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GUTE-NACHT/2447: Apfelpflücker am Werk (SB)


Heute ist ein richtig schöner Herbsttag. Den verbringt Oma Lotte bestimmt nicht im Haus. Es wird Zeit, die Äpfel zu pflücken und sie für den Winter einzulagern. Werden die Äpfel ganz vorsichtig gepflückt und dann jeder für sich so in eine Stiege gelegt, daß sie nicht aneinander stoßen, dann halten sich die Äpfel sehr lange. Sie haben von Natur aus eine Schutzschicht, die dies ermöglicht.

Die unteren Zweige sind schnell leergepflückt. Was aber ist mit den Äpfeln, die weiter oben im Baum hängen und an die Oma Lotte und Leonie nicht heranreichen. "Ich kann auf den Baum klettern", schlägt Marco vor, dem das Zielwerfen gestern viel Spaß bereitet hat. Auf den Baum zu klettern, macht ihm ebenfalls Spaß. Aber Oma Lotte hat einen anderen Vorschlag: "Wir nehmen den Apfelpfücker. Wir brauchen eine der langen Bohnenstangen. Ich hole schnell im Haus den Pflücker."

Marco überlegt, wer denn wohl zum Apfelpflücken gekommen sein mochte. Eigentlich wollte er ja mithelfen, aber wenn Oma ihn nicht gebrauchen kann, soll sie sich die Äpfel eben von einem anderen herunterholen lassen. Als Oma Lotte wieder aus dem Haus kommt, hat sie niemanden bei sich. "Ist wohl nicht gekommen, dieser Pflücker", denkt Marco hämisch. Da aber hält Oma Lotte ein kleines Netz hoch, das an einer Art Metallrahmen befestigt ist. Der Rahmen mit dem Netz läßt sich leicht auf die Bohnenstange spießen. "Wir brauchen noch die leeren Kisten", sagt Oma und geht mit Leonie zur Waschküche, wo leere Kartons stehen.

In der Zwischenzeit wird Marco geradezu magisch von der langen Bohnenstange angezogen. Ihm ist schnell klar, wie dieser Apfelpflücker funktioniert. Wie eine Art verlängerter Arme kann Marco mit der Bohnenstange weit hinauf in den Apfelbaum reichen. An dem Metallrahmen sind außer dem kleinen Netz, das die herunterfallenden Äpfel auffängt, auch noch Zacken angebracht, die wie eine Krone den Metallrahmen zieren. Mit diesen Zacken können die Äpfel abgepflückt werden. Das kleine Netz verhindert, daß sie zu Boden fallen. Bereits zwei Äpfel hat Marco auf diese Weise abgepflückt.

Jetzt kommen Oma Lotte und Leonie um die Ecke. Jeder trägt zwei Kisten in den Händen. Marco ist ganz vertieft in seine Arbeit, daß er die beiden erst bemerkt, als sie neben ihm stehen. "Wenn du magst, kann ich jetzt übernehmen!" meint Oma Lotte. Doch Marco hat Gefallen an dem Pflücken mit dem langen Arm gefunden und hilft nun mit. Leonie möchte ihren Bruder auch mal ablösen. Als dieser ihr die Bohnenstange überläßt, ist er sich sicher, den Apfelpflücker gleich wieder zu erhalten. Und richtig. Für Leonie ist die Bohnenstange viel zu schwer. Damit dann auch noch zu zielen und etwas abzupflücken, schafft sie nicht.

So ist die Arbeitsteilung bereits vorgegeben. Marco pflückt, Leonie holt die Äpfel aus dem Netz und Oma Lotte prüft die Äpfel genau und sortiert sie in die verschiedenen Kisten. Denn die Äpfel am Baum gleichen nicht einer dem anderen. Da gibt es große und kleine, welche bei denen ein Wurm herausschaut oder die schon eine faule Stelle haben. Oma Lotte sortiert die dicken Äpfel zusammen und alle kleinen. Sie prüft die Äpfel daraufhin, ob sie trotzdem, daß sie am Baum hingen, irgendwo eine weiche Stelle haben.

Die ganze Pflückaktion dauert so seine Zeit. Denn es ist gar nicht so leicht mit dem Pflücker, immer gleich einen Apfel am Baum zu erwischen. Manche Äpfel haben einfach noch keine Lust, ihren Platz an der Herbstsonne zu verlassen. Da braucht es erst einen heftigen Sturm, auch den letzten Apfel davon zu überzeugen, daß jetzt der Winter im Anmarsch ist und alle Äpfel besser ins Haus wandern.

Über die Hälfte der Äpfel hat Marco heruntergeholt, als es Zeit wird, das Abendbrot vorzubereiten. "Morgen ist auch noch ein Tag!" sagt Oma Lotte, als Marco mit dem Pflücken gar nicht aufhören will.

9. Oktober 2007

Gute Nacht