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AGRAR/1681: European Milk Board stellt Impulspapier zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik vor (EMB)


European Milk Board - Pressemitteilung vom 31. August 2017

European Milk Board stellt Impulspapier zur GAP-Reform vor

Papier enthält wichtige Vorschläge für Agrarministertreffen in Tallinn


Wenn die Agrarminister der EU in den kommenden Tagen zu ihrem Treffen nach Tallinn reisen, hat der eine oder andere Politiker sicher auch das Impulspapier des EMB zur GAP-Reform mit im Gepäck. In dem Papier, das das EMB in den vergangenen Wochen den Ministern zur Kenntnis zugesandt hatte, werden sechs wichtige Ziele für eine progressive Agrarpolitik vorgestellt. Zentral verbindet sie alle die Ausrichtung auf eine neue GAP, die nicht nur Verantwortung für den Markt, sondern auch für die Gesellschaft und den Zusammenhalt in der EU übernimmt. "Die Erfahrungen aus der Vergangenheit haben uns gelehrt, dass es wichtig ist, sich für eine ganzheitliche und integrative Politik stark zu machen. Die neue GAP soll einen Beitrag zum Überwinden sozialer Ungleichheiten leisten, allen Ländern und Regionen weiter die Milchproduktion ermöglichen und auch verantwortungsvoll gegenüber Entwicklungsländern agieren", fasst Romuald Schaber, der den Vorsitz des EMB innehat, die wichtigsten Punkte zusammen. Neben einer ausführlichen Markt- und Politikanalyse der vergangenen Jahre zeigt das Impulspapier konkret für den Milchsektor, wie man eine faire und nachhaltige Landwirtschaft erreichen kann. "Die Agrarminister werden bei ihrem Treffen primär über Instrumente sprechen, welche die Risiken im Agrarsektor beseitigen sollen. Dazu bietet das Impulspapier mit dem Marktverantwortungsprogramm (MVP) ein Instrument, das speziell zur Krisenvermeidung eingesetzt werden kann. Es arbeitet unter anderem mit dem freiwilligen Lieferverzicht, der sich in den vergangenen Mon aten gut bewährt hat", so Schaber.

Dass Instrument nicht gleich Instrument ist, sieht man an der Problematik der hohen Mengen an Magermilchpulver, die aktuell in der Intervention liegen. 2016 aus dem Markt genommen, um diesen zu entlasten, schweben sie jetzt als Damoklesschwert über den Produzenten und bedrohen die Milchpreiserholung. Sie jetzt in den Verkehr zu bringen, während die Milchpulverpreise schon wieder kräftig im Fallen sind, gleicht dem Einpumpen von Wasser in ein bereits überflutetes Gebiet. Bezüglich solcher Instrumente, die ein Problem nur vertagen und es schließlich sogar verschlimmern können, muss ein Umdenken stattfinden.

Die Vizevorsitzende des EMB, Sieta van Keimpema, sieht daher in der Etablierung eines wirklich funktionierenden Instruments ein wichtiges Signal an die Milcherzeuger: "Es ist kein einfacher Job, den Milchbäuerinnen und Milchbauern da tagtäglich leisten." Er sei mit sehr viel Arbeit, Zeit und auch Unfallrisiken verbunden, erfordere großes, breit angelegtes Wissen, Geduld und hohes Engagement. "Wir warten auf eine progressive Reform. Denn wir würden uns gern auf unsere Arbeit als Milchbauern konzentrieren können. Und zwar mit dem Wissen, dass die richtigen Instrumente installiert wurden und die Zeiten, in denen wir uns zermürbende Sorgen machen müssen, endlich vorbei sind."

Die Milcherzeuger wollen an dieser Stelle selbst Verantwortung übernehmen und mit dem Papier zur GAP-Reform wichtige Impulse im Reformdiskurs setzen.

Marktverantwortungsprogramm - MVP

Das MVP ist ein Programm für den EU-Milchsektor, das zum Einsatz kommt, wenn der Milchmarkt aus dem Gleichgewicht zu geraten droht. Eine Kombination aus Marktbeobachtung und -reaktion ermöglicht es, drohende Krisen zu erkennen und in einem 3-Stufen-Programm auf sie zu reagieren.

Krisen erkennen - Marktindex
  • Über einen Marktindex, der sich aus der Entwicklung von Produktnotierungen, Milchpreisen und Erzeugungskosten (Marge) zusammensetzt, können Krisen antizipiert werden.
  • Liegt der Index über 100, decken die Preise die Produktionskosten - der Markt ist stabil, es besteht kein Handlungsbedarf. Fällt der Index unter die Schwelle von 100, liegt keine Kostendeckung vor. Ist die Kostenunterdeckung zu groß, wird das Marktverantwortungsprogramm gestartet.
Reaktion auf Krisen - Einsatz des MVP

Die Anwendung des MVP ist in 3 Stufen vorgesehen.

1. Frühwarnung (Absinken des Index um 7,5 %)

  • Monitoringstelle spricht Fruühwarnung aus
  • Öffnung der privaten Lagerhaltung
  • Anreizprogramme für zusätzlichen Verbrauch wie Vollmilchkalberzeugung Milchmast von Färsen, etc.
  • Stufe bleibt solang erhalten, bis sich Index wieder bei 100 befindet

2. Krise (Absinken des Index um 15 %)

  • Krise wird von der Monitoringstelle offiziell festgestellt und bekannt gegeben
  • Zentrale Elemente des Marktverantwortungsprogramms werden gestartet
  • Bezugszeitraum wird festgelegt
  • Ausschreibung freiwilliger Lieferverzicht (mind. 5 %), Bonus für Produktionsreduktion
  • Marktverantwortungsabgabe für steigernde Betriebe ab dem ersten Kilogramm

3. Phase obligatorische Kürzung (Absinken des Index um 25 %)

  • Allgemeinverbindliche Rückführung der Milchanlieferung um 2-3 % für einen definierten Zeitraum, zum Beispiel 6 Monate
Ende der Krise - Aufhebung der Krisenmaßnahmen

Entwickelt sich der Index wieder in Richtung 100 Punkte und sind die Prognosen der Monitoringstelle für den weiteren Marktverlauf positiv, so kann die Krise für beendet erklärt werden. Zu diesem Zeitpunkt enden sämtliche produktionsbeschränkende Maßnahmen. Eingegangene Verpflichtungen auf freiwilliger, vertraglicher Basis enden vereinbarungsgemäß.


Hier finden Sie mehr Details zum MVP:
http://www.europeanmilkboard.org/fileadmin/Dokumente/Positions_EMB/CAP_position_paper/Positionspapier_Reform_der_gemeinsamen_Agrarpolitik_170809.pdf

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Quelle:
Pressemitteilung vom 31. August 2017
EMB asbl - European Milk Board
Rue du Commerce 124, bte 4, 1000 Brussels
Telefon: +32 (0)2 808 1935, Fax: +32 (0)2 808 8265
E-Mail: office@europeanmilkboard.org
Internet: www.europeanmilkboard.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. September 2017

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