Schattenblick →INFOPOOL →KINDERBLICK → GESCHICHTEN

GUTE-NACHT/3060: Kürbisse (SB)


Gute Nacht Geschichten

Während Paula und Oma an ihrem Kürbis schnitzen, fragt Paula nach, was denn Großmutter Mathilde mit den vielen Kürbissen, die auf dem Hügel aus Pferdemist gewachsen sind, gemacht hat.

"Ach, da gibt es viele Dinge", erklärt Oma, "zuerst hat sie die Kürbisse vor dem Frost ins Haus geholt und in ihrem Vorratskeller gelagert. Jeden einzelnen hat sie vorsichtig getragen und brauchte manchmal dazu sogar Großvaters Hilfe. Denn die Kürbisse waren mächtig schwer. Sobald ein Kürbis Stellen bekam, daß er schlecht zu werden drohte, hat sie ihn verarbeitet. Es gab den ganzen Winter über zum Frühstück alle möglichen Marmeladen mit Kürbis, zum Mittag gab es Kürbissuppe oder Nudeln mit roter Soße mit Kürbisstückchen, dazu gab es sauer eingelegte Kürbisse, die ein bißchen wie saure Gurken schmecken. Am Abend dann lag frisches Kürbisbrot auf dem Tisch. Ja und wenn die beiden etwas zu naschen suchten, dafür hatte Großmutter Mathilde Kürbiskerne getrocknet und einige auch geröstet. Aber nicht alle Kürbiskerne wurden vernascht. Einen großen Teil hob Großmutter Mathilde auf, damit sie daraus im nächsten Jahr wieder neue Kürbisse ziehen konnte."

Paula möchte wissen, ob Oma Mathilde zu Halloween auch Fratzen in Kürbisse geschnitzt hat. "Nun, zu Oma Mathildes Zeiten kannten die Menschen hier kein Halloween. Aber zur gleichen Zeit gab es Allerheiligen und Allerseelen, wie auch heute noch. Zu diesem Anlaß wurden auch Kerzen aufgestellt und Runkelrüben ausgehölt. Da Oma Mathilde so viele Kürbisse hatte, hat sie Fratzen aus den Kürbissen herausgeschnitten und mit Kerzen bestückt. Diese Kürbisse wurden vor die Tür und um das ganze Haus gestellt, um die bösen Geister zu vertreiben. Und weißt du was?" Paula schüttelt den Kopf. "Manchmal hat Großmutter Mathilde sogar die Kürbissuppe in einen ausgehöhlten Kürbis gefüllt und auf den Tisch gestellt. Obenauf lag der Deckel ebenfalls aus Kürbis. Das sah immer toll aus und hat wunderbar geschmeckt."

Paula kann sich gar nicht vorstellen, daß so ein Gemüsetopf heiße Suppe hält. Aber sie möchte es gern einmal ausprobieren. "Da müssen wir uns gleich morgen einen neuen Kürbis besorgen. Dann kochen wir uns ebenfalls eine leckere Suppe."

Damit ist Paula einverstanden. Jetzt ist sie mit ihrer Kürbisfratze fertig. Aber irgendwie sieht sie noch nicht gruselig genug aus. Da hat Oma eine Idee. "Hast du Murmeln?", fragt sie. Paula nickt und holt ihren Beutel. "Hier sind schöne Große, die klemmen wir in die Augenhöhlen hinein. So fertig. Ist dir das jetzt gruselig genug?" Paula nickt und stellt die Fratze auf ihr Fensterbrett. Oma zündet die Kerze darin an und schaltet das Licht im Zimmer aus. "Die Schnitzarbeit hat sich wirklich gelohnt", stellt Oma fest, "nur schade, daß die Pracht schon in einer Woche vorbei sein wird, denn viel länger hält sich so ein ausgehöhlter Kürbis nicht!" - "Dann schnitzen wir uns einfach einen neuen!", schlägt Paula vor, "so lange, wie es Kürbisse gibt."

27. Oktober 2009

Gute Nacht