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MARKT/006: Rezepte gegen zu viel Milch (UBS)


Unabhängige Bauernstimme, Nr. 321 - April 2009,
Die Zeitung von Bäuerinnen und Bauern

Rezepte gegen zu viel Milch
Mengenregulierung - Lösungsansätze auf vielen Ebenen

Von Sonja Korspeter
EMB (European Milk Board)


In Österreich hat die Molkerei Alpenmilch Salzburg eine Regelung beschlossen, um die Lieferdisziplin unter ihren Zulieferanten zu erhöhen. Wer sein Lieferkontingent überschreitet, bekommt ab 1. April nur noch 10 Cent pro Liter Milch. Die Regelung soll zunächst für ein Jahr gelten. Die jetzige Preisregelung der Alpenmilch ist für viele Milcherzeuger ein "mutiger Schritt und sollte in ganz Europa Nachahmung finden. Aber ob das von der politischen Seite aus - sprich von Brüssel aus - so einfach über die Bühne gehen wird, muss man erst sehen." (Stefan Scheipl, IG-Milch Österreich). "Mit einer Wiederbelebung von strengeren Milchquoten-Regeln wäre es sicher möglich, wieder einen stabileren Preis zu erreichen."

Das sehen auch die Mitgliedsverbände des EMB so. Bei ihrer Mitgliederversammlung im Februar haben die Vertreter aus 14 Ländern einen Forderungskatalog zur flexiblen Mengenregulierung beschlossen. Er enthält auf der einen Seite Sofortmaßnahmen (Schaffung von Quotenreserven, das Einfrieren der 5 mal 1-Prozent-Quote und das sofortige einmalige Herauskaufen überschüssiger Produkte). So könnte der Markt entlastet und der Auszahlungspreis wieder angehoben werden. Auf der anderen Seite werden Maßnahmen angeführt, die die längerfristige Balance von Angebot und Nachfrage im Blick haben: das kurzzeitige Herausleasen von Quoten aus dem europäischen Markt sowie die Schaffung einer europäischen Rechtsgrundlage für den Zusammenschluss der Milcherzeuger / ihrer Milch und die Einrichtung von erzeugerfinanzierten Umlagen. Dass die Bereitschaft der Politik, diese Maßnahmen auch im Interesse der Gesellschaft umzusetzen, noch gering ist, zeigt folgender Vorfall in Frankreich.


Nationale Spielräume

Am 17. März 2009 haben die Erzeuger aller Couleur einen ernsthaften Versuch unternommen, die Milchmenge in Frankreich zu senken. Auf der Tagesordnung der Sitzung der Milchkommission des nationalen Zuchtinstituts standen folgende zwei Punkte zur Entscheidung: Einfrieren des zusätzlichen 1 Prozents Quote und Aussetzen der Saldierungsmöglichkeiten für 2009/2010. Während der Sitzung wurde von Regierungsseite verkündet, dass man über diese Fragen erst in der Juniversammlung diskutieren werde. Dies hat zur Folge, dass die Anwendung für das kommende Milchwirtschaftsjahr so gut wie unmöglich wird. Auch in Bezug auf die französische Politik liegt noch einiges an Arbeit vor den Milcherzeugern. Bündelung der Milch und der permanente Aufbau des Drucks auf die politischen Entscheidungsträger sind ihre zwei Hauptinstrumente.


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Quelle:
Unabhängige Bauernstimme, Nr. 321 - April 2009, S. 12
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - Bauernblatt e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juni 2009