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FUNDSTÄTTEN/075: Jahrhundertfund von Yavneh rückt Kultgeschichte Palästinas ins Licht (idw)


Johannes Gutenberg-Universität Mainz - 17.11.2015

Jahrhundertfund von Yavneh rückt Kultgeschichte Palästinas ins Licht

• Kleine Grube barg insgesamt 7000 Kultgegenstände aus vorchristlicher Zeit
• Antike Bevölkerung nutzte Substanzen, um Halluzinationen zu erzeugen


Nach mehreren Jahren Arbeit erschien soeben der zweite und letzte Band der Grabungspublikation von Yavneh, einer etwa 20 Kilometer südlich von Tel Aviv in Israel gelegenen Stadt. Dies dürfte eine der kleinsten Ausgrabungen gewesen sein, die jemals durchgeführt wurden, denn die Grabung beschränkte sich auf eine Grube von rund 2 Meter Durchmesser und 1,5 Meter Tiefe. "Trotzdem kann man die hier entdeckten Gegenstände wirklich als Jahrhundertfund bezeichnen", sagte Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Zwickel von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Es wurden insgesamt 7000 Kultgegenstände entdeckt, die zumindest teilweise wieder restauriert wurden und heute über mehrere Museen verteilt sind. Die Funde stammen aus der Zeit des 9. und 8. Jahrhunderts v.Chr. "Absolut einzigartig sind rund 120 kleine Kultschreine, die wohl Tempel imitieren sollen", so Zwickel, der an der Publikation der Funde beteiligt war.


Foto: © IAA/R. Kletter

Kultständer aus Yavneh
Foto: © IAA/R. Kletter

Eine Besonderheit, die jetzt in dem zweiten Band der breiten Öffentlichkeit vorgestellt wird, ist der durch naturwissenschaftliche Analysen nachgewiesene Befund, dass sich in Hunderten oder Tausenden Gefäßen, die in dieser Grube kultisch bestattet wurden, Stoffe fanden, mit denen die antike Bevölkerung von Yavneh sich Halluzinationen herbeigeführt hat.

Die Grabungen wurden 2002 von Dr. Raz Kletter, der damals bei der Antikenverwaltung Israel beschäftigt war, durchgeführt. Schon während der Grabungen, als sich die herausragende Bedeutung dieser Funde abzeichnete, wurde ein Herausgebergremium bestehend aus Raz Kletter, Dr. Irit Ziffer vom Haaretz Museum Tel Aviv und Wolfgang Zwickel gebildet, das die weitere Publikation verantworten sollte. Darüber hinaus wurden für die Publikationen auch internationale Fachleute für Spezialfragen herangezogen. An dem zweiten Band waren nun an Mainzer Forschern neben Zwickel auch die Doktorandin Nicole Straßburger und Dr. Reinhard Lehmann von der Evangelisch-Theologischen Fakultät der JGU beteiligt. "Der nun veröffentlichte Band ist somit auch ein schönes Beispiel für die internationalen Verbindungen der Biblischen Archäologie in Mainz, insbesondere auch mit der Israelischen Antikenverwaltung, mit der wir demnächst einen Kooperationsvertrag für weitere gemeinsame Arbeiten abschließen werden", fügte Wolfgang Zwickel als Leiter des Arbeitsbereichs an.


Veröffentlichung:
Raz Kletter, Irit Ziffer, Wolfgang Zwickel (Hrsg.)
Yavneh I: The Excavation of the 'Temple Hill' Repository Pit. Fire Pans, Kernos, Naos, Painted Stands, 'Plain' Pottery, Cypriot Pottery, Inscribed Bowl, Dog Bones, Stone Fragments, and Other Studies
Orbis Biblicus et Orientalis. Series Archaeologica 36
Academic Press Fribourg/Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen, 2015


Weitere Links:
http://www.ev.theologie.uni-mainz.de/index.php

https://www.uni-mainz.de/presse/36111.php
(Pressemitteilung "Sensationeller Fund von Tonmodellen aus dem Palästina des 9. und 8. vorchristlichen Jahrhunderts veröffentlicht")

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution218

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Petra Giegerich, 17.11.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. November 2015

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