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MELDUNG/116: Europäischer Forschungsrat ERC feiert zehnjähriges Bestehen (idw)


CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften - 15.03.2017

Europäischer Forschungsrat ERC feiert zehnjähriges Bestehen


In nur einem Jahrzehnt hat sich der ERC (European Research Council, Europäischer Forschungsrat) zur wichtigsten und renommiertesten Institution zur Finanzierung von Grundlagenforschung in der Europäischen Union entwickelt, mit dem Anspruch wissenschaftliche Exzellenz und innovative Pionierforschung zu fördern. Am CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften konnten bisher insgesamt acht der begehrten ERC-Förderungen eingeworben werden. 2017 wurde Giulio Superti-Furga, wissenschaftlicher Direktor des CeMM und vierfach mit einer ERC-Förderung ausgezeichnet, zum Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des ERC gewählt.


(Wien, der 15. März 2017) Ein Leuchtturm für hochqualitative Pionierforschung: "70% Prozent der durch den ERC geförderten Projekte haben zu einem wissenschaftlichen Durchbruch oder einem bedeutenden wissenschaftlichen Fortschritt geführt", fasst ERC-Präsident Jean-Pierre Bourguignon den Erfolg des Forschungsrates zusammen - eine Bilanz, die sich sehen lassen kann. Allein die wissenschaftliche Exzellenz der eingereichten Anträge und der AntragstellerInnen entscheidet über den Erhalt einer Förderung, die mit nur 10% Genehmigungsquote einem starken Wettbewerb unterliegen. Seit seiner Gründung wurden europaweit über 7000 WissenschaftlerInnen vom ERC gefördert, das CeMM, Forschungszentrum für Molekulare Medizin der ÖAW in Wien erhielt bisher acht Projektförderungen, die insgesamt mit über 10 Millionen Euro dotiert waren und somit signifikant zum Forschungserfolg des Instituts beiträgt.

Die CeMM Forschungsgruppenleiter Andreas Bergthaler, Christoph Bock, Sebastian Nijman und Kaan Boztug warben je einen ERC Starting Grant ein, und konnten damit ihre eigenen Forschungsgruppen ausbauen. Kaan Boztug leitet inzwischen das neu gegründete Ludwig Boltzmann Institut für Seltene und Undiagnostizierte Erkrankungen in Wien, und Sebastian Nijman folgte dem Ruf zum Professor an die Universität Oxford, für beide bedeutete die ERC Förderung nicht nur einen Katalysator für die Umsetzung der eigenen Forschungsideen, sondern auch einen wichtigen Schritt in der Karriereentwicklung.

Giulio Superti-Furga, wissenschaftlicher Direktor des CeMM, erhielt in den vergangenen acht Jahren zwei Advanced Investigator Grants, die für die Unterstützung innovativer Forschungsprojekte bereits etablierter SpitzenforscherInnen vergeben werden, sowie zwei Proof-of-Concept Grants des ERC, die der Ermittlung des Innovationspotenzials von Forschungsideen dienen. Superti-Furga konnte damit, neben seiner Tätigkeit als Panel Mitglied des ERC, auf viel Erfahrung mit dem ERC zurückblicken, als er 2017 zum Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des ERC gewählt wurde.

Seine neue Aufgabe im ERC Scientific Council sieht Giulio Superti-Furga als soziale Verantwortung und Privileg, aber auch als Chance, die Grundlagenforschung zu einem Kernthema des öffentlichen und politischen Diskurses zu machen und die Wissenschaft als Grundbestandteil der Europäischen Kultur weiter zu festigen: "Mein Wunsch ist es, durch die Förderung von exzellenter Forschung zu einem wissenschafts- und innovationsfreundlichen Klima in Europa beizutragen und mich für politische und strukturelle Rahmenbedingungen einzusetzen, die den ERC als erfolgreichste Forschungsförderung der EU schützen und weiter ausbauen", so Superti-Furga. Dass im Jahr 2017 das 10-jährige Bestehen des ERC mit dem 10-jährigen Jubiläum des CeMM zusammenfällt, ist für den CeMM Direktor ein erfreulicher Zufall und ein Grund zum Feiern. "Die Liste der ERC Förderungen, die in den letzten Jahren nach Österreich vergeben wurden, ist beeindruckend. ERC Grants stehen für wissenschaftliche Exzellenz, sie sind eine internationale Auszeichnung und ein Grund auf unsere ForscherInnen stolz zu sein. Der ERC schafft den richtigen Anreiz um wirklich innovative, nicht naheliegende Projekte zu riskieren und ist komplementär zu den sehr wichtigen nationalen Förderprogrammen."

