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MELDUNG/024: Investoren heizen Landnahme an


Fian - Pressemitteilung vom 09.11.2010
Internationale Menschenrechtsorganisation für das Recht, sich zu ernähren

Investoren heizen Landnahme an

FIAN betont Mitverantwortung deutscher Finanzleister wie der Deutschen Bank


Laut einer von der Menschenrechtsorganisation FIAN in Auftrag gegebenen Studie beteiligen sich deutsche Finanzdienstleister über Investmentfonds umfassend am globalen Ausverkauf von Ackerland. Vor allem in den Jahren 2007 und 2008 wurde in Deutschland eine Vielzahl von Fonds aufgelegt, die in den Agrarsektor investieren. Deren Gesamtvolumen beträgt aktuell über 5 Milliarden Euro. Wenigstens eine viertel Milliarde Euro flossen dabei in Firmen, die in großem Stil Land in Afrika, Asien oder Lateinamerika akquirieren.

Die Studie zeigt, dass etwa 1,5 Millionen Hektar Land durch Firmen der Fonds in Afrika und Lateinamerika gekauft oder gepachtet wurde. Zielländer sind unter anderem Hungerländer wie Äthiopien oder die Demokratische Republik Kongo.

Am 8.11.2010 berichtete das Politmagazin Report Mainz über die Rechercheergebnisse zur Rolle der Deutschen Bank. Die Fondsgesellschaft der Deutschen Bank, die DWS Investment GmbH ist über drei ihrer Fonds (DWS Global Agribusiness, DWS Invest Global Agribusiness LC, DWS World Agribusiness Mother Fund) mit insgesamt 10,9 Millionen Euro an dem thailändischen Zuckerkonzern Khon Kaen Sugar Industry beteiligt. Diese Firma ist laut einem Bericht der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2007 in die Vertreibung von 400 Familien in Sre Ambel, Kambodscha, involviert. Gemeinsam mit einem kambodschanischen Senator baut sie nun auf einer Fläche von 20.000 Hektar Zuckerrohr für den europäischen Markt an.

Menschenrechtsorganisationen haben die brutale Vertreibung der Bauern umfassend dokumentiert. Es gab daher hinreichend Informationen zu den Aktivitäten dieser Firma. "Die DWS ist über ihre Investitionen Miteigentümerin der Firma und damit mitverantwortlich für deren Handeln," erklärt Roman Herre, Agrarreferent von FIAN Deutschland. "Die Fondsgesellschaft der Deutschen Bank muss vorab und nachprüfbar sicher stellen, dass sie nicht in Firmen investiert, die Menschenrechtsverletzungen begehen. Da sie das anscheinend nicht kann, sollte sie sich aus Geschäftsfeldern zurückziehen, in denen das Risiko hoch ist, Menschenrechtsverletzungen mitzufinanzieren."


Kontakt:
Roman Herre
Agrarreferent FIAN Deutschland e.V.,
E-Mail: r.herre@fian.de

http://ml.new.fian.de/attachments/101109_PM_Landnahme_Investmentfonds.pdf

Die vorläufigen Rechercheergebnisse erhalten sie auf
www.fian.de

Bericht der Vereinten Nationen:
http://cambodia.ohchr.org/WebDOCs/DocReports/2-Thematic-Reports/Thematic_CMB12062007E.pdf

Bericht von Report Mainz:
http://www.swr.de/report/-/id#3454/didq36214/pv=deo/nid#3454/hm5pab/index.html


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FIAN (FoodFirst Informations- & Aktions-Netzwerk) ist eine internationale Menschenrechtsorganisation für das Recht auf Nahrung mit Mitgliedern in 60 Ländern.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 9. November 2010
Herausgeber: FIAN-Deutschland e.V., Briedeler Straße 13, 50969 Köln
Tel.: 221/702 00 72, Fax: 0221/702 00 32
E-Mail: fian@fian.de
Internet: www.fian.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. November 2010