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WISSENSCHAFT/074: Wissenschaftsgeschichte von Nobelpreisträgern erzählt (idw)


Kuratorium für die Tagungen der Nobelpreisträger in Lindau e.V. - 07.05.2009

Bragg, Dirac, Heisenberg, Levi-Montalcini - Wissenschaftsgeschichte von Nobelpreisträgern erzählt


Mit dem Start eines wissenschaftshistorischen Projektes erinnern die Nobelpreisträgertagungen an den 100. Geburtstag ihres Mitbegründers, Lennart Graf Bernadotte: Vorträge, die von Nobelpreisträgern in den vergangenen sechs Jahrzehnten auf den Tagungen in Lindau gehalten wurden, wurden digitalisiert und werden ab 8. Mai 2009 auf www.lindau-nobel.de schrittweise zugänglich gemacht. Mit dem Projekt fördern Kuratorium und Stiftung der Tagungen im Rahmen ihrer "Mission Education" das Interesse junger Menschen für Wissenschaft und Forschung. Die Gerda-Henkel-Stiftung ermöglicht durch ihre Förderung das Vorhaben.

Mit dem Start eines wissenschaftshistorischen Projektes erinnern die Nobelpreisträgertagungen an den 100. Geburtstag ihres Mitbegründers, Lennart Graf Bernadotte (1909-2004): Vorträge, die von Nobelpreisträgern in den vergangenen sechs Jahrzehnten auf den Tagungen in Lindau gehalten wurden, werden digitalisiert und ab 8. Mai 2009 - dem 100. Geburtstag von Graf Lennart - auf www.lindau-nobel.de zugänglich gemacht. Forscherpersönlichkeiten wie Rita Levi-Montalcini, Werner Heisenberg, Paul Dirac, Konrad Lorenz und James Watson kommen zu Wort und berichten aus ihrer Arbeit in den Laboren oder über ihren Weg zu bahnbrechenden Entdeckungen. Erfolge, Misserfolge und Umwege werden nachvollziehbar. Mit dem Projekt fördern Kuratorium und Stiftung der Nobelpreisträgertagungen im Rahmen ihrer "Mission Education" das Interesse junger Menschen für Wissenschaft und Forschung.

"Lennart Graf Bernadotte war es ein Anliegen, auch die Vorträge während der Nobelpreisträgertagungen aufzuzeichnen und sie somit für zukünftige Generationen zu erhalten. Es freut mich deshalb ganz besonders, dass wir nun anlässlich seines 100. Geburtstags diesen 'Schatz' für alle Wissenschaftsbegeisterten bergen und ihn auf unserer Webseite zugänglich machen", sagt Gräfin Bettina Bernadotte, Präsidentin des Kuratoriums für die Tagungen der Nobelpreisträger.

Die ersten elf Vorträge - gehalten auf Nobelpreisträgertagungen zwischen 1968 und 1993 - sind ab dem 8. Mai 2009 abrufbar. Der Physiknobelpreisträger des Jahres 1915, Lawrence Bragg, beschreibt in seinem Vortrag, den er 1968 in Lindau hielt, die Komplexität kristallographischer Prozesse zur Bestimmung der Struktur von Proteinmolekülen - einem Arbeitsgebiet, an dem er seit 1938 zusammen mit Wissenschaftlern (und Nobelpreisträgern) wie Max Perutz und Francis Crick arbeitete. Die zweite Frau, die einen Nobelpreis für Physiologie oder Medizin erhielt, Rosalyn Yalow (1977) ist ebenso zu hören wie Ragnar Frisch, der zusammen mit Jan Tinbergen 1969 den erstmals von der Sverige Riksbank verliehenen wirtschaftswissenschaftlichen Preis in Gedenken an Alfred Nobel erhielt, und in Lindau 1971 einen optimistischen Ausblick auf das Potential des Einsatzes von "Computer Science" für die optimale Strategiewahl bietet - eine Methode, die angesichts der aktuellen weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise weiterhin relevant bleibt. Rita Levi-Montalcini (Physiologie oder Medizin 1986), die im selben Jahr wie Graf Lennart Bernadotte geboren ist und in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag feiert, spricht über die von ihr zu jenem Zeitpunkt vorangetriebene "Magna Charta of Duties", einem Katalog von Pflichten für jeden Menschen, der die wirksame Durchsetzung der Menschenrechte erst ermögliche.

