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BERICHT/112: Beiträge auf dem 12. Symposium des Mediävistenverbandes (idw)


Universität Trier - 20.04.2007

Jahr der Geisteswissenschaften 2007: Familie, Freundschaft und Gemeinschaft im Fokus der Mittelalter-Forschung

Beiträge des SFB 600 auf dem 12. Symposium des Mediävistenverbandes


"Verwandtschaft, Freundschaft, Bruderschaft... Soziale Lebens- und Kommunikationsformen im Mittelalter" - unter diesem Titel fand vom 19. bis 22. März das 12. Symposium des Mediävistenverbandes an der Universität Trier statt. Organisiert wurde der internationale Kongress von der Professur für Philosophie an der Theologischen Fakultät unter Leitung von Prof. Dr. Gerhard Krieger. Forscherinnen und Forscher des SFB 600 "Fremdheit und Armut" an der Universität Trier stellten in diesem Rahmen ihre Forschungsergebnisse zur Bedeutung von Familie und bruderschaftlichen Organisationen für die Versorgung Bedürftiger und Heimatloser vor.

Über drei Tage kamen über sechzig Referentinnen und Referenten aus neun verschiedenen Fächern und sieben verschiedenen Ländern in Trier zusammen und diskutierten über die Bedeutung von Familie, Freundschaften und Gemeinschaften im Mittelalter. Vier Wissenschaftler/innen des SFB 600 trugen ihre jüngsten Forschungen zu diesem Thema vor:

Unter dem Titel "Amor proximi. Nahe und ferne Nächste zwischen Bildern und Texten" erläuterte Prof. Dr. Gerhard Wolf, Direktor des Kunsthistorischen Instituts - Max-Planck-Institut Florenz und Teilprojektleiter im SFB 600, grundlegende Konzepte der "Brüderlichkeit" und "caritas". Er nahm Bezug auf Skulptur und Malerei in Pisa, Siena und Florenz sowie römischer Ordensgründungen.

Im Zentrum des Beitrags von Dr. Monika Escher-Apsner standen Bruderschaften als Beispiele multifunktionaler Gemeinschaften. Im hohen und späten Mittelalter stellten diese sozialen Gemeinschaften in Westeuropa geradezu ein "Massenphänomen" dar. Allein in Köln sind für das ausgehende Mittelalter über hundert dieser Organisationen nachweisbar. Die Fürsorge für Arme und Fremde war wesentlicher Bestandteil der zahlreichen Funktionen von Bruderschaften. Monika Escher-Apsner machte in ihrem Beitrag deutlich, dass der in der Forschung weit verbreitete Begriff der "Elendenbruderschaft" eine zu engte Typenbildung darstellt.

Die Kunsthistorikerin Dr. Philine Helas (Bibliotheca Hertziana, ehemals SFB 600) untersuchte, wie sich derartige Bruderschaften in der Architektur ihrer Bauten, in Bildwerken und Skulpturen selbst darstellten. Dabei arbeitete sie anhand des Ospedale di Santo Spirito und des Ospedale dell'Angelo in Rom Strategien und Funktionen solcher Repräsentationen sozialen Wirkens heraus.

Auch das persönliche äußere Erscheinungsbild war in der mittelalterlichen Gesellschaft Ausdruck der ständischen Zugehörigkeit.

Der Kunsthistoriker Peter Bell machte symbolische Kommunikation anhand von Kleidung zum Thema seines Vortrags: Er verdeutlichte den Ablösungsprozess Franz von Assisis von Familie und Verwandtschaft und seinen selbstgewählten Weg in die Armut anhand einer Analyse seiner Kleidung in frühen Tafeln und Fresken aus dem Italien des 13. bis 15. Jahrhunderts.

Kontakt Mediävistenverband
Prof. Dr. Gerhard Krieger
Lehrstuhl für Philosophie I
Theologische Fakultät Trier
54296 Trier
mvb-symp@uni-trier.de
www.uni-trier.de/uni/theo/Symp_Medvb/index.htm

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution103


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Trier, Heidi Neyses M. A., 20.04.2007
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. April 2007