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BUCHTIP/381: Kommerzialisierte Geschichte - Projekt zu populärwissenschaftlichen Geschichtsmagazinen (idw)


Universität Augsburg - 10.02.2015

Kommerzialisierte Geschichte

Der Abschlussband zum EU-Projekt EHISTO über populärwissenschaftliche Geschichtsmagazine liefert auch wertvolle Anregungen und Grundlagen für eine europäische Aus- und Weiterbildung von Geschichtslehrkräften.


Augsburg/KPP - Über zwei Jahre hinweg haben sich Expertinnen und Experten aus fünf europäischen Ländern in dem von der EU mit 300.000 Euro geförderten Projekt "European History Crossroads as Pathways to Intercultural and Media Education" (EHISTO) anhand populärwissenschaftlicher Geschichtsmagazine mit Fragen der Verantwortung der Medienöffentlichkeit und der historischen Bildung für die Vermittlung interkultureller und medienkritischer Kompetenzen auseinandergesetzt. Gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen Dr. Jutta Schumann und Miriam Hannig hat die Augsburger Projektkoordinatorin Prof. Dr. Susanne Popp jetzt unter dem Titel "Commercialised History: Popular History Magazines in Europe" einen Sammelband herausgegeben, der nicht nur die Projektergebnisse referiert, sondern auch einer europäisch orientierten Ausbildung von Geschichtslehrerinnen und -lehrern wertvolle Anregungen liefert.

Nachdem EHISTO gegen Endes seiner Projektlaufzeit im Herbst 2014 zweimal - sowohl bezüglich seiner Idee, Durchführung und Website als auch hinsichtlich des bereitgestellten Materials - als "best practice"-EU-Projekt ausgezeichnet wurde und "Euroclio", der europäische Verband der Geschichtslehrkräfte, eine Kooperation im Rahmen einer Summer School in Florenz angeregt hat, ist jetzt ein englischsprachiger Abschlussreport zu EHISTO erschienen. Über einen reinen Projektbericht hinaus bietet der 377-seitige Band Grundlagen, auf denen sich - auch im Rahmen internationaler Kooperationen - Seminare in der Geschichtslehrerausbildung zum bisher noch wenig beachteten Thema der populären Geschichtsmagazine in Europa konzipieren lassen.

Der Band, der als Print- und als Online-Version vorliegt, reflektiert u. a. die mit EHISTO verfolgten interdisziplinären Zugriffe auf das Thema - u. a. die narratologischen und medienpsychologischen Zugänge, aber auch medienwissenschaftliche, denen sich ein Beitrag der Augsburger Kommunikationswissenschaftlerin Prof. Dr. Susanne Kinnebrock widmet. Sie hat 2012 das Buch "Geschichtsjournalismus - zwischen Information und Inszenierung" mit herausgegeben und das EHISTO-Projekt als Consultant begleitet.

Die Publikation referiert darüber hinaus ausgewählte europäische Länderstudien zu populären Geschichtsmagazinen, die nach einem in Augsburg entwickelten Analyse-Modell entstanden sind. Dieses Modell eignet sich auch als Leitfaden für Weiterbildungsangebote, mit denen das Thema in nationalen Kontexten für Geschichtslehrkräfte erschlossen werden kann. Weitere Beiträge sind spezifischen historischen Themen gewidmet, denen - wie etwa dem Zweiten Weltkrieg - im Kontext populärer Geschichtsmagazine eine besonders große Bedeutung zukommt.


Ein praktikables "tool" auch für die angewandte Wissenschaft

"Unsere Publikation betritt Neuland, denn die populären Geschichtsmagazine wurden bisher noch wenig in der Public History- und medienwissenschaftlichen Forschung beachtet", betont die Augsburger EHISTO-Koordinatorin Susanne Popp. In der Geschichtsdidaktik hätten diese Magazine bislang zwar als Element der Geschichtskultur nationales, aber nicht international vergleichbares Interesse gefunden. "Weit über den reinen Berichtscharakter hinaus", so Popp, "wird unser EHISTO-Report nicht nur die weitere Forschung in den Bereichen der Geschichtsdidaktik, der Public History und der Medienwissenschaft befördern; er versteht sich vielmehr auch als ein praktikables 'tool' für die angewandte Wissenschaft, konkret für die Aus- und Weiterbildung von Geschichtslehrerinnen und -lehrern in allen Ländern Europas."


Augsburg-Shanghai-Summer School Ende Juni 2015

Der Band "Commercialised History: Popular History Magazines in Europe" wird auch Grundlage für die erste geschichtsdidaktische Augsburg-Shanghai-Summer School sein, die Anfang Juli 2015 in Augsburg stattfinden wird. Aus einer langjährigen Kooperation mit seiner Augsburger Kollegin Popp resultiert das starke Interesse von Prof. Dr. Zhongjie Meng von der East China National University , Shanghai, an einer Geschichtsdidaktik, die sich stark der Public History und der Geschichtskultur zuwendet. Meng ist Vize-Dekan der ECNU, einer der höchst gerankten Universitäten Chinas. Er selbst verbrachte 2012/13 ein ganzes Forschungsjahr in Augsburg. Derzeit arbeitet sein Schüler Chencheng Shen an Popps Lehrstuhl an seiner Dissertation über das neue Phänomen populärwissenschaftlicher Geschichtsmagazine in China - unterstützt durch ein chinesisches CSC-Stipendium, das mit DFG-Förderung vergleichbar ist.


Gesellschaftliche Verantwortung auch unter kommerziellen Bedingungen

An der auf der Basis dieser Kooperation projektierten Augsburg-Shanghai-Summer School wird sich auch Stefan Bergmann, Chefredakteur von "DAMALS", mit seiner Expertise zum Markt und zu den Produktionsbedingungen für populäre Geschichtsmagazine beteiligen. "Er wird dabei", wie Popp ankündigt, "v. a. auch darauf eingehen, dass Geschichte - das war die Kernüberzeugung hinter unserem EHISTO-Projekt - nicht gleich Geschichte ist, sondern dass Geschichtsdarstellungen sich immer in besonderer Weise gesellschaftlich verantworten müssen, auch wenn sie kommerziellen Bedingungen unterliegen."

Publikation:
Susanne Popp / Jutta Schumann / Miriam Hannig (eds.):
Commercialised History: Popular History Magazines in Europe. Approaches to a Historico-Cultural Phenomenon as the Basis for History Teaching,
Peter Lang, Frankfurt am Main u. a. 2015, 377 Seiten, ISBN 9783631657799,
Online-Version: http://www.oapen.org/search?keyword=ehisto



Weitere Informationen unter:
http://www.european-crossroads.eu

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution58

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Augsburg, Klaus P. Prem, 10.02.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Februar 2015

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