Die Gerda-Henkel-Stiftung ermöglicht durch ihre Förderung dieses wissenschaftshistorische Vorhaben. In einem ersten Schritt wurde vor sechs Monaten begonnen, die Tondokumente - Kassetten und Tonbänder aus den Jahren 1951 bis 2000 - zu digitalisieren und somit für die zukünftige Nutzung zu sichern. Dieser Prozess wird bis zum Sommer abgeschlossen. Parallel dazu wählt Professor Anders Bßrßny (Stockholm) aus dem umfangreichen Material jene Vorträge von Nobelpreisträgern aus, die sich für eine Veröffentlichung auf www.lindau-nobel.de eignen. Zu allen online gestellten Audio-Beiträgen erstellt Professor Bßrßny kurze Einführungen, die die Vorträge historisch einordnen und die Preisträger kurz vorstellen. Die Vorträge sind in der Mediathek der Internetseite als Flash-Film abrufbar. Jeder Vortrag wird um Fotographien der Preisträger, die sie auf den Nobelpreisträgertagungen zeigen, ergänzt.

Zum Start werden auch Beiträge der folgenden Nobelpreisträger online gestellt: Rudolf Mößbauer (Physik 1961), Albert Szent-Györgyi (Physiologie oder Medizin 1937), Dorothy Crowfoot-Hodgkin (Chemie 1964), Ulf von Euler (Physiologie oder Medizin 1970), Paul Dirac (Physik 1933), Gerhard Herzberg (Chemie 1971) und Friedrich von Hayek (Wirtschaft 1974).

Die Lindauer Nobelpreisträgertagungen
Die jährlich stattfindenden Nobelpreisträgertagungen der Chemie, Physiologie oder Medizin und der Physik finden seit 1951 am Bodensee statt, seit 2004 veranstalten Kuratorium und Stiftung auch Treffen der Ökonomen. In diesem Jahr treffen sich vom 28. Juni bis 3. Juli die 22 Preisträger der Chemie mit 600 ausgewählten Nachwuchswissenschaftlern aus 66 Ländern. Die Tagungen gedenken in diesem Jahr dem 100. Geburtstag ihres Mitbegründers, Lennart Graf Bernadotte (1909-2004). Ziel dieser einzigartigen Veranstaltungen ist es, im Sinne der Mission Education hochqualifizierten Nachwuchswissenschaftlern aus aller Welt die Interaktion mit den renommiertesten Vertretern Ihres Faches zu ermöglichen.

Lennart Graf Bernadotte (1909-2004)
Lennart Graf Bernadotte begründete zusammen mit den beiden Lindauer Ärzten Professor Gustav Parade und Dr. Franz Karl Hein die Nobelpreisträgertagungen. Als erster Präsident des Kuratoriums für die Tagungen der Nobelpreisträger hat er die Entwicklung dieser internationalen Plattform mehr als 30 Jahre geprägt. Aus einer Tagung, die den deutschen Wissenschaftsnachwuchs nach dem Zweiten Weltkrieg wieder an die internationale Forschung heranführen sollte, entwickelte sich dank seines nachhaltigen Engagements ein einzigartiges Treffen für den wissenschaftlichen Nachwuchs aus aller Welt. Aus Anlass des 100. Geburtstags organisieren Kuratorium und Stiftung der Nobelpreisträgertagungen eine Ausstellung. Vom 3. Juli bis 31. August wird Wissenschaft auf der Mainau für alle Besucher unmittelbar erlebbar: In 20 Pavillons werden Exponate rund um das Thema Wasser zu sehen sein. Die Ausstellung ist Ziel und Paßstation in der "Forschungsexpedition Deutschland", dem Wissenschaftsjahr 2009. Das Thema "Wasser" ist der erste Teil in einer dreijährigen Ausstellungsreihe (2010: Erde, 2011: System Erde).

Weitere Informationen unter:
http://www.lindau-nobel.de
Ab Freitag, 8. Mai, sind dort die Filme abrufbar.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution1115


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Kuratorium für die Tagungen der Nobelpreisträger in Lindau e.V.,
Christian Rapp, 07.05.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Mai 2009