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VW-STIFTUNG/011: 4,7 Mio. Euro zur Erforschung von Schlüsselthemen für Wissenschaft und Gesellschaft (idw)


VolkswagenStiftung - 01.08.2012

4,7 Millionen Euro zur Erforschung von Schlüsselthemen für Wissenschaft und Gesellschaft

Die VolkswagenStiftung unterstützt fünf interdisziplinäre Forscherteams, die sich in ihren Projekten gesellschaftlich relevanten Fragestellungen widmen werden.



Wie nehmen Menschen ihre persönliche Zukunft als Alternde in einer alternden Gesellschaft wahr? Und welche Auswirkungen haben solche individuellen Beobachtungen und Sichtweisen wiederum auf Gesellschaften des langen Lebens? Mit diesen und ähnlichen Fragen wird sich ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Jena und Erlangen-Nürnberg in den nächsten drei Jahren beschäftigen. Das aus Soziologen und Psychologen bestehende Forscherteam um Klaus Rothermund, Stephan Lessenich (beide Universität Jena) und Frieder R. Lang (Universität Erlangen-Nürnberg) möchte dazu einen national wie international einzigartigen Datensatz zum Alternserleben und zukunftsbezogenen Handeln erarbeiten und auswerten. Ein zentrales Anliegen des Projekts ist die differenzierte Erfassung von Bildern des Alterns zusammen mit Fragen der Zeitgestaltung und des Vorsorgehandelns in verschiedenen Lebensbereichen. Die Untersuchung umfasst einen mehrjährigen Zeitraum und erlaubt sowohl eine Analyse altersbedingter Veränderungen wie auch des gesellschaftlichen Wandels im Umgang mit Alter und Altern. Ein Ländervergleich zwischen Deutschland, den USA und Hongkong soll das Projekt komplettieren.

Um die Projektergebnisse auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, streben die Wissenschaftler(innen) an, ein Handbuch zu veröffentlichen. Dieses soll sowohl Praktiker aus dem Bereich Altenhilfe bei ihrer täglichen Arbeit unterstützen als auch für Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft von Nutzen sein. Das Projekt "Alter(n) als Zukunft" ist eines von insgesamt fünf Forschungsprojekten, für das die VolkswagenStiftung in ihrer Förderinitiative "Schlüsselthemen für Wissenschaft und Gesellschaft" insgesamt rund 4,7 Millionen Euro zur Verfügung stellt.


Die weiteren Projekte finden Sie im folgenden Überblick:

Konsumästhetik - Formen des Umgangs mit käuflichen Dingen
Warum kaufen wir dieses oder jenes Produkt? Und wie gehen wir mit käuflichen Dingen um? Was sagen die Produkte oder Orte wie der Supermarkt über uns und unsere gegenwärtigen Kulturpraktiken aus? Antworten auf diese Fragen sucht ein Forscherteam der Universitäten Frankfurt und Münster sowie der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Die Erforschung des Umgangs mit Konsumgütern und Alltagsgegenständen in Hochkultur und Alltag und seine Vermittlung über Medien stehen im Mittelpunkt der Analyse auf so unterschiedlichen Feldern wie der Literatur, der Popmusik, dem Film und dem Internet. Das Vorhaben umfasst vier Teilprojekte: Popmusik als Marke - Marken in der Popmusik; Liebe und ihre Verbindung zum Konsum; Konsumobjekte im bewegten Bild des Internets sowie Konsum als Kulturtechnik. Zum Projektende ist eine Ausstellung zum Thema "Kulturästhetik des Handys" geplant; hier werden auf ungewöhnliche Art die Forschungsergebnisse der gemeinsamen Untersuchungen eines Konsumobjekts der Öffentlichkeit präsentiert. Die Projektbeteiligten sind: Heinz Drügh, Birgit Richard (Frankfurt), Moritz Baßler (Münster) und Wolfgang Ullrich (Karlsruhe).

Emotionen in der Wissenschaft
Wie beeinflussen Emotionen die vermeintlich objektive wissenschaftliche Arbeit? Dieser Frage widmet sich ein interdisziplinäres Forscherteam bestehend aus Katja Liebal und Thomas Stodulka von der Freien Universität Berlin und Oliver Lubrich von der Universität Bern. Ziel des Ethnologie, Literaturwissenschaft und Psychologie umfassenden Projekts ist es, Emotionen nicht wie üblich aus dem Forschungsprozess auszublenden, sondern für die Wissenschaft und für deren Verständnis produktiv nutzbar zu machen. Damit trägt das Vorhaben zur Selbstaufklärung der Wissenschaft als wichtigem gesellschaftlichen Akteur bei.

Optimierungszwänge in der Beschleunigungsgesellschaft
Die moderne Gesellschaft befindet sich in einem Prozess stetiger Beschleunigung. Um mitzuhalten, muss sich der Mensch auf immer neue Gegebenheiten einstellen und sich und sein Verhalten fortwährend optimieren. Wie sich dieser Perfektionierungszwang auf das individuelle Leben auswirkt, ist Gegenstand eines Forschungsvorhabens von Vera King (Universität Hamburg), Hartmut Rosa (Universität Jena) und Benigna Gerisch (International Psychoanalytic University, Berlin). Die Wissenschaftler(innen) aus den Bereichen Erziehungswissenschaft, Psychologie und Soziologie möchten herausfinden, welche Konsequenzen eine nach stetiger Steigerung strebende Moderne auf unsere individuelle Lebensführung, soziale Beziehungen und Körperpraktiken hat.

Erkenntnis durch Interaktion
In einem Gemeinschaftsvorhaben der Universitäten Heidelberg und München wollen Philosophen, Psychologen und Psychiater eine menschliche Fähigkeit untersuchen, der für die Verständigung in modernen Gesellschaften eine Schlüsselrolle zukommt: der Fähigkeit, in sozialen Interaktionen unterschiedliche Perspektiven einnehmen zu können. Wie entsteht diese Perspektivenbeweglichkeit und wie entwickelt sie sich, beispielsweise bei Kindern? Wie wichtig ist es für unser Selbstverständnis, von anderen zu lernen und daraufhin unseren Blick auf die Welt zu verändern? Und inwiefern ist diese "Erkenntnis durch Interaktion" bei psychischen Störungen wie etwa dem Autismus beeinträchtigt? Diesen und anderen Fragen möchten die Forscher(innen) nachgehen. Die Projektbeteiligten sind: Thomas Fuchs, Sabina Pauen, Corinna Reck, Birgit Träuble (Heidelberg) und Beate Sodian (München).

Mehr Informationen zur Förderinitiative "Schlüsselthemen für Wissenschaft und Gesellschaft" finden Sie unter:
http://www.volkswagenstiftung.de/foerderung/herausforderungen/schluesselthemen-fuer-wissenschaft-und-gesellschaft.html .

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter: http://idw-online.de/de/institution458

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
VolkswagenStiftung, Jens Rehländer, 01.08.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. August 2012