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MELDUNG/104: Entwicklungshilfe für Konzerne - Kritik an boomender Kooperation mit Agrarkonzernen


Fian - Pressemitteilung vom 07.09.2015
Internationale Menschenrechtsorganisation für das Recht, sich zu ernähren

Entwicklungshilfe für Konzerne

Menschenrechtsorganisation kritisiert boomende Kooperation mit Agrarkonzernen


Köln, 7. September 2015 Anlässlich der heutigen Ausstrahlung des Berichts "Hungrig nach Profit: Wem dient die deutsche Entwicklungshilfe?" der WDR-Sendereihe die story sieht die Menschenrechtsorganisation FIAN Handlungsbedarf beim Entwicklungsministerium.

Die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG), ein Tochterunternehmen der deutschen Staatsbank KfW, hat in Sambia mehrfach den Agrarkonzern Zambeef mit Krediten im Gesamtwert von etwa 25 Millionen Euro versorgt. Der Konzern hat mittlerweile über 100.000 Hektar Land in Sambia aufgekauft. In mehreren Gegenden wurde von Landkonflikten mit der lokalen Bevölkerung berichtet. Nach der Besichtigung einer Farm in der Provinz Mpongwe suchte FIAN Mitte 2014 das Gespräch mit der in Köln ansässigen Bank. Diese blockte jeglichen Informationsaustausch über Landkonflikte mit Verweis auf Vertragsbestimmungen ab. Auch ein Gespräch mit der Bank im Entwicklungsausschuss des Parlamentes brachte keinerlei relevante Informationen.

Ein ähnliches Bild bietet die strategische Partnerschaft des Entwicklungsministeriums mit der deutschen Agrarindustrie, die German Food Partnership. Informationen werden der Öffentlichkeit vorenthalten und Interessenskonflikte der Agrarkonzerne werden nicht untersucht. "Die Kooperation mit Agrarkonzernen ist gekennzeichnet von einem hohen Maß an Intransparenz." so Herre, Agrarreferent von FIAN. "Und auch der entwicklungspolitische Nutzen muss bezweifelt werden."

Letztes Jahr hatte FIAN zusammen mit einem breiten Bündnis zivilgesellschaftlicher Organisationen über 65.000 Unterschriften gegen diese Art der Entwicklungshilfe gesammelt. Die neuen Berichte bestätigen die 65.000 UnterstützetInnen der Petition. "Es zeigt sich, dass unsere Kritik an dieser Ausrichtung der Entwicklungshilfe hoch berechtig ist.", so Herre weiter. "Im Falle der DEG erwarten wir, dass die Handhabe zu Landkonflikten und menschenrechtlich problematischen Aspekten finanzierter Agrarkonzerne transparent gemacht wird."

Weiterführende Informationen:

- Hintergrundstudie zu Landgrabbing in Sambia:
http://www.fian.de/fileadmin/user_upload/dokumente/shop/Land_Grabbing/13_12_FIAN_Sambia_DE.pdf

- Stellungnahme von FIAN im Entwicklungsausschuss zur Rolle der DEG im Bereich Agrarwirtschaftsförderung:
http://www.fian.de/fileadmin/user_upload/news_bilder/14_11_AWZ_FIAN_Stellungnahme_DEG_final.pdf

- Positionspapier des Forum Umwelt & Entwicklung zur German Food Partnership:
http://forumue.de/wp-content/uploads/2015/05/pospap_gfp_v3.pdf

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FIAN (FoodFirst Informations- & Aktions-Netzwerk) ist eine internationale Menschenrechtsorganisation für das Recht auf Nahrung mit Mitgliedern in 60 Ländern.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 7. September 2015
Herausgeber: FIAN-Deutschland e.V., Briedeler Straße 13, 50969 Köln
Tel.: 221/702 00 72, Fax: 0221/702 00 32
E-Mail: fian@fian.de
Internet: www.fian.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. September 2015

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