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GUTE-NACHT/2824: Zwei Spitzen (SB)


Gute Nacht Geschichten


Es war der letzte Tag vor Weihnachten. In der Stadt waren die Bäume für das Fest schon ziemlich ausgesucht. Die Händler verkauften nur noch ihre letzten Vorräte. Weil nach Weihnachten kein einziger Baum mehr über den Ladentisch gehen würde, wurden die Bäume in der Schonung nicht mehr abgesägt, sondern konnten davon träumen, im nächsten Jahr zu den Auserwählten zu gehören.

In den gelichteten Reihen am Verkaufsstand befand sich ganz am Ende ein etwas sonderbarer Weihnachtsbaum. Anstelle der einen Spitze, ragten bei ihm gleich zwei dergleichen gen Himmel. "So ein Mist!", hatte der Verkäufer bereits geschimpft, "dich werde ich doch garantiert nicht los. Dich kann ich höchstens als Beigabe abgeben oder bei mir selber aufstellen. Aber diesen Gefallen werde ich dir nicht tun."

Als das der Nadelbaum mit den zwei Spitzen hörte, wurde er noch trauriger als er bereits war. Dort in dem Wald von wo er herkam, hatten ihn alle gemocht, besonders die Vögel. Sie hatten sogar ein Nest zwischen die beiden Spitzen gebaut. "Ich habe nicht darauf bestanden, abgeschlagen und hierher verfrachtet zu werden", gab das Bäumchen von sich. Aber der Händler hörte es inmitten des Weihnachtstrubels nicht.

Die Bäume aber lauschten auf alles, was mit dem bevorstehenden Fest zu tun hatte. Auch das zweispitzige Bäumchen hörte gespannt den Erzählungen der anderen Bäume und der Passanten zu. Ein Weihnachtsbaum zu werden, mußte etwas ganz Besonderes sein. Schon der große Tannenbaum in der Mitte des Marktplatzes, den die kleinen Bäume von hier aus sehr gut sehen konnten, sah mit seinen Lichterketten besonders am Abend wunderschön aus. So mochte auch der kleine Tannenbaum mit den beiden Spitzen gern glänzen. Das Fest aber war immer näher gerückt und noch niemand hatte ihn mit nach Hause genommen.

Schon einige Male hatte der Verkäufer die Vorzüge eines zweispitzigen Bäumchens seinen Kunden angepriesen. Doch die lachten nur oder verzogen ärgerlich das Gesicht. Wenn er sich nicht ganz seine Kunden verkraulen wollte, war es wohl das Beste, das Bäumchen niemandem mehr zu zeigen.

Dann aber kam doch noch eine Gelegenheit. Denn unter den Kunden fand sich eine Familie, die am liebsten zwei Weihnachtsbäume gekauft hätte, ihnen aber schon der eine zu teuer war. So bot der Veräufer den doppelspitzigen Weihnachtsbaum für einen etwas günstigeren Preis an. Die Kinder aber protestierten. Sie wollten einen richtigen Weihnachtsbaum mit nur einer Spitze haben. Zwar war die Mama etwas enttäuscht, fand sie doch, daß der zweispitzige Weihnachtsbaum mal etwas ganz Besonderes wäre und wie man ihn so schön hätte schmücken können. Doch den Kindern gefiel dieser Baum eben nicht. Sie suchten sich einen ganz normalen Weihnachtsbaum aus. Um nun nicht auf dem zweispitzigen sitzen zu bleiben, bot der Händler diesen noch für einen kleinen Aufpreis mit dazu an. Jetzt nahm die Familie beide mit nach Hause. Ihr Wunsch, zwei Bäume aufstellen zu können, erfüllte sich.

Fortsetzung folgt

7. Januar 2009

Gute Nacht