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GUTE-NACHT/2414: Miranda liegt auf der Lauer (SB)


Miranda fragt Arim, ob er Hunger hat und was er denn zum Abendbrot essen möchte. "Einen dicken fetten Pfannekuchen!" gibt Arim zur Antwort. "Aber den gab es doch schon gestern. Heute gibt es bestimmt nur Brot. Du kannst dir aussuchen, was du obendrauf haben möchtest."

"Einen dicken fetten Pfannekuchen", wiederholt Arim. "Wir sind hier nicht im Schlaraffenland, so wie in dem Buch von Opa", erklärt Miranda und fügt in strengem, ihre Oma nachahmenden Ton hinzu, "es wird gegessen, was auf den Tisch kommt."

Arim verzieht das Gesicht und holt aus seiner Hosentasche eine etwas angedrückte Fliege heraus. Diese legt er auf den Tisch. Nun verzieht auch Miranda ihr Gesicht. "Wo hast du die denn her?" fragt sie. "Ich hab sie gefangen. Naja für meine Spinne. Aber sie ist immer noch nicht zurückgekehrt."

"Sie wird schon kommen", tröstet Miranda ihren Freund. "Vielleicht muß ich sie nur anlocken?" überlegt Arim, "ich lege ihr die Fliege in die Badewanne. Dann kommt sie bestimmt." Gesagt, getan! Miranda und Arim legen sich auf die Lauer und blicken durch das schmale kleine Fenster ins Bad des Puppenhauses. Warten findet Miranda langweilig. Und weil jetzt Mama zum Abendessen ruft, geht sie in die Küche und verspricht mit kleinen Schnittchen wiederzukommen.

Zuerst möchte Mama, daß Miranda am Tisch sitzenbleibt. Dann aber bettelt Miranda und sagt, daß Ken und Barbie auch mitessen wollen. Mama gibt nach. Sie hat sowieso noch etwas mit Papa zu besprechen.

"Du bist aber schnell zurück!" begrüßt sie Arim. "Ja, dabei hätte ich eigentlich gar nicht in meinem Zimmer essen dürfen. Ich habe aber gesagt, daß Ken und Barbie auch etwas zu essen wollen. Nunja, ein bißchen geflunkert habe ich schon. Du trägst ja nur Kens Hose und Barbie ist in diesem Fall eine Spinne." Miranda lacht. Dann setzt sie sich wieder auf ihren Platz zurück und beobachtet mit Arim, ob die Spinne sich durch eine tote Fliege anlocken läßt. Die beiden können lange warten. Denn nichts geschieht.

Später als Mama zum Gute-Nacht-Sagen kommt, fragt sie: "Warum hast du eigentlich dein Barbiehaus so abgedunkelt. Du kannst deine Puppen ja gar nicht mehr sehen." - "Die wollen auch mal für sich sein", erklärt Miranda. Mama aber findet: "So ist es ein gutes Versteck für alle möglichen ekligen Tiere, zum Beispiel Spinnen." Miranda macht große Augen und fragt so unscheinbar wie es nur geht: "Hast du denn welche darin gesehen?" - "Ja, beim letzten Aufräumen und ich habe sie dir zuliebe nicht zerdrückt, sondern nach draußen ins Freie gesetzt." Miranda schluckt und sagt nichts mehr.

Nachdem Mama das Zimmer verlassen hat, holt sie Arim aus seinem Versteck im Barbiehaus heraus. "Ich habe alles gehört", sagt Arim. Jetzt wissen die beiden, warum die kleine Hausspinne eines Tages nicht mehr da war. Miranda ist aber nicht nur wegen der Spinne traurig. "Du bist hier nicht mehr sicher. Womöglich setzt dich Mama auch vor die Tür, wenn sie dich erwischt, wenn ich mal nicht da bin."

Für dieses Problem müssen sich die beiden etwas einfallen lassen. Arim denkt daran, wenn er jetzt sein kleines Haus aufgeben soll, ist er wieder so traurig wie zuvor. Was sollen die beiden bloß tun? An diesem Abend fällt den beiden so ungleichen Freunden keine Lösung ein. Darum schlafen sie erst einmal darüber. Vielleicht kommt ihnen ja über Nacht eine Idee.

29. August 2007

Gute Nacht