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GUTE-NACHT/2307: Familie Schwalbe - Der Affe im Museum (SB)


Familie Schwalbe - Der Affe im Museum

"Wie geht die Geschichte vom Vogelmann und seiner Vogelfrau weiter?" fragt sich Vater Menschlein.


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Leider lebten der Vogelmann und seine Frau nur zwölf Jahre zusammen. Denn die Vogelfrau verstarb schon sehr früh. Nach der Geburt des sechsten Kindes starb Elisabeth. Die letzten beiden Jahre hatten sie in Australien verbracht. Dorthin waren sie gereist, um Vögel zu fangen, auszustopfen und sie dann zu zeichnen. John Gould hat viele Vogelzeichnungen zusammengetragen und sie in Büchern herausgegeben. Die Vögel Europas, die Vögel Asiens, die Vögel Australiens, die Vögel von Großbritannien und einiges mehr. Es war ein ganzes Stück Arbeit bis die Bücher fertig waren. Das Zeichnen und Malen dauerte seine Zeit. Das ging nicht so schnell wie heutzutage. Heute kann man in kurzer Zeit viele Fotos knipsen und der Zoom holt die Tiere sogar nahe heran. Allerdings muß der Fotograf auch schnell sein, denn die Tiere stellen sich ja nicht in der Position auf, in der sie gerade gewünscht werden. Also Tierfotos zu schießen, hat auch seine Tücken.

Übrigens: Bevor sich der Vogelmann mit seiner Frau Elisabeth vermählte, passierte folgende Geschichte. John Gould war gerade ein Jahr in London und führte seinen Laden, den in dem er ausgestopfte Tiere verkaufte. Da wurde im Jahr 1826 die Zoologische Gesellschaft gegründet. Diese Gesellschaft hatte es sich als Ziel gesetzt, eine Menge lebender Tiere zu halten, außerdem ein Museum mit präparierten Tieren zu errichten und zusätzlich eine Bibliothek zum Thema aufzubauen. Sicher hatten sie nicht daran gedacht, diese Tiere, ob tot oder lebendig, aller Welt zu zeigen. Nur die wohlhabenden Leute sollten wohl in den Genuß kommen, die seltenen Tiere betrachten zu können.

Ein Jahr nach der Gründung der Gesellschaft brauchten sie einen Direktor für ihr Museum. Dazu ernannten sie John Gould. Das Museum hatte inzwischen schon 450 präparierte Tiere. Viele waren Schenkungen von reichen Abenteurern, die in ferne Länder reisten und von dort die Tiere mitbrachten.

Meist hatten sie sie selbst erlegt und wollten sie jetzt gern im Museum von anderen Leuten bewundert sehen, natürlich mit einem Schild daran, wer dem Museum dieses seltene Tier gestiftet hat. Manchmal wurden aber im Museum auch lebende Tiere untergebracht. So kam eines Tages ein kleiner Bartaffe in das Museum von John Gould.

Es war nicht ein Affe wie Judy von Daktari, die nur bösen Leuten etwas tut. Affen leben normalerweise auf Bäumen und schwingen sich von Ast zu Ast. Was also macht so ein kleines Äffchen nun in einem Museum? Es turnt selbstverständlich auf allem herum, wenn es nicht in seinem Käfig steckt.

Der kleine Affe wurde von den Museumsleute als munterer Geselle beschrieben. Alle hatten ihn ins Herz geschlossen. Doch es wird auch berichtet, daß der Kleine großen Schaden anrichtete. Als Beispiel zählen die Museumsleute einen Quittungsblock auf, den der Affe zerrissen haben soll. Warum gerade so ein Quittungsblock angeführt wird, zeigt wie wertvoll früher solche Papier- und Drucksachen waren. Es stellte sich später aber heraus, daß der Affe zu Unrecht beschuldigt worden war und mit dem zerrissenen Quittungsblock gar nichts zu tun hatte.

21. April 2007

Gute Nacht