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BUCHTIP/219: Buch mit mittelalterlichen Handschriften erschienen (idw)


Ruhr-Universität Bochum - 09.03.2007

"Farbtupfer aus dem Sperrschrank"
Buch mit mittelalterlichen Handschriften erschienen

RUB-Studierende heben Schätze aus der Geschichtsbibliothek


"Wir waren immer wieder erstaunt, welche bibliophilen Schätze sich in den Sperrschränken unserer Bibliothek fanden und von einem breiteren Publikum gar nicht wahrgenommen werden", sagt Dr. Ralf Molkenthin (Fakultät für Geschichtswissenschaft der Ruhr-Universität Bochum). Nachdem die Studierenden im Rahmen einer praktischen Übung eine kleine Ausstellung der schönsten Faksimilia im Sommersemester 2006 konzipiert und gezeigt haben, hat er nun zusammen mit Bodo Gundelach ein Buch herausgegeben, das einen Teil der rund 60 Faksimilia aus der Bibliothek der Fakultät in besonderer Weise präsentiert: "Neues Licht auf alten Lettern - Faksimilia der Historischen Bibliothek der Ruhr- Universität Bochum". Das Buch ist ab sofort im Handel oder über den Skriptorium-Verlag erhältlich.


Vom "Bestiarium" zu den "Medicina Antiqua"

Das Buch, dessen Texte die Studierenden geschrieben haben, ist in vier Themenkomplexe gegliedert: Neben Auszügen und Bildern aus liturgischen Büchern wie den "Books of Kelts" finden sich kontinentale Buchkunst, Rechtsbücher sowie nichttheologische Fachbücher und Stundenbücher. Es gibt eine bebilderte Anleitung zur Selbstmedikation im 13. Jahrhundert: Die "Medicina Antiqua" erläutern, wie Menschen damals Urin oder Speichel gegen Sehschwäche, Hundebisse oder Blasensteine einsetzten. Der Begleitband vermittelt auch mit Blick auf das mittelalterliche Tierlexikon "Bestiarium von Peterborough" einen Eindruck, wie doppeldeutig Tiere gesehen wurden. Einmal unter biblisch-moralischen Kategorien, so etwa wenn das Rebhuhn als "hinterlistig" dargestellt ist. Auf der anderen Seite machen die farbigen Darstellungen der Tiere deutlich, dass die Menschen im Mittelalter auch Fabelwesen wie Sirenen zu den real existierenden Lebewesen gezählt haben. Da alle Abbildungen überaus eindrucksvoll und farbenprächtig sind, meist aber in den Bibliotheksschränken verborgen bleiben, haben die Studierenden ihrer Ausstellung mit Recht den Untertitel "Farbtupfer aus dem Sperrschrank" gegeben.


Historiker müssen Handschriften lesen können

Im Zeitalter des Computers kann kaum jemand noch alte Handschriften lesen. Für Historiker ist diese Fähigkeit jedoch unerlässlich. So entstand aus einer Übung nun ein Buch, das unter anderem Antworten gibt auf Fragen wie "Wie sehen mittelalterliche Handschriften aus?" Aber auch: "Welches Medizin- und Naturverständnis hatten die Menschen damals und was ist eigentlich ein Faksimile?" Der Begleitband zur gleichnamigen Handschriften-Ausstellung der Fakultät präsentiert 29 ganzseitige Farbabbildungen mit erläuternden und weiterführenden Texten. Er gibt einen Einblick in die prächtige Gestaltung mittelalterlicher Handschriften, die meist mit Ornamenten sowie bunten Initialen versehen sind. Die Herausgeber wurden bei der Ausstellung unterstützt vom Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund und dem Ruhrland Museum in Essen, die die benötigten Vitrinen zur Verfügung stellten.

Titelaufnahme Molkenthin, Ralf und Gundelach, Bodo (Hrsg.): Neues Licht auf alten Lettern. Begleitband zur Ausstellung "Neues Licht auf alten Lettern - Faksimilia der Historischen Bibliothek der Ruhr-Universität Bochum". Morschen, Skriptorium-Verlag 2007, 80 Seiten, 22,80 Euro, ISBN 978-3-938199-14-5. Auch erhältlich unter: http://www.retrobooks.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution2


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Ruhr-Universität Bochum, Dr. Josef König, 09.03.2007
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. März 2007