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MUMIA/642: Echo von Bush (Mumia Abu-Jamal)


Kolumne # 711
Echo von Bush

An der Position der USA zu Israel und Gaza
hat sich unter Barack Obama wenig verändert

von Mumia Abu-Jamal, August 2014



Als Israel vor sechs Jahren Krieg gegen Gaza führte, zogen sich die israelischen Truppen erst wieder zurück, nachdem sie mehr als 700 Einwohner - Männer, Frauen und Kinder - getötet hatten. Das geschah während der Amtszeit von George W. Bush und seiner Neocon-Regierung, die dem Handeln der israelischen Regierung voll und ganz zustimmte und zu allem ja und amen sagte. Heute sind die Neoliberalen in den USA an der Regierung, und wir sehen, daß sich etwas geändert hat: Unter US-Präsident Barack Obama ist alles noch viel schlimmer geworden. Diesmal haben die Angriffe der israelischen Armee mit 1843 mehr als doppelt so viele palästinensische Todesopfer gefordert wie im Juli 2008.

Wer die Meldungen der Nachrichtensender verfolgt, wird an den Ausspruch erinnert, daß das erste Opfer im Krieg immer die Wahrheit ist. Denn entgegen der Propaganda, in der die israelische Armee so dargestellt wird, als würde sie in ihrem Kampf gegen die Hamas-Regierung in Gaza unnötige Opfer unter der Zivilbevölkerung vermeiden, ist es doch in Wahrheit so, daß die Armee Kriegsverbrechen begeht, indem sie absichtlich auf Zivilisten feuert. Wer die US-Medien verfolgt, bekommt genau das bestätigt, weil sie das Leiden der palästinensischen Bevölkerung faktisch unsichtbar machen, und den Stimmen Israels und dessen Blickwinkel an privilegierter Stelle Platz in der Berichterstattung einräumen, selbst wenn die Stellungnahmen völlig absurd sind.

Ursache für das Massaker in Gaza sind auch die seit 50 Jahren andauernden und ungeahndeten Verletzungen des Völkerrechts durch Israel, der ungeheure Raub von Land und Trinkwasser sowie die Errichtung eines brutalen militärischen Besatzungsregimes durch einen kolonialistischen Siedlerstaat, der die palästinensische Bevölkerung nicht mehr gebrauchen kann, weil er sich deren Land ganz unter den Nagel reißen will.

Der Gazastreifen ist heute ein Freiluftgefängnis, das größte auf der Welt, beherrscht von einem Apartheidstaat, der die Bürger dieses Landes abschlachtet wie lästiges Ungeziefer. Es hört sich wie ein fernes Echo von George W. Bush an, wenn Barack Obama die von der israelischen Armee angerichteten Massaker nur mit der Aussage kommentiert, Israel habe »das Recht, sich zu verteidigen«. Dabei drängt sich die Frage auf: Steht dieses Recht nicht genauso Palästina zu?


Copyright: Mumia Abu-Jamal 2014
mit freundlicher Genehmigung des Autors

Übersetzung: Jürgen Heiser
Erstveröffentlicht in "junge Welt" Nr. 183 vom 9./10. August 2014

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Quelle:
Der Beitrag entstammt der Website www.freedom-now.de
mit freundlicher Genehmigung von Jürgen Heiser
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. August 2014