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GUTE-NACHT/3328: Pinguin bei Frau Holle (SB)


Gute Nacht Geschichten von Pinguin


Mia ist ganz schön neugierig. Am Silvesterabend hat sie einen Teller umgekehrt auf den Tisch gelegt, und jetzt möchte sie wissen, ob Frau Holle ihr irgendetwas darunter gelegt hat. Zwar würde sie am liebsten den Teller hochreißen, aber wenn Frau Holle nicht da gewesen ist, wird die Entäuschung groß.

"Hast du Frau Holle gesehen?", fragt Mia darum ihren Pinguin. Schließlich kennt er sich mit Schnee und Eis aus und vielleicht ist er Frau Holle ja auch schon einmal früher begegnet. Aber Pinguin bleibt stumm und hält sich aus dieser Angelegenheit lieber heraus.

Mia bittet ihren Bruder: "Erzähl mir nochmal die Geschichte von Frau Holle." Fin, der das Märchen schon hundert Mal vorgetragen hat, stöhnt. "Bitte, bitte!", bettelt Mia. Doch Fin hat eine andere Idee: "Wir spielen einfach Frau Holle!" - "Oh, ja!", Mia ist einverstanden.

"Mit deinen Zöpfen bist du die Goldmarie und ich bin Frau Holle. Ich kann nämlich sehr gut Betten ausschütteln!", meint Fin. Mia ergänzt und fragt zugleich: "Und du bist auch die Stiefmutter. Aber wer ist die Pechmarie?" Fin dreht sich im Zimmer um. Dann zeigt er auf Pinguin. "Der ist ja schon ganz schwarz auf dem Kopf", erklärt Fin. Mia ist einverstanden.

Aus der Obstschale in der Stube holt sie ein paar Äpfel und verteilt sie auf dem Fußboden. Die Kekse auf dem Teller sind die Brote im Backofen. Dann kann es losgehen. Mia sitzt auf dem Bettrand und beugt sich vor, als wäre da ein Brunnen. In der Hand hält sie eine Haarspange, die als Spindel dient. Diese läßt sie wie aus Versehen fallen. Weinend läuft sie zur Stiefmutter: "Mutter, Mutter, die Spindel ist in den Brunnen gefallen." Mutter Fin entgegnet: "Du hast sie fallen gelassen, also spring hinterher und komm ja nicht ohne die Spindel wieder herauf."

Mia geht zum Bett zurück und macht einen Hopser. Dabei läßt sie sich auf den Boden fallen und bleibt einen Moment liegen. Dann steht sie auf und geht im Zimmer herum. Plötzlich ruft Fin, der mit seinen ausgebreiteten Armen wie ein Baum im Zimmer steht: "Schüttel mich, schüttel mich, meine Äpfel sind schon lange reif." Mia rüttelt an ihrem Bruder. Anschließend sammelt sie die Äpfel zusammen und legt sie zu seinen Füßen nieder.

Dann wandert sie erneut durch das Zimmer. Jetzt rufen die Brote im Backofen: "Zieh uns raus, zieh uns raus, wir verbrennen sonst." Mia nimmt die Kekse vom Teller und steckt einen nach dem anderen in Fins Mund. Erneut wandert sie weiter.

Da gelangt sie zum Haus von Frau Holle, die gerade mit einem Kissen in der Hand am Fenster steht. Frau Holle schüttelt das Kissen fest und ein paar Federn stieben heraus. Schnell sind sich Mia und Frau Holle des Handels einig. Mia tritt in ihren Dienst und schüttelt die Kissen kräftig mit. Da die Bezüge der beiden Kissen schon älter und nicht mehr besonders dicht sind, scheint es im Zimmer zu schneien.

"Gut, daß Mama jetzt nicht da ist", denkt Fin. Mia und Fin lachen, bis sie sich auf dem Boden in den winzigen Federn rollen. Dann kommt der Höhepunkt. Mia erhält für ihre Arbeit bei Frau Holle Gold geschenkt. Sie schreitet durch das Tor, das sie zur Erde zurück bringt, und Fin läßt goldenes Lametta, das er vom diesjährigen Weihnachtsbaum abgezupft hat, auf sie herunterfallen. So schön verziert ruft Mia: "Jetzt ist Pinguin an der Reihe."

Die Äpfel werden im Zimmer wieder auf dem Boden verteilt, ein paar Kekse sind auf dem Teller noch zurück geblieben. Auch Pinguin muß vom Bett in den Brunnen springen und landet sanft am Boden. Er watschelt über den Teppich und stößt gegen den Baum. Doch der faule Pinguin hört nicht auf sein Rufen. Das "Schüttel mich! Schüttel mich!" verklingt unverrichteter Dinge im Raum. Nun kommt Pinguin am Backofen vorbei. Ihm ist dort viel zu heiß, so daß er sogleich reißaus nimmt. Auch Frau Holle kann ihn nicht beeindrucken. Pinguin läßt sich lieber vollschneien als selbst die Kissen in die Hand zu nehmen. Frau Holle ist gar nicht entzückt über Pinguin und schimpft ihn tüchtig aus. Endlich kann auch er wieder auf die Erde zurück. Doch oh Graus, auf ihn fällt kein goldenes Lametta herab, als er durch die Pforte schreitet. Schwarze Strippen rieseln auf ihn nieder. Dafür hat Mia drei Lakritzschnecken auseinander gerollt und sie über Pinguin gehängt. Zum Schluß wird Pinguin von der Märchenmutter noch tüchtig ausgeschimpft.

Aber auch Mia und Fin kommen nicht ungeschoren davon. Denn in der Tür steht nun die wirkliche Mama und fragt, was denn hier für ein Krach sei und was die Federn auf dem Fußboden zu suchen hätten. "Gibt es da draußen nicht schon genug Schnee? Braucht ihr auch noch welchen im Zimmer?", stöhnt sie.

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31. Dezember 2010