Der Wissenschaftliche Beirat des ERC setzt sich aus bedeutenden WissenschaftlerInnen zusammen, darunter auch einige Nobelpreisträger. Die Mitglieder werden von einem unabhängigen Nominierungsausschuss vorgeschlagen und von der Europäischen Kommission ernannt. Seit 2014 ist Jean-Pierre Bourguignon, ein renommierter französischer Mathematiker, der sich mit Differentialgeometrie und deren Anwendungen in mathematischer Physik beschäftigte, Präsident des ERC. Von 2010 bis 2013 hatte diese Funktion Helga Nowotny inne, eine international anerkannte Wissenschaftsforscherin aus Wien. Sie war auch Gründungsmitglied des im Jahr 2007 etablierten European Research Council.


Giulio Superti-Furga geboren 1962 in Mailand, studierte Molekulare Biologie an der Universität in Zürich. Nach seiner Promovierung arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) in Heidelberg und wurde dort 1995 Teamleiter.

1997 bis 2000 war Superti-Furga als Gastprofessor an der Universität Bologna tätig. Er ist Mitgründer der Biotech-Firmen Cellzome Inc., Haplogen und Allcyte. Seit 2005 ist er der wissenschaftliche Direktor des CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und seit 2015 Professor für Molekulare Systembiologie an der Medizinischen Universität Wien. Des Weiteren ist er Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaft, der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, der European Molecular Biology Organization (EMBO), European Academy of Cancer Sciences, Academia Europaea und war bis Ende 2015 Vorsitzender der EMBL Alumni-Association.

Als wissenschaftlicher Direktor des CeMM hat Giulio Superti-Furga die Förderung einer präzisen und voraussagenden Medizin durch die Verbindung von Grundlagenforschung mit klinischer Expertise und innovativen diagnostischen und therapeutischen Ansätzen zu seinem zentralen Anliegen gemacht. Zu seinen größten wissenschaftlichen Erfolgen zählen die Aufklärung der grundlegenden regulatorischen Mechanismen der Tyrosinkinasen bei Krebserkrankungen, die Bestimmung der präzisen molekularen Wirkungsweise mehrerer Medikamente, die Entdeckung der organisatorischen Prinzipien des Proteoms und Lipidoms sowie die Charakterisierung der molekularen Bestandteile, welche eine Rolle in der angeborenen Immunität spielen.

2009 wurde er mit dem Offiziers-Ordens für Verdienste um die Italientische Republik geehrt. 2011 wurde er mit dem Stadt Wien Preis für Naturwissenschaften ausgezeichnet und zum Österreicher des Jahres in der Kategorie Wissenschaft gekürt.

Seit Ende 2014 ist Giulio Superti-Furga Vorsitzender des Steering Boards (Lenkungsausschuss) und Teilnehmer im Personal Genome Project "Genom Austria". Ziel dieses Bildungs- und Wissenschaftsprojekts ist sich proaktiv mit den verschiedensten Aspekten der Genomsequenzierung auseinanderzusetzen.

Giulio Superti-Furga ist mit einer Wienerin verheiratet und Vater zweier Kinder.

http://cemm.at/research/groups/giulio-superti-furga-group/


Das CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ist eine internationale, unabhängige und interdisziplinäre Forschungseinrichtung für molekulare Medizin unter der wissenschaftlichen Leitung von Giulio Superti-Furga. Das CeMM orientiert sich an den medizinischen Erfordernissen und integriert Grundlagenforschung sowie klinische Expertise, um innovative diagnostische und therapeutische Ansätze für eine Präzisionsmedizin zu entwickeln. Die Forschungsschwerpunkte sind Krebs, Entzündungen, Stoffwechsel- und Immunstörungen sowie seltene Erkrankungen. Das Forschungsgebäude des Instituts befindet sich am Campus der Medizinischen Universität und des Allgemeinen Krankenhauses Wien.
www.cemm.at



Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution2100

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften, Mag. Wolfgang Däuble, 15.03.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. März 2017

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