. Mai 2012
Universität Augsburg
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Mai 2012