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FORSCHUNG/201: Textilien der Prähistorie (idw)


Julius-Maximilians-Universität Würzburg - 05.06.2019

Textilien der Prähistorie


Ein Verbundprojekt unter der Federführung des Landesamtes für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart untersucht erstmals systematisch die kultur-historische Bedeutung des prähistorischen Textilhandwerks in Baden-Württemberg. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Vorhaben über drei Jahre mit insgesamt knapp einer Millionen Euro. Mit dabei ist auch die Universität Würzburg.


Foto: © LAD/RPS, Y. Mühleis

Fischernetz aus Faserlein, Hornstaad-Hörnle 1A, ca. 3900 v. Chr.
Foto: © LAD/RPS, Y. Mühleis

Bei archäologischen Ausgrabungen prähistorischer Pfahlbausiedlungen an den Ufern des Bodensees und den Seen und Mooren Oberschwabens werden regelmäßig Reste von Textilien geborgen. Diese haben sich im feuchten Milieu hervorragend erhalten. Zum Repertoire der Textilfunde gehören Reste von Seilen, Netzen, Behältern, Schuhen und Kleidung.

Die Anfänge der europäischen Textilentwicklung

Im Rahmen des neuen textilarchäologischen Projekts werden die vorgeschichtlichen Textilien umfassend katalogisiert, zeitlich eingeordnet und hinsichtlich ihrer Funktion und Herstellungstechnik untersucht. Ziel ist es, Veränderungen in der Nutzung und Technik von Textilien über lange Zeiträume hinweg zu rekonstruieren und besser zu verstehen. Darüber hinaus untersuchen die Forscherinnen und Forscher erstmals systematisch, welche Techniken bereits zu Zeiten der Sammler und Jäger bekannt waren und sich auch in den darauf folgenden Zeiten der frühen sesshaften Bauern erhalten haben.

Das Projekt widmet sich außerdem der Untersuchung der Entstehung von Rinden- und Basttextilien ab den ersten Funden zur Zeit der Jäger und Sammler und ihres Wandels bis hinein in die Bronzezeit. Die Gehölzbaste stehen ganz am Anfang der frühen europäischen Textilentwicklung. Ab dem 4. Jahrtausend vor Christus werden diese Gehölzbaste zunehmend von gewebten Textilien abgelöst.

Wichtige Ergebnisse sollen abschließend der Forschung in Datenbanken, Katalogen und Publikationen ebenso wie der Öffentlichkeit bei einer Ausstellung präsentiert werden.

Würzburger Museologen konzipieren Wanderausstellung

An dieser Stelle kommt die Professur für Museologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) ins Spiel. Sie ist federführend bei der Konzipierung und Realisierung einer Wanderausstellung, die die im Rahmen des Forschungsprojekts erzielten Ergebnisse vorstellen wird mit dem Ziel, die Textilarchäologie stärker in den Fokus der universitären Forschung wie der Öffentlichkeit zu rücken.

Diese Wanderausstellung wird zuerst im Federseemuseum (Bad Buchau) gezeigt, um danach weitere Ausstellungsstationen zu durchlaufen. "Dabei geht es nicht nur darum, komplexe wissenschaftliche Inhalte in verständliche Texte zu übersetzen, sondern der Ausstellung ein ansprechendes Design zu 'verpassen'" und sie durch spezielle Mitmach- und Hands on-Angebote auch für breitere Besuchergruppen interessant zu machen", erklärt Guido Fackler, Inhaber der Professur an der JMU.


Foto: © LAD/RPS, Y. Mühleis

Korbfragment aus Spiralwulstechnik, Hornstaad-Hörnle 1A, ca. 3900 v. Chr.
Foto: © LAD/RPS, Y. Mühleis

Verbundpartner des BMBF-Projekts "Die kulturhistorische Bedeutung des Textilhandwerks in den prähistorischen Feuchtbodensiedlungen am Bodensee und Oberschwaben - im Kontext von Anforderungen an textile Objekte und ihre Wahrnehmung" (THEFBO) sind:

  • Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg und Federseemuseum Bad Buchau
  • Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie (Reiss-Engelhorn Museen): Forschungsstelle Textil
  • Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg: Institut für Ur- und Frühgeschichte
  • Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart (LAD): Textilarchäologie
  • Universität Würzburg: Professur für Museologie

Die Projektleitung im Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart liegt bei Dr. Johanna Banck-Burgess - Textilarchäologie (Verbundkoordination).


Weitere Informationen:
http://www.thefbo.de
Homepage des Forschungsverbunds

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution99

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Gunnar Bartsch, 05.06.2019
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juni 2019

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