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GUTE-NACHT/3312: Der einsame Pantoffel, der Linke (SB)


Gute Nacht Geschichten vom einsamen Pantoffel


"Wieso habe ich kein Hirschhornsalz im Haus?", grübelt Oma Erna und sagt zu Bello, dem Mops, "wir hatten doch schon alle Gewürze eingekauft. Also komm, dann ziehen wir noch einmal los."

Bello macht keine Anstalten von dem gemütlichen Sessel herunter zu springen und schon gar nicht, seinen Kopf von dem kuscheligen Pantoffel hochzunehmen.

"Was soll denn das werden? Bist du jetzt etwa ein Stubenhocker geworden?", Oma Erna geht in den Flur, zieht sich so laut sie kann ihre Jacke an und klappert mit der Leine. "Bello auf, sonst geh' ich alleine!" Das Wort alleine scheint Wunder zu wirken. Vielleicht weil Bello früher oft allein gelassen wurde. Bello kommt mit dem Pantoffel im Maul auf dem Flur an. Oma Erna nimmt ihn Bello weg. "Den lassen wir mal lieber hier. Schau, ich leg ihn ins Regal, wenn wir zurück sind, bekommst du ihn gleich wieder." Bello schaut zwischen dem Regal und der Wohnungstür hin und her. Dann entscheidet er sich für die Tür.

Die Sonne scheint an diesem sonst kalten Tag und Oma Erna unternimmt einen kleinen Umweg durch die Siedlung. Hier spielen meist viele Kinder. Oma Erna mag Kinder gern. Auf dem Spielplatz der Siedlung macht sie eine Pause. Sie setzt sich auf die Bank und hält Bello ganz kurz. Denn Hunde dürfen eigentlich nicht auf den Spielplatz. Sie sollen die Sandkästen der Kinder nicht verschmutzen. Von hier aus hat Oma Erna einen freien Blick auf die Häuser. Es ist Mittagszeit. Da sind die meisten Kinder wohl gerade beim Mittagessen. Nur ein Kind fährt auf seinem Skateboard hin und her.

Oma Erna streichelt Bello und schaut zu ihrem Hund hinunter. Als sie dann den Kopf hebt, ist der kleine Skater verschwunden. Wo war der Junge nur so schnell abgeblieben? Ein Trupp älterer Jungs indess eilt den Weg hinauf. Wo wollten die denn so schnell hin? Beim ersten Haus steuern sie auf die Eingangstür zu. Irgendwas scheint da nicht zu stimmen. Oma Erna steht auf und folgt dem Weg zu den Häusern. Zwei der Jungen stehen vor der Tür des Mehrfamilienhauses, die beiden anderen scheinen im Flur zu stecken. Oma Erna hört laute Stimmen. Dann kommen die beiden anderen Jungen auch wieder aus dem Haus. Jetzt trägt der Größere der beiden etwas unter dem Arm. Das sieht aus wie ein Brett. Die Jungen scheinen es sehr eilig zu haben. Sie rennen weg. Dabei rempelt einer der Jungen Oma Erna an. Sie hat alle Mühe, sich auf den Beinen zu halten, zumal jetzt auch noch Bello an der Leine zieht, die vier Jungen anbellt und ihre Verfolgung aufnehmen will.

"Gut, daß die es eilig hatten", sagt Oma Erna später, als sie wieder zuhause im Sessel sitzt und von dem schrecklichen Nachmittag berichtet, "wer weiß, was sie mit Bello angestellt hätten?" Dabei schaut Oma Erna zum Sessel gegenüber. "Ich weiß nicht", grübelt sie, "wo hatten die so schnell dieses Brett her? Und was hatten sie damit vor?" Noch im Bett denkt Oma Erna über diese Dinge nach und da fällt ihr auch wieder der kleine Skater ein ...

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Advent 2010