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GUTE-NACHT/3012: Zu Tisch und unter Tisch (SB)


Gute Nacht Geschichten


"Schön, daß ihr angerufen habt, bevor ihr zum Essen kommt."

Mit diesen Worten läd Tante Agnes ihren Freund Jan und die Kinder Senta und Gabor ein, an der großen Tafel Platz zu nehmen. Auch Sandmann soll Platz machen. Er kriecht sogleich unter den Tisch.

"Hast du einen neuen Hund?", fragt Anton, Agnes Mann, der jetzt mit verschmierten Fingern an den Tisch kommt. Auch er ist Maler. Seine Frau blickt auf seine Hände und erhält nur ein kurzes "Hab schon" als Antwort. Gabor blickt Senta an und beide kichern. Daß auch Erwachsene ermahnt werden, sich die Hände zu waschen, ist ihnen neu.

Den neuen Gast bergrüßend verläßt Sandmann seinen Platz unter dem Tisch, wird aber sogleich von Agnes wieder dahin verwiesen. "Braves Hündchen, hört auf einen Fremden", sagt sie dann.

"Na, ich weiß nicht, Agnes, ob das so gut ist, wenn er auf jeden hört, der ihm etwas sagt? Und nein, der Hund gehört meiner Schwester und ihren Kindern. Ich habe ihn nur in Pflege."

Agnes stellt eine große Schüssel mit Frigadellen und eine andere mit Kartoffelsalat auf den Tisch. Das riecht besonders lecker und so taucht auch eine schnüffelnde Nasenspitze wieder unter dem Tisch hervor. Gabor sieht das und drückt Sandmanns Nase vorsichtig zurück. Schnell ist Sandmann wieder unter dem Tisch verschwunden. Denn von der anderen Seite fallen nach und nach kleine Fleischkrümelchen unter den Tisch. Sandmann legt sich nun zu Sentas Stuhl nieder. Er würde auch zu ihren Füßen liegen, wenn Senta nicht auf ihnen knien würde, um besser an die Teller zu gelangen.

"Ist Lisa auch mit?", fragt Anton und erhält von seiner Frau einen mahnenden Blick. Sie weiß, daß es Jan noch immer schmerzt, wenn er direkt auf seine Frau angesprochen wird.

"Nein, Lisa ist wieder mit ihrem Puppentheater unterwegs. Derzeit ist in Husum in dieser Richtung sehr viel los. Bald findet auch ein Puppentheater-Festival statt. Da wird sie ebenfalls zugegen sein mit ihrem neuesten Stück."

"Eine traurige Geschichte", wirft Senta ein und stoppt die Krümelzufuhr unter dem Tisch. "Die darf ich aber nicht erzählen", ergänzt sie noch.

Gabor sieht seine Schwester streng an. Anton und Agnes blicken sich eher verwundert in die Augen.

Noch immer finden keine weiteren Krümel ihren Weg unter den Tisch. Da bellt Sandmann.

"Was ist denn das? Ein unartiger Hund?", fragt Agne.

"Aber schnell wieder Platz und keinen Ton", fügt Jan an.

Sandmann beruhigt sich schnell. Denn bei dem folgenden intensiven Gespräch der Erwachsenen, bekommt keiner mit, daß Sandmann unter dem Tisch ganz gut versorgt wird, diesmal von zwei Seiten.

23. August 2009

Gute Nacht