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GUTE-NACHT/3336: Pinguin sucht den dritten Spieler (SB)


Gute Nacht Geschichten von Pinguin


Auf dem Kopfkissen sitzt Pinguin und langweilt sich. Zu seinen Füßen träumt Mia. "Warum schlafen Kinder nur so viel?", überlegt Pinguin. Er würde nämlich gern mit Mia spielen. Doch auch wenn Pinguin Mia beim Namen ruft, erwacht sie nicht. "Da suche ich mir eben jemand anderen zum Spielen", trotzt Pinguin und weiß auch schon, wenn er fragen will.

Vorsichtig klettert Pinguin vom Kopfkissen herunter. Er achtet peinlichst darauf, Mia nicht anzustupsen. Schließlich soll Mia nun wirklich nicht mehr aufwachen. Denn Pinguin will Bär besuchen. Zum Glück läßt Mia die Kinderzimmertür meistens einen Spalt offen. So kann Pinguin auf den Flur hinaushuschen. Auch die Schlafzimmertür ist nur angelehnt. Mama möchte immer mitbekommen, falls Mia ruft.

Also ist die Bahn frei, sodaß Pinguin ins Schlafzimmer gelangen kann. "Da bin ich!", platzt Pinguin hinter der Schlafzimmertür los. "Psst, psst!", flüstert die tiefe Stimme des Bären. Vorsichtig kommt er vom Nachttisch herunter geklettert. "Du schon wieder!", sagt Bär, als er bei Pinguin anlangt. "Freust du dich denn gar nicht?", fragt Pinguin, "ich möchte mit dir spielen?"

"Was sollen wir denn spielen?", brummelt Bär, der schon ziemlich alt ist, und dem der Sinn so gar nicht nach Spielen steht. Ist er doch schon fast ein Opa, so viele Jahre hat er bereits erlebt. "Wir können Fangen spielen oder Verstecken?", schlägt Pinguin vor. "Ach, zu zweit macht das keinen Spaß, da sollten wir lieber Mühle oder Dame spielen", entgegnet Bär. Pinguin ist gleich interessiert. Aber als er erfährt, daß man dabei bloß still herumsitzt und ein paar Steine abwechselnd hin und her schiebt, hat er keine Lust dazu.

"Wenn dir zwei zu wenig zum Spielen sind, suchen wir uns eben noch einen dritten!", findet Pinguin. Leider ist Pinguin noch nicht so lange im Haus, erst seit Weihnachten lebt er ja hier. Daher weiß er nicht, wer noch in Frage käme.

Bär überlegt kurz. Dann fällt ihm noch jemand ein: "Wir könnten Wuffy fragen! Das ist Fins Hund." - "Ein Hund? Ist er auch nicht gefährlich?", ängstigt sich Pinguin. "Ach, was. Der schläft ja die meiste Zeit", klärt Bär Pinguin auf. "Mhm, das klingt nicht gerade famos!", entgegnet Pinguin, der sich jetzt zu dritt Holzklötzchen über ein Brett schieben sieht. Dann aber sagt er: "Wir versuchen es einfach mit ihm. Wo steckt er denn?"

"Nun, er wird in Fins Zimmer sein. Und da hinein zu gelangen, wird schwierig." - "Wieso?", fragt Pinguin. "Fin schlägt seine Tür immer zu. Das hört man durchs ganze Haus. Und wie sollen wir dann da hinein gelangen?", erklärt Bär. "Laß uns doch einfach nachsehen gehen!", meint Pinguin voller Tatendrang.

So stapfen die beiden aus dem Schlafzimmer heraus und gelangen über den Flur zu Fins Tür. Sie ist wirklich verschlossen. "Wir können ja anklopfen und rufen!", ist Pinguins Idee und er pocht auch bereits gegen das Holz. Dann ruft er noch: "Wuffy, bist du da? Hörst du uns?" Aber von drinnen ist nichts zu vernehmen.

Bär hat plötzlich eine Eingebung: "Wuffy ist nicht immer in Fins Zimmer." - "So? Wo ist er denn dann?", möchte Pinguin wissen. "Manchmal nimmt Fin seinen Hund mit zum Fernsehen, nicht um mit ihm zu spielen, sondern um ihn als Nackenstütze zu verwenden." - "Das ist aber gemein", findet Pinguin. "Ja, und so kannst du dir auch vorstellen, daß er Wuffy dann oft im Wohnzimmer vergißt." - "Nein, wie gemein! Mia vergißt mich nie", erklärt Pinguin.

"Ach, warte bloß ein paar Jahre. Dann vergißt auch sie dich. Dann kannst du froh sein, wenn du noch auf ihrem Bett sitzen darfst. So manch einer von uns landet auf dem Dachboden oder dem Sperrmüll." Das hätte Pinguin nicht erwartet, und er möchte sich das auch nicht weiter ausmalen. Deshalb schlägt er vor, Wuffy im Wohnzimmer zu suchen.

Die Wohnzimmertür steht offen. Ungehindert treten die beiden ein und wenden sich sogleich zum Sofa hin, wo sie Wuffy vermuten. Sie haben Glück. Der kleine Stoffhund liegt oben auf der Sofalehne und schnarcht.

"Ist denn das die Möglichkeit? Ein Hund, der schnarcht. Muß er nicht, das Haus bewachen?", fragt Pinguin. "Nein, dafür gibt es ganz andere Dinge hier im Haus. Aber nun laß uns Wuffy wecken. Das wird gar nicht so einfach. Denn Wuffy ist auch ein bißchen schwerhörig. Schließlich wird er als Nackenstütze doch ganz schön oft zusammengestaucht."

Pinguin klettert auf das Sofa, von dort auf die Lehne und dann auf das Rückenteil. Hier oben kann er gut an der Wand entlang balancieren und kommt so zügig bei Wuffy an. Mit seinem Fuß tippt er vorsichtig Wuffy am Schwanz. Bär hingegen ruft Wuffy beim Namen. Es dauert eine Weile, bis dieser das mehrmalige Rufen und Anstupsen mitbekommt. Dann aber ist er endlich wach. Mit einem Mordsschreck schrickt er hoch und plumpst dabei von der Lehne auf das Sofa herunter. Dort landet er genau vor Bär.

"Bär? Was hast du mich erschreckt!", stellt Wuffy fest. "Nun, ich hab dich nicht allein geweckt. Kennst du schon Pinguin?" Bär zeigt nach oben auf die Lehne. Wuffys Blick folgt seiner Pfote. "Doch, dich kenne ich auch, du liegst immer bei Mia im Bett", seine Stimme klingt beleidigt. Pinguin weiß nicht, was er Wuffy getan hat. Aber fragen möchte er nicht. Denn so gut kennen die beiden sich ja gar nicht, daß sie solche geheimen Gedanken austauschen könnten.


In dieser Nacht wird nicht zusammen gespielt. Wuffy mault, er habe anderes zu tun, und Bär möchte zurück ins Schlafzimmer. "Wir können ja morgen Nacht alle drei zusammen spielen", schlägt Bär vor. Wuffy meint: "Vielleicht!" Nur Pinguin ist traurig, daß es nicht schon heute geklappt hat. Er schleicht sich zurück in Mias Zimmer und klettert zu ihr ins Bett. "Was Wuffy nur gegen mich hat?", fragt er sich. In seinem Kummer bemerkt er gar nicht, daß Wuffy ihm heimlich gefolgt ist und sich auf den Teppich vor Mias Bett plaziert.

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13. Januar 2011