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GUTE-NACHT/3358: Der kleine Nachtwächter in Panik (SB)


Gute Nacht Geschichten von dem kleinen Nachtwächter


Alles ging heute schief. Zuerst verschlief der kleine Nachtwächter fast das Frühstück. Dann bedauerte der Bauer, daß er nicht wie versprochen in die Stadt führe, da der Traktor nicht anspränge. Anschließend, als der kleine Nachtwächter seine sieben Sachen zusammen suchte, um zu Fuß aufzubrechen, war plötzlich Rebell verschwunden.

Der kleine Nachtwächter rief und pfiff, lief um den ganzen Hof und sogar hinaus ins Feld. Dort sah er die Jäger mit ihren Gewehren und den Jagdhunden, die bei Fuß gingen. "Hoffentlich ist Rebell nichts passiert", stöhnte der kleine Nachtwächter und wünschte inständig, sein Hund jage jetzt nicht gerade hinter einem Hasen oder gar einem Reh hinterher. Das könnte schlimm enden, wenn die Jäger ihn dabei erwischten.

"Ich brauche Hilfe!", dachte der kleine Nachtwächter und lief so schnell er konnte zum Bauernhof zurück. "Vielleicht kann mir der Bauer ein Fahrrad leihen", überlegte er. Doch inzwischen konnte der Bauer die Fehlfunktion am Traktor beheben und versprach, gleich nachdem er im Haus Bescheid gegeben habe, wohin er führe, mit dem kleinen Nachtwächter Rebell zu suchen.

Inzwischen trat der kleine Nachtwächter von einem Bein auf das andere und versuchte es noch einmal mit Rufen und Pfeifen. Doch Rebell erschien nicht. "Vielleicht sollte ich dich einfach hierlassen und alleine losziehen. Hier beim Bauern gefällt es dir sowieso am besten."

Plötzlich kam dem kleinen Nachtwächter eine Idee. Er rief nach Erna, dem Hofhund des Bauern. "Erna! Erna!" Doch auch Erna schien verschwunden. Da zählte der kleine Nachtwächter eins und eins zusammen. "Wenn also beide Hunde nicht hören, wenn ich rufe, sind sie wohl zusammen ausgebüxt. Das muß ich gleich der Bäuerin sagen."

Nun lief auch der kleine Nachtwächter zum Haus und wunderte sich dabei, warum das Bescheidsagen des Bauern so lange dauerte. Schon vom Flur her vernahm er die Stimmen in der Küche. "Aber das geht doch nicht", zischte die Bäuerin. "Aber er will es doch selber so", entgegnete der Bauer. "Hast du ihn denn wenigstens gefragt?", konterte die Bäuerin.

Dem Bauern blieb keine Zeit für eine Antwort, denn jetzt stand der kleine Nachtwächter in der Küchentür und erklärte seinerseits: "Eure Erna ist auch fort - wie Rebell!" Da begann die Bäuerin zu lachen. "Fort unsere Erna? Da schau doch mal unter dem Tisch nach!", forderte sie den kleinen Nachtwächter auf. Was er da sah, konnte er nicht glauben. In vollstem Einvernehmen lagen da Erna und Rebell zusammen und hatten nur Augen für die Schüssel in der Hand der Bäuerin.

"Rebell!", entfuhr es dem kleinen Nachtwächter. Jetzt schaute der Hund auf und lief auf sein Herrchen zu. "Ich wollte ja gerade zu dir herauskommen und dich holen, aber Mathilda hatte zuvor noch etwas mit mir zu klären", entschuldigte sich der Bauer, daß er den kleinen Nachtwächter hatte warten lassen.

"Nun sag es ihm schon!", forderte die Bäuerin ihren Mann auf, dem zweibeinigen und dem vierbeinigen Gast etwas mitzuteilen. "Mathilda meint, ihr könnt noch nicht in die Welt aufbrechen." Schuldbewußt blickte der kleine Nachtwächter drein, wußte aber nicht, was er angestellt haben könnte, daß er nicht fort soll. Da konnte die Bäuerin nicht mehr an sich halten: "Morgen hat unsere Großmutter Geburtstag. Sie wird 75 Jahre alt. Da wollt ihr doch nicht fort, ohne mit uns zu feiern? Ich backe gerade einen Käsekuchen, und auch ein Blech mit trockenem Kuchen wird es geben. Erna liebt rohen Teig. Ein bißchen bekommt sie immer ab, wenn ich backe. Und Rebell hat sich ihr angeschlossen."


Im Heu sitzt der kleine Nachtwächter und ist froh, daß Rebell nichts passiert ist. Aus dem Heu und mit einigen Garnfäden bastelt er ein Geschenk für die Großmutter. Ob ihr wohl eine Strohpuppe gefällt?

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3. März 2011