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HINTERGRUND/142: Positiv leben - Kindheit im Schatten von Aids


die zeitung - terre des hommes, 4. Quartal 2008

Positiv leben
Kindheit im Schatten von Aids

Von Urte Tegtmeyer und Nadja Jacubowski


Auf den ersten Blick sieht in Elim alles ganz normal aus. Kinder spielen vor ihren Hütten, manche pflegen die Meinen Gemüsegärten, die gleich neben den bescheidenen Behausungen angelegt wurden. Kohl, Möhren und Kartoffeln sprießen hier.


Doch wenn man genauer hinschaut, fällt auf, dass hier die Erwachsenen fehlen. Nicht in jedem Haushalt, aber doch in vielen. Elim liegt in Limpopo, einer verarmten südafrikanischen Provinz an der Grenze zu Mosambik. Was das Leben neben hoher Arbeitslosigkeit in großem Umfang bestimmt, ist die Immunschwäche Aids. Auch viele Kinder in Elim sind davon betroffen. Ihre Eltern sind an Aids gestorben, viele diese Kinder sind selbst mit dem HI-Virus infiziert. Ganz auf sich allein gestellt, müssen sie ihr Leben meistern. Den ersten Grundstein für ein besseres Leben haben die Frauen des terre des hommes-Projektpartners "Tivoneleni Vasati" gelegt, die an die Kinder in Elim Saatgut ausgegeben haben. Damit haben die Kinder ihre kleinen Gärten angelegt. Mit dem Gemüse bekommen die Waisen nicht nur wertvolle Vitamine. Einen Teil der Ernte können sie auf dem Markt verkaufen und verdienen so etwas Geld.

Kinder wie die in Elim sind in vielfacher Hinsicht von dem HI-Virus betroffen: Häufig haben sie ihre Eltern bis zu deren Tod gepflegt. Die Kinder fühlen sich alleingelassen, können den Tod ihrer Eltern nicht verwinden, sind traurig. Nun müssen sie sich um ihre Geschwister kümmern, für den Lebensunterhalt sorgen - kurz, ihre eigene Kindheit geht verloren. Diese bedrückenden Erlebnisse prägen die Kinder für immer.

Dennoch: Aids ist trotz der hohen Verbreitung in Afrika immer noch ein Tabuthema. Aufklärung über die gefährliche Immunschwäche ist schwierig, viele Familien haben Angst, sich behandeln zu lassen. Dadurch käme ans Tageslicht, dass Mitglieder der Familie HIV-positiv sind. Und das würde bedeuten, dass sie gemieden und ausgegrenzt werden.

In der Regel bekommen die Kinder keine sogenannten antiretroviralen Medikamente, die die Ausbreitung des Virus im Körper hemmen. Wenn doch, ist die richtige Dosierung dieser Medikamente speziell für Kinder problematisch. In den Industrieländern sind nur wenige Kinder mit dem HI-Virus infiziert. Deshalb steckt die Forschung hier wenig Geld hinein. Dabei ist gerade die Situation für HIV-positive Kinder in den Entwicklungsländern, besonders in Afrika, erschreckend: Neun Zehntel der insgesamt 2,1 Millionen HIV-positiven Kinder unter 15 Jahren weltweit leben im südlichen Afrika. Auch die Rate der Neugeborenen, die an den Folgen von Aids sterben, ist erschreckend hoch: Im südlichen Afrika stirbt jedes dritte HIV-positive Neugeborene, bevor es ein Jahr alt wird. Grund dafür ist die hohe Übertragungsgefahr zwischen Mutter und Kind während der Schwangerschaft, der Geburt oder beim Stillen. Die Übertragungsrate liegt in den Entwicklungsländern in der Regel immer noch bei 30 Prozent. Wenn HIV-positive Mütter entsprechende Medikamente während der Schwangerschaft einnehmen, könnte eine Übertragung von der Mutter auf das Kind auf unter zwei Prozent gesenkt werden.

Wenn HIV-positive Kleinkinder sich mit Kinderkrankheiten wie Masern oder Mumps anstecken, kann der Krankheitsverlauf sehr lange dauern, da die Immunabwehr schlecht ist Deshalb ist es so wichtig, dass Kinder, die das gefährliche Virus in sich tragen, sich so gesund wie möglich ernähren. Viel frisches Obst und Gemüse stärken die Abwehr und helfen so mit, die Krankheit so lange wie möglich in Schach zu halten. Für die Kinder in Elim sind die Gemüsegärten also doppelt nützlich: Im Kampf gegen die Immunschwäche und für das tägliche Leben.


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Quelle:
die zeitung, 4. Quartal 2008, S. 1
Herausgeber: terre des hommes Deutschland e.V.
Hilfe für Kinder in Not
Ruppenkampstraße 11a, 49084 Osnabrück,
Tel.: 0541/71 01-0, Fax: 05 41/70 72 33
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Dezember 2008