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GUTE-NACHT/3030: Zwei kleine Wesen (SB)


Gute Nacht Geschichten


Auf dem Baum im Garten von Oma Trinchen und Opa Ludwig hocken zwei kleine Wesen und blicken hinunter auf den Gartentisch. Das eine schubst das andere an und sagt: "Komm! Laß uns hinunterfliegen und den beiden Menschen alles erklären." Doch das andere kleine Wesen hält gar nichts davon: "Sie werden uns mit dieser Klatsche versuchen totzuschlagen. Hast du nicht gesehen, wie sie die Fliegen gejagt haben?"

Plötzlich aus heiterem Himmel, so als hätte sie etwas vernommen, dreht Oma Trinchen ihren Kopf zum Baum hinauf und stellt fest: "Schau mal, Opa! Was für wunderschöne Schmetterlinge?" Aber Opa Ludwig sieht keine Schmetterlinge. "Wo schaut Oma Trinchen bloß wieder hin?", fragt er sich. "Jetzt sind sie fort, wie schade!", Oma Trinchen ist enttäuscht, "ich habe noch nie so schöne Schmetterlinge gesehen. Dabei ist mir ihre Art völlig unbekannt."

Ein winziges Lachen ist zu vernehmen. Wie das Säuseln des Windes klingt es. Es kommt aus dem Baum, der sich wie ein Dach über den Gartentisch ausbreitet. Eines der beiden kleinen Wesen hat das Lachen von sich gegeben, während das andere seinen Finger auf den winzigen Mund legt, um deutlich zu machen, daß beide still sein möchten.

Oma Trinchen und Opa Ludwig haben sich zum Abendbrot in den Garten begeben. Nicht mehr viele Tage, dann wird es hier draußen zu kalt dafür sein. Oma Trinchen blickt noch einmal nach oben, doch die Schmetterlinge sind fort. "Schade", denkt sie und ärgert sich, daß Opa keinen Fotoapparat dabei hat. "Sonst fotografiert er ständig. Aber wenn wirklich mal etwas Schönes zu sehen ist, hat er keinen Apparat dabei." Oma überlegt, ob sie die beiden Schmetterlinge vielleicht aus dem Gedächtnis malen kann. Im Haus hat sie einen kleinen Raum zum Nähen und Basteln. Dort steht auch eine Staffelei. Noch immer steht darauf ein angefangenes Bild, das sie vor Jahren begonnen hat, als die Kinder noch im Haus lebten. Damals fand sie nie Zeit, es fertig zu stellen. Vielleicht sollte sie jetzt damit fortfahren. "Möchtest du noch etwas essen?", fragt sie Opa Ludwig. Er schüttelt den Kopf. Zusammen räumen sie den Tisch ab und gehen ins Haus. Noch einmal blickt Oma Trinchen an die Stelle, wo sie die Schmetterlinge gesehen hat. Wenn sie es sich recht überlegt, stellt sie sich doch die Frage, ob es wirklich Schmetterlinge gewesen sind. War es nicht vielleicht nur eine Luftspiegelung? Jedenfalls beschließt Oma Trinchen, sich gleich nach dem Abwasch an die Staffelei zu setzen und die Erscheinung festzuhalten.

"Heute werde ich keine Serie mit dir gucken!", sagt Oma zu Opa, "ich habe noch etwas vor." - "Dann laß dich nicht aufhalten. Das bißchen wasche ich schon alleine ab." Oma Trinchen geht in ihr Zimmer und holt die ganz hinten im Schrank versteckte Kiste mit den Farben und die Milchkanne, in der sie ihre Pinsel aufbewahrt. Sie setzt sich an die Staffelei und besieht sich das Bild. Eine Halle mit einem Säulengang ist darauf gemalt, die ins Freie führt. Dort irgendwo im Freien will sie die beiden Schmetterlinge unterbringen. Oder soll sie die beiden hier auf der großen Säule plazieren?

Zuerst zeichnet sich Oma Trinchen eine Skizze. Dann erst beginnt sie mit Farben die beiden kleinen Wesen auf das große Bild zu übertragen. Irgendwie ist das gar nicht so einfach. Es ist, als wollten die beiden Schmetterlinge keine Schmetterlinge sein, sondern als hätten sie kleine Köpfe, sowie Arme und Beine. Oma Trinchen hat einen Blitzgedanken. Das was sie erinnert waren keine Schmetterlinge, sondern kleine Elfen. "So etwas gibt es doch nicht!", stellt Oma Trinchen fest. Doch was soll es. Auf ihr Bild kann sie malen, was sie möchte. "Alles, was es vielleicht niemals gegeben hat oder was es niemals geben wird, kann ich dennoch zu Papier bringen oder auf eine Leinwand bannen!" Mit diesem Gedanken legt sie los.

Zwei neugierige Augenpaare versuchen durch die Scheibe ihr dabei zu folgen.

16. September 2009

Gute Nacht