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ITALIEN/072: Römische "Repubblica" enthüllt faschistische Umsturzpläne (Gerhard Feldbauer)


Römische Repubblica enthüllt faschistische Umsturzpläne

14 Rädelsführer eines schwarzen Zentrums verhaftet

von Gerhard Feldbauer, 23. Dezember 2014



Die Italienische Nachrichtenagentur ANSA, die römische Repubblica und weitere Zeitungen berichteten am Montag ausführlich über ein von der Antiterror-Einheit ROS der Carabinieri ausgehobenes faschistisches Zentrum, das einen Umsturz der verfassungsmäßigen Ordnung plante. Dazu sollten Persönlichkeiten der Politik und des öffentlichen Lebens ermordet und Anschläge auf Bahnhöfe, Polizeidirektionen und weitere öffentliche Gebäude durchgeführt werden. In ganz Italien, darunter in Rom, Mailand, Turin, Neapel und Palermo, wurden 14 Rädelsführer verhaftet. Gegen weitere 50 Verdächtige wurden Ermittlungen eingeleitet. Den Erfolg verdankt die Operation der ROS, der erfolgreichen Arbeit zweier ihrer in das schwarze Zentrum eingeschleusten Offiziere.


Mussolinis SS-Leute und Kriegsverbrecher als Paten

In der Regionalhauptstadt Aquila in den Abruzzen hatten die Terroristen als Führungszentrale eine "Avanguardia Ordinovista" (Avandgardistische Neuordnung) gebildet, die sich an Terrororganisationen der Spannungsstrategie der 1970er Jahre wie der Ordine Nuovo des MSI-Führers Pino Rauti aus der SS Mussolinis und der Avanguardia Nazionale des verurteilten Kriegsverbrechers Valerio Borghese (beide verstorben) orientierten. Zur Beschaffung von Waffen unterhielten die Faschisten Kontakte zu gleichgesinnten Kreisen in Slowenien.


Hitlers "Mein Kampf" ideologisches Rüstzeug

Unter den sichergestellten Materialien befanden sich Ausgaben von Hitlers "Mein Kampf". Einer der Leiter des "schwarzen Umsturzes" sei ein Rutilio Sermonti, der der Ordine Nuovo angehörte und als Schriftsteller "eine der bekanntesten Figuren im Panorama der Intellektuellen der extremen Rechten" sei, schrieb La Repubblica. Bei ihm wurde ein "Statut der Republik der Einheit Italiens" mit einer neuen Verfassung über eine zu errichtende "Neue Ordnung" sichergestellt. Nach ihrem "schwarzen Umsturz" wollten sich die Verschwörer zu einer Partei konstituieren, um Wahlen zu veranstalten.


Europas extreme Rechte versammelten sich in Mailand

La Repubblica warnte, die Realität dieser neuen faschistischen Aktivitäten in Italien wie in Europa nicht zu unterschätzen. Dazu hatte das Blatt am Sonntag über einen in Mailand von dem Führer der italienischen faschistischen Forza Nuova, Roberto Fiore, veranstalteten Kongress der extremen Rechten Europas berichtet. Unter den 300 Teilnehmern befanden sich Abordnungen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Schweden, die zum Kampf gegen den "weltweiten Zionismus", gegen "eine afrikanische Invasion", zur Verteidigung der "katholischen Zivilisation" in einem "großen freien Europa" aufriefen. Auch die Wurzeln der Forza Nuova reichen in die Zeit der Spannungsstrategie zurück. Fiore gehörte zu den Attentätern des Anschlags 1984 auf den Bahnhof Bologna, bei dem 85 Menschen umgebracht wurden.


Auch Berlusconi wollte Spannungsstrategie wieder beleben

Die Aktualität dieser Warnungen hatte Ex-Premier Berlusconi unterstrichen, als er nach seiner rechtskräftigen Verurteilung zu vier Jahren Haft wegen Korruption in Millionenhöhe (die er derzeit reduziert auf ein Jahr im Sozialdienst verbüßt) mit der Entfesselung genau dieser Spannungsstrategie drohte, um seinen Ausschluss aus dem Senat zu verhindern.


Furcht vor wachsendem Einfluss der Sozialdemokraten

Die Repubblica ging in einem weiteren Beitrag auf den Hintergrund der wachsenden faschistischen Aktivitäten ein und verwies auf den zunehmenden Einfluss der seit 2013 die Regierung anführenden Sozialdemokraten (Demokratische Partei - PD), während der der extremen Rechten vor allem in Gestalt der Forza Italia (FI) Berlusconis zurückgehe und diese sich in einer tiefen Krise befinde. Das regierungsnahe Blatt fordert, gegen die gefassten Rädelsführer umgehend "exemplarische Urteile" zu fällen.

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Quelle:
© 2014 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Dezember 2014


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