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GUTE-NACHT/3089: Überraschungstisch (SB)


Gute Nacht Geschichten

Hallo! Guten Abend! Es geht ja mächtig auf Weihnachten zu. Jeden Morgen ein Türchen öffnen, ist das auch eure erste Beschäftigung? Ich habe da heute eine tolle Entdeckung gemacht. Endlich hatte ich einmal Zeit, auf den Dachboden zu klettern. Betrachtet man meine mit Stroh bedeckte Kate von außen, kann man sich gar nicht vorstellen, wie geräumig der Dachboden hier in diesem Haus meiner verstorbenen Tante Edda ist. Er kommt mir fast größer vor wie die Wohnung selbst. Aber das ist auch kein Wunder. Früher wurde da oben Heu und Stroh für die Winterfütterung der Tiere gelagert.

Nun zu meiner Entdeckung. Ich habe dort oben nachgesehen, ob ich in den Kisten einen Weihnachtsbaumständer finde und vielleicht auch Kugeln oder anderen Weihnachtsbaumschmuck. Denn sonst hätte ich mir für das Fest noch einen besorgen müssen. Aber ich bin fündig geworden. Und wißt ihr, was ich außerdem gefunden habe?

Jede Menge Adventskalender. Ihr denkt jetzt sicher: "Oh, wie lecker!" Oder: "Die Schokolade ist doch sicher schon total alt!" Falsch gedacht. Meine Tante Edda hat sich jedes Jahr einen bunten Adventskalender geleistet. Aber nicht mit Schokolade darin, sondern jeder Kalender hält wunderschöne Bilder hinter den Türchen versteckt. Die Kalender sind teilweise mit Glitzerstaub bedeckt. Das funkelt nur so. Einige dieser Kalender zeigen Pferde im Schnee - kein Wunder, denn Tante Edda war ein richtiger Pferdenarr. Ich bin schon ganz gespannt, was ich hinter all den Türchen vorfinden werde, denn ich habe mir jeden einzelnen Kalender aufgehängt und werde auch alle Türchen öffnen, jeden Tag die entsprechenden. Nach Weihnachten klappe ich dann alle Türchen wieder zu und bringe die Kalender zurück auf den Dachboden. Dann kann ich mich im nächsten Jahr wieder an ihnen erfreuen.

Apropo "erfreuen"! Sicher wollt ihr weiter von den Glühwürmchen hören. Darauf seid ihr doch schon gespannt, oder?

Raute

An diesem Abend ist Mutter unterwegs. Fabrina mag das gar nicht. Nicht, daß sie und ihr Bruder allein im Haus wären. Schließlich ist auch noch Vati da. Doch Fabrina mag es einfach nicht, wenn ihre Mutter ohne sie fortgeht. Vielleicht deshalb, weil sie dann ihren Bruder nicht so viel necken kann? Fabrinas Vater betrachtet die Streitereien zwischen den Geschwistern viel kritischer als seine Frau. Als er noch ein kleiner Junge war, hatte er ebenfalls eine jüngere Schwester, die ihn ärgerte. Das war ganz schön nervig, denn gab es Streit, bekam immer nur sie Recht. Er, als Ältere, sollte stets nachgeben. Schließlich wäre er doch schon vernünftiger.

Fabrina mag es, ihre Mutter zu überraschen, wenn sie spät wieder nach Hause kommt. Am liebsten mag sie den Schreibtisch ihrer Mutter verzieren. Dort liegt stets so viel Papierkram herum - Briefe, die beantwortet werden müssen und Rechnungen, die bezahlt werden wollen. Manchmal stöhnt Mutter richtig auf, wenn sie die Stapel auf ihrem Schreibtisch sieht. Deshalb versteckt Fabrina gern alle schrecklichen Briefe unter einem Tuch. Sie bringt ihrer Mutter nichts durcheinander. Sie bedeckt die Briefe nur mit dem leichten Tuch und legt dann verschiedenes darauf, was ihrer Mutter Freude macht.

Heute gibt sich Fabrina besonders viel Mühe. Sie breitet drei Fächer über den Tüchern aus, legt ein selbstgemaltes Bild dazu und baut alle sieben Glühwürmchen dazwischen auf. "Heute bin ich ja nicht krank!", flüstert Fabrina den Glühwürmchen zu, "da könnt ihr ruhig hier im Schlafzimmer meiner Eltern schlafen."

Doch das hätte sie wohl lieber nicht machen sollen. In dieser Nacht ist sie mit Christopher und seinen Monstern ganz allein im Zimmer. Die Monster freuen sich. Sie haben sofort registriert, daß Fabrina ohne ihre Glühwürmchen zu Bett geht. Sie lachen sich bereits in ihre fetten Backen. In dieser Nacht werden sie Fabrina schrecklich quälen und böse Träume schicken.

"Warum will dieses Kind nur nicht einschlafen?", fragt das Monster Vio. "Wenn doch endlich Christopher ins Bett kommen würde", schimpft das grüne Monster. "Wiebo? Wiebo?", fragt das braune Monster, das Wiebo genannt wird. "Ist doch klar! Wenn Christopher ins Bett kommt, muß Fabrina das Licht ausschalten und schlafen!" - "Und wab dann?", fragt Wiebo, der kein "s" aussprechen kann. "Dann können wir dem kleinen Biest endlich böse Träume schicken und uns freuen, wie sie sich im Bett herumwälzt", erklärt das violette Monster.

Nun, die Monster haben sich mächtig geirrt. Christopher schaut mit seinem Vater im Fernsehen ein Fußballspiel an. Da kann Fabrina lange lesen, sogar so lange, daß sie noch wach ist, als ihre Mutter zurückkommt. Mutter schaut gleich erstmal nach ihren Daheimgebliebenen. Vater und Sohn sind noch in das Fußballspiel vertieft und wollen nicht gestört werden. So geht sie ins Kinderzimmer und sieht Fabrina lesen. "Du bist ja noch wach!", staunt sie. "Ja, ich konnte nicht einschlafen. Du warst nicht da." Schnell ist Fabrina aus dem Bett gesprungen. "Schau mal, was ich dir gemacht habe." Sie zieht ihre Mutter ins Nebenzimmer. Dorthin, wo Mutter und Vater schlafen und Mutters Schreibtisch steht.

Mutter freut sich sehr über ihren so schön gestalteten Tisch. Sie will Fabrina umarmen. Doch die hat sich schon in Mutters Bett verkrochen. "Darf ich heute mal bei dir schlafen?", fragt sie. Zuerst ist Mutter dagegen. Doch nach einem bißchen Gequängele ihrer Tochter, willigt sie ein. Bei Vater und Sohn kann es sowieso noch dauern. Mutter geht ins Bad, und anschließend kuschelt sie sich zu Fabrina ins Bett. Mutter liest Fabrina noch ein paar Seiten aus "Miss Wiss" vor. Doch sie hält nicht lange durch. Schon fallen ihr die Augen zu. Fabrina legt das Buch beiseite, kuschelt sich an ihre Mutter und weiß nicht, daß sie auch in dieser Nacht noch einmal vor den bösen Träumen der Monster verschont bleibt.

Die ärgern sich gewaltig, als sie merken, daß Fabrina nicht zurückkehrt. Fabrina dagegen ist seelig, daß sie es mal wieder geschafft hat, bei ihrer Mutter schlafen zu dürfen. Leise flüstert sie ihr ins Ohr: "Gute Nacht!"

Raute

Nun wird es auch wieder Zeit, daß wir uns verabschieden. Also bis morgen.


7. Dezember 2009

Gute Nacht