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PROJEKT/211: Die gute Nachbarin - Leopoldina Saguate, "Bons Vizinhos des Trevo", Mosambik


die zeitung - terre des hommes, 3. Quartal 2010

Die gute Nachbarin
Im Porträt: Leopoldina Saguate, »Bons Vizinhos des Trevo«, Mosambik

Von Urte Tegtmeyer


Leopoldina ist sehr gefragt. Wenn man sie trifft, hat sie immer ein Handy am Ohr. Die 47-Jährige kümmert sich um die Menschen in ihrer Nachbarschaft, der Armensiedlung Trevo in der Nähe der mosambikanischen Hauptstadt Maputo. Für die Bewohner von Trevo ist Leopoldina eine Art Rettungsanker, Helferin in der Not und als Ansprechpartnerin für alle möglichen Probleme fast allzeit erreichbar. Ihr Haus steht offen, fast jeder im Viertel kennt und grüßt sie auf der Straße. Leopoldina vermittelt zwischen ihren Nachbarn und staatlichen Stellen, wie Schule, Polizei und Krankenhaus, wenn es um häusliche Gewalt geht oder um die Organisation von Krankentransporten.


Engagement für Kinder und Jugendliche

Ihr besonderes Augenmerk liegt auf den Kindern: »Die Leute im Viertel hier haben wenig Geld. Das wirkt sich auch auf die Kinder aus. Es fehlt an vielen Dingen, leider auch an Essen. Außerdem haben die Kinder oft nicht die nötigen Schulmaterialien, einen Rucksack und Schuhe. Deshalb werden sie von den anderen Schülern ausgelacht und verspottet. Das ist ein Grund dafür, warum so viele Kinder und Jugendliche die Schule abbrechen.«

Diesen Jugendlichen hilft Leopoldina gemeinsam mit der einheimischen Nichtregierungsorganisation CAPAZ, die von terre des hommes unterstützt wird. CAPAZ stellt neben der Expertise auch Geld für Schulmaterialien und Transportwege zur Verfügung. Gemeinsam wird beraten, wie man Kindern und Jugendlichen, die die Schule abgebrochen haben, helfen kann. Zusammen mit der Familie, der Schule und mit viel Geduld und in langen Gesprächen nähert sich Leopoldina diesen Jugendlichen an und zeigt ihnen neue Wege auf. In den meisten Fällen funktioniert das.


Mehr Eigeninitiative

CAPAZ bildet Ansprechpartner wie Leopoldina aus. Sie vermittelt den Freiwilligen den Umgang mit Problemen und hilft herauszufinden, welche staatlichen Stellen Ansprechpartner sind. Geld bekommen weder Leopoldina noch die anderen Freiwilligen, die als »Gute Nachbarn« in ihren jeweiligen Vierteln helfen. Ziel des Projektes ist, dass die Mosambikaner ihr Leben in die eigene Hand nehmen: »Wir wollen nicht immer nur Geld bekommen und davon ein Projekt machen. Mir war wichtig ein Projekt auf die Beine zu stellen, das mit wenig Geld auskommt und das Engagement der Menschen als wichtigstes Kapital in das Projekt einbringt. Das ist uns geglückt. Wir unterstützen die Leute, sich ihren Herausforderungen zu stellen und ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen«, erklärt Marcelinha Chai Chai, Direktorin von CAPAZ.

Leopoldina ist die Vorsitzende von insgesamt zehn Aktivistinnen. Die siebenfache Mutter hat selbst nicht viel zum Leben. Doch wichtiger als Geld ist für sie der Gedanke zur Selbsthilfe: »Ich helfe gerne meinen Nachbarn und finde es wichtig, dass wir uns als Gemeinde auch selber helfen können. Ich verdiene zwar kein Geld, aber mein Leben hat einen ganz neuen Sinn bekommen.«

Urte Tegtmeyer (u.tegtmeyer@tdh.de)


terre des hommes hat das Projekt CAPAZ bislang mit 5.800 Euro gefördert.


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Quelle:
die zeitung, 3. Quartal 2010, S. 6
Herausgeber: terre des hommes Deutschland e.V.
Hilfe für Kinder in Not
Ruppenkampstraße 11a, 49084 Osnabrück,
Tel.: 0541/71 01-0, Fax: 05 41/70 72 33
E-Mail: info@tdh.de
Internet: www.tdh.de

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4 Mal jährlich. Der Verkaufspreis wird durch Spenden
abgegolten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. September 2010