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GUTE-NACHT/2623: Ein Pfennig auf Reisen - Im Gedränge (SB)


Ein Pfennig auf Reisen

Der kleine Pfennig träumt, er wäre in die Zeit zurückgekehrt, in der es noch viele andere Glückspfennige gab. Von der Straße wurde er eines Tages aus dem Rinnstein aufgelesen, zuerst abgeputzt, dann aber gleich wieder dreimal naß gespuckt. Das klebte ein bißchen. Anschließend wurde der Pfennig erneut abgewischt und in eine ziemlich enge Hosentasche gesteckt. Hier waren noch andere Dinge vorhanden. Es gab eine Schachtel mit Streichhölzern, einen Knopf, ein schmutziges Taschentuch, das aber keiner in der Dunkelheit der Tasche bemerkte, ein paar Grassamen, sogar etwas Erde und noch so einiges mehr, das sich aber in den Ecken der Tasche verborgen hielt, um nicht entdeckt zu werden. Andere Geldstücke gab es hier keine mehr und der kleine Pfennig wunderte sich schon, wohin er geraten war.

Es dauerte nicht lange, da schien in der Tasche etwas mehr Platz geschaffen worden zu sein, obwohl nichts herausging und auch nichts weiteres in die Hosentasche hinein gestopft wurde. Plötzlich fühlte es sich um den kleinen Pfennig ganz kalt und sogar recht naß an. "Das ist der Schaumi!" rief das Taschentuch dem kleinen Pfennig zu, "rette sich wer kann, damit ihr nicht aufgelöst werdet!"

Das hereinströmende Wasser stürzte sich auf das Taschentuch und schien es hin und her zu schleudern, so lange bis es endlich zerriß. Dem kleinen Pfennig dagegen konnte das Wasser nichts anhaben. Es tat ihm sogar gut, was der kleine Pfennig aber erst später bemerkte. Denn als der Schaumi verschwunden war, kam eine Hand in die Hosentasche und zog alle Gegenstände heraus. Nur die kleinen Dinge, die sich bedeckt gehalten hatten, verkrochen sich noch tiefer und kamen nicht unter der Sonne zum Vorschein.

"Was ist denn das?" fragte eine vorwurfsvolle Stimme. Eine andere antwortete: "Das sind meine Schätze!" Die erste Stimme räusperte sich: "Ja, stimmt, der Kleine hier ist ein wirklicher Schatz, wenn es denn hundert Jahre weiter wäre. Du weißt doch, daß du deine Hosentaschen immer vorher ausleeren sollst, bevor die Kleidung in die Waschmaschine wandert." - "Ja, Mama, hab ich nur vergessen!" Jetzt reichte Mama den kleinen Pfennig ihrem Gegenüber und verschwand. Der Junge jedoch, der den Pfennig entgegen genommen hatte, besah sich den kleinen Pfennig und befand ihn als schön, denn er war in der Waschmaschine doch recht sauber geworden. "Dich stecke ich in meine Spardose. In der Eule sind noch jede Menge mehr Pfennige. Da wirst du deinen Spaß haben. Und so war es auch. Aber davon ein anderes Mal mehr.

7. Mai 2008

Gute Nacht