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BUCHTIP/298: Taschenbuch "Fugger - Italien" (context mv)


Pressemitteilung: Augsburg, 24. Juni 2010

Erster Fugger schon vor 1400 in Venedig?

Mit dem Taschenbuch "Fugger - Italien" verändert sich die Geschichte der Fugger erneut


In der Geschichte der Fugger wird schon wieder ein neues Kapitel aufgeschlagen. Erst im März 2009 hatte der Münchner Historiker Peter Geffcken belegt, dass Jakob Fugger "der Reiche" mitnichten Mönch war, ehe er die Wirtschaft Europas aufmischte, sondern schon als 14-Jähriger 1473 in Venedig eine solide Kaufmannsausbildung absolvierte. Jetzt legt der Münchner Wissenschaftler, Experte für Wirtschaft an der Schwelle vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit, nach. Die Identifizierung eines Augsburger Weber-Verlegers in Venedig erlaubt die Schlussfolgerung, dass schon der 1367 in Augsburg eingewanderte Hans Fugger Geschäfte in Venedig betrieben habe. Einiges spricht dafür, so Geffckens Analyse, dass bereits der Stammvater der Augsburger Familie als Verleger auch persönlich in Venedig Baumwolle eingekauft haben könnte: Der erste Augsburger Fugger wird zwar als "Weber" bezeichnet, verdiente in Wahrheit jedoch mit Baumwoll- und Textilhandel schweres Geld.

Dies ist nur eine der überraschenden Erkenntnisse des passend zur Landesausstellung "Bayern - Italien" 2010 erschienenen Taschenbuchs "Fugger - Italien. Geschäfte, Hochzeiten, Wissen und Kunst. Geschichte einer fruchtbaren Beziehung". 120 Seiten mit rund 100 Abbildungen vernetzen locker lesbar den aktuellen Stand der Fugger-Forschung mit den vielfältigen italienischen Bezügen der Familie. Dass Jakob Fugger, wie immer wieder schlagzeilenträchtig geschrieben wird, der "erste Kapitalist" und "der früheste Globalisierer" sei, ist angesichts der oberitalienischen Fernhandelskaufleute und Bankiers des 13. und 14. Jahrhunderts eine absurde Behauptung. Italiens Wirtschaft war der deutschen meilenweit voraus: Venezianer, Pisaner und Genuesen handelten mit dem Fernen Osten. Florentiner wie die Peruzzi, Bardi und Acciaiuoli hatten europaweit ihre Filialnetze, als der erste Augsburger Fugger noch Jahrzehnte auf sich warten ließ. Zwei Generationen später versandten die Medici schon Vorläufer der Fuggerzeitungen. Und im Vatikan waren Zinsen (in verdeckter Form) längst üblich, als deutschen Kaufleute Gewinne noch höllische Gewissensqualen einbrachten.

Das neue Taschenbuch "Fugger - Italien" zeigt aber auch, wie befruchtend die Fugger Ideen und Innovationen aus dem Süden für Geschäfte, für "Memoria" und Familien-Prestige sowie nicht zuletzt im Glaubensstreit nutzten. Die Augsburger Fuggerkapelle war der erste Renaissancebau Deutschlands, Schloss Kirchheim ein süddeutsches Kunstzentrum und ein "Schaufenster" italienischer Meister, das erste barocke Adelspalais Münchens war ein Fuggerpalast. Das Buch leitet außerdem zu den Spuren der Fugger im Süden: Von einer monumentalen Grabkapelle in Rom über den "Teufelspalast" in Trient bis zu Schlössern in Südtirol und im Trentino führt die Suche nach dem Fuggerwappen.

"Fugger - Italien. Geschäfte, Hochzeiten, Wissen und Kunst.
Geschichte einer fruchtbaren Beziehung".
(Martin Kluger, Euro 9,90, ISBN 978-3-939645-27-6)
erscheint im context verlag Augsburg und ist bundesweit im Buchhandel erhältlich.


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Quelle:
Pressemitteilung: Augsburg, 24. Juni 2010
context medien und verlag,
Candida Sisto,
Schießgrabenstraße 14, 86150 Augsburg,
Telefon 08 21/31 31 61
E-Mail: info@context-mv.de
Internet: www.context-mv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juni 2010