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ITALIEN/441: Brutaler faschistischer Überfall auf Schüler des Michelangelo-Gymnasiums in Florenz (Gerhard Feldbauer)


Brutaler faschistischer Überfall auf Schüler des Michelangelo-Gymnasiums in Florenz

Schläger sollen aus den Brüdern Italiens von Giorgia Meloni kommen

von Gerhard Feldbauer, 21. Februar 2023


Der brutale Überfall eines faschistischen Schlägertrupps von wenigsten sechs Personen am Freitag vor Unterrichtsbeginn auf Schüler des klassischen Michelangelo-Gymnasiums in der Via della Colonna der Kunststadt Florenz erregt die Öffentlichkeit Italiens und ruft starke Proteste gegen die Regierung von Giorgia Meloni, der Vorsitzenden der faschistischen Brüder Italiens (FdI), hervor. Ein Video zeigt einen 15- bis 16-jährigen Jungen, der auf dem Boden liegt und minutenlang brutal getreten wird. Andere Angreifer prügeln auf Kinder ein. Das Eingreifen eines Lehrers, der versuchte, die Angreifer aufzuhalten, habe vermutlich verhindert, dass die Gewalt länger andauerte. Die von der Schulleiterin Rita Gaeta herbeigerufene Spezialabteilung der Polizei DIGOS beendete den "Terrorüberfall", berichtete die Nachrichtenagentur ANSA. Laut der linken Zeitung Manifesto kursieren im Internet Nachrichten, dass die Verantwortlichen für diese Gewalt mit der Jugendbewegung der FdI Melonis "in Verbindung stehen und sogar Mitglieder des Studentenrates der Provinz sind".

Während der sozialdemokratische PD sonst eher zurückhaltend gegenüber der Regierung Meloni ist, wird der faschistische Überfall und die Nähe ihrer Brüder Italiens zu den Terroristen offen klargestellt. Der Präsident der Region Toskana, Eugenio Giani vom PD, bestätigt, dass bekannt ist, dass die Angreifer "zur Schüleraktion" gehören. "Ein Angriff dieser Schwere und vor einer Schule ist eine unerträgliche Tatsache", kommentierte der Bürgermeister von Florenz, Dario Nardella, ebenfalls PD.

Elly Schlein als auch Stefano Bonaccini, die sich am kommenden Sonnabend auf Vorwahlen zur Wahl des neuen Sekretärs des PD stellen, verurteilten die Ausschreitungen und das Schweigen der Regierung dazu. "Meine volle und totale Solidarität mit den Schülern der Kollektive, die einen echten faschistischen Kaderangriff erlitten haben", sagte Schlein. "Ich verurteile diese faschistischen Angriffe auf das Schärfste", so Bonaccini auf Twitter. Die PD-Senatorin Monica Cirinnà, die das von Meloni bekämpfte Lebenspartnerschaftsgesetz mitverfasste, warnte vor der Rückkehr des von den Faschisten des Movimento Sociale Italiano (MSI), aus der Melonis Brüder-Partei hervorging, in den Jahren der Spannungsstrategie an den Schulen und Universitären betriebenen faschistischen Terrors und appellierte, die Schule als "Ort der Demokratie" zu verteidigen. Während Ministerpräsidentin Meloni ständig "über alles spricht, sagt sie nie ein Wort gegen die postfaschistischen Bewegungen", bemerkt der PD-Parlamentarier Emiliano Fossi.

Der Sekretär der Sinistra Italiana (Italienische Linke), Nicola Fratoianni, Kommunist von Rifondazione Comunista (PRC) und Abgeordneter der Alleanza Verdi e Sinistra (Grün-linke Allianz), erklärte, wenn die im Netz kursierende Nachricht, dass die faschistische Gewalt von der Jugendbewegung der Brüder von Italien ausgehe, "wahr ist", werde der Vorfall "noch ernstere und alarmierendere Ausmaße annehmen" und er dazu an den Innenminister Melonis, Matteo Piantedosi, eine parlamentarische Anfrage richten.

Auch die ersten Ermittlungen der DIGOS bestätigen, dass mindestens sechs der Angreifer "der Azione Studentesca, einer Gruppe, die mit der Partei der Premierministerin verbunden ist, angehören", berichtete Contropiano am Montag auf seinem Online-Portal. Das linke Magazin meint, diese "Straßenfaschisten" fühlten sich durch die Regierung, in der die "Zweireiher" sitzen, ermuntert, die Opposition einzuschüchtern.

Inzwischen erregt ein weiterer Fall mit offensichtlich rassistischem Hintergrund die Öffentlichkeit. Am Sonntagabend wurde in Rom in der Via Anastasio II unweit der U-Bahnstation Valle Aurelia ein 50-jähriger Philippiner erstochen, berichtet die staatliche Nachrichtenagentur ANSA. Laut ersten Ermittlungen der Polizei wurde der Mann während eines Streits von mehreren Personen angegriffen. Einer der Beteiligten habe ein Messer gezogen und auf den Mann eingestochen, der kurz darauf seinen Verletzungen erlag.

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Quelle:
© 2023 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 24. Februar 2023